Neuordnungen von Staatlichkeit: Verwaltungshandeln zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit in der Schweiz (1960–1990)

Neuordnungen von Staatlichkeit: Verwaltungshandeln zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit in der Schweiz (1960–1990)

Veranstalter
Universität Zürich, Institut für Erziehungswissenschaft
Veranstaltungsort
Ort
Zürich
Land
Switzerland
Vom - Bis
16.03.2015 -
Deadline
04.01.2015
Website
Von
Thomas Ruoss

Die politische Programmatik in der Schweiz während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist gekennzeichnet durch das Primat der Stabilität – gleichzeitig lassen sich jedoch umfassende Neuordnungen von Staatlichkeit feststellen, ausgehandelt zwischen Öffentlichkeit, Politik und Wissenschaft. Einen zentralen Austragungsort für diese Entwicklungen stellen die öffentlichen Verwaltungen dar, deren inhaltliche Aufgabenfelder, strukturelle Kompetenzen sowie kommunikative Praktiken sich beständig und gründlich verändert haben. Der Umfang sowie die Folgen dieser Veränderungen von Verwaltungshandeln im Hinblick auf die Kräfteverhältnisse zwischen (und innerhalb) staatlichen, zivilgesellschaftlichen und privatwirtschaftlichen Akteuren sind für das politische Mehrebenensystem der Schweiz bislang kaum historisch reflektiert worden. Gleichzeitig kann davon ausgegangen werden, dass auch neue Formen der Interdependenz zwischen Politik und Wissenschaft die Praktiken und das Selbstverständnis der Verwaltungen wiederum beeinflusst haben. Gerade im fokussierten Zeitraum, im Übergang von einem Höhepunkt empirischer Sozialwissenschaften sowie politischer Steuerungs- und Planungseuphorie zu Accountability-Regimen neoliberaler Ausprägung, scheint dezidiert ein Ausbau und eine Verstetigung von spezialisiertem Wissen innerhalb der öffentlichen Verwaltungen zu beobachten zu sein. Dabei stellt sich die Frage, welche gesellschaftlichen und politischen Möglichkeitsbedingungen, Mechanismen und Folgen hinter diesen Neuordnungen auszumachen und wie diese staatspolitischen und wissensspezifischen Transformationsprozesse zu analysieren, zu beschreiben und zu interpretieren sind.

Das Ziel der Beiträge zum Themenband soll darin bestehen, in einem präzise definierten zeitlichen und politischen Kontext folgende drei Themenkomplexe zu fokussieren:
1. Transformation von Verwaltung innerhalb unterschiedlicher Politikfelder mit Fokus auf die unterschiedlichen administrativen Ebenen der politischen Systeme in der Schweiz
2. Wandel politischer Kräfteverhältnisse als Voraussetzung und/oder als Folge von Verwaltungshandeln
3. veränderte Darstellung und Wahrnehmung sozialer Phänomene durch veränderte Produktion und Verwendung von Wissen

Historische Untersuchungen von Verwaltungsgenese, -kultur und -kommunikation in verschiedenen Politikfeldern in der Schweiz, Analysen des Zusammenspiels im Mehrebenensystem sowie theoretisierende Diskussion der einzelnen Forschungsergebnisse lassen vertiefte Einsichten in die Funktionsweise des Staates und dessen Transformationsprozesse während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erwarten. Hypothesen und Erkenntnisse zum Zusammenhang sich verändernder Bildungspolitik, Bildungsverwaltung und Bildungsforschung, die am Beginn des Projektes gestanden haben, sollen mit Analysen weiterer Politikfelder konfrontiert werden. Dazu konnten bereits Forschende unterschiedlicher Disziplinen für eine Mitarbeit am Themenband gewonnen werden. Bislang sind Beiträge in den Feldern der Sozial-, Bildungs-, Fürsorge-, Hochschul-, Jugend-, Familien-, Volkswirtschafts- und Gesundheitspolitik geplant. Für die Publikation werden insbesondere noch thematische Beiträge gesucht, welche diese bestehenden Themenfelder ergänzen sowie politikfeldübergreifende Beiträge zur Veränderung und Implementierung neuer Konzepte politischer Steuerung innerhalb des Mehrebenensystems der Schweiz.

Der Themenband wird in zwei AutorInnen-Workshop (März 2015 & Frühjahr 2016) sowohl konzeptionell als auch inhaltlich weiter entwickelt. Die Bereitschaft für eine Mitarbeit an konzeptionellen Fragen des Bandes sowie die Ausrichtung des eigenen Beitrages auf diese konzeptionellen Rahmenbedingungen wird als Voraussetzung für die Teilnahme angesehen. Unter Vorbehalt einer sowohl thematischen und konzeptionellen als auch einer räumlichen und zeitlichen Passung werden Forschende unabhängig ihrer disziplinären Anbindung um Beiträge ersucht. Die Exposés sollen den Umfang einer A4-Seite nicht überschreiten. Erwünscht sind zunächst nicht ausformulierte Forschungsergebnisse, sondern Projektskizzen mit Hinweisen zur thematischen Verortung, zu den untersuchten Verwaltungsstrukturen sowie zu möglichen „Erzählstrukturen“. Redaktionsschluss und Druck des Themenbandes sind für Sommer 2016 vorgesehen. Möglich Fragen können gerne vor Eingabe eines Exposés an truoss@ife.uzh.ch gerichtet werden.

Programm

Kontakt

Thomas Ruoss

Freiestrasse 36, 8032 Zürich

truoss@ife.uzh.ch