Russlanddeutsche in einem vergleichenden Kontext: Neue Perspektiven der Forschung / Russian Germans in a Comparative Context: New Research Perspectives

Russlanddeutsche in einem vergleichenden Kontext: Neue Perspektiven der Forschung / Russian Germans in a Comparative Context: New Research Perspectives

Veranstalter
Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (Oldenburg); Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück; Nordost Institut/IKGN e.V. (Lüneburg)
Veranstaltungsort
Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.11.2015 - 19.11.2015
Deadline
15.05.2015
Von
Dr. Hans-Christian Petersen

English version below

Die Erforschung der Kultur und Geschichte der Russlanddeutschen besitzt sowohl in historischer Perspektive als auch gegenwärtig eine hohe Relevanz. Über Jahrhunderte haben Deutsche die Geschichte des Russländischen Reichs, der Sowjetunion sowie ihrer Nachfolgestaaten mitgeprägt, und bis heute sind von dort rund 2,4 Millionen Menschen als (Spät)aussiedler/innen nach Deutschland eingewandert. Russlanddeutsche sind somit integraler Bestandteil deutscher und (post-)sowjetischer Geschichte und Gegenwart.
Ziel dieser Tagung ist es, Forscher/innen mit innovativen Forschungsansätzen zu Russlanddeutschen in Geschichte und Gegenwart zusammenzubringen und die Thematik so in neue, interdisziplinäre Zusammenhänge und größere historische und soziale Kontexte einzubetten. Hierbei sind die Russlanddeutschen nicht als in sich abgeschlossene und homogene „Volksgruppe“ zu verstehen, sondern als Mitglieder globaler Netzwerke einer mehrfach „translokalen“ Diaspora, die durch den geographischen Bezug auf Deutschland wie auf Russland gekennzeichnet ist. Relevante Forschungsperspektiven sind etwa: transnationale, verflechtungsgeschichtliche und globalgeschichtliche Ansätze; Ansätze der interdisziplinären Diaspora- und Migrationsforschung sowie komparative Perspektiven in verschiedenen Disziplinen. Der vergleichende Kontext kann sich sowohl auf andere Kolonist/innen und Minderheiten im Russländischen Reich und der Sowjetunion wie auch auf andere transnationale und transkontinentale Diaspora- und Einwandererbevölkerungen in der Bundesrepublik Deutschland beziehen.
Die Veranstaltung wird sich in drei aufeinander folgende Sektionen gliedern:
Thema der ersten Sektion sollen russlanddeutsche Identitätsbildungen sein. Das dominierende Bild einer homogenen Kollektivgeschichte ‚der‘ Russlanddeutschen soll daraufhin überprüft werden, inwiefern es den vielfältigen Erfahrungen und den daraus resultierenden Identitätsentwürfen gerecht wird. Mögliche Themenbereiche sind unter anderem: Multiethnizität als Charakteristikum der russlanddeutschen Geschichte, das Spannungsverhältnis von Eigen- und Fremddefinitionen, die Frage der „doppelten Fremdheit“ und/oder doppelten Zugehörigkeit oder auch die Dominanz eines russlanddeutschen Opfernarrativs und dessen Konsequenzen.
Die zweite Sektion wird der historischen und gegenwartsbezogenen Migrationsforschung gewidmet sein. Wichtige Aspekte, zu denen Themenvorschläge erbeten werden, sind unter anderem: historische Perspektiven auf russlanddeutsche Migration in kolonialen und transkontinentalen Kontexten, aktuelle Perspektiven auf die Integration in der Bundesrepublik Deutschland, die Rückwanderung aus der Bundesrepublik in die GUS sowie die Produktion grenzüberschreitender Zugehörigkeit im Kontext von „transborder membership politics“ (gemäß Rogers Brubaker).
Der Fokus der dritten Sektion soll auf einer expliziten Thematisierung der komparativen Perspektive liegen. Dabei ist beabsichtigt, die russlanddeutschen Erfahrungen in einen größeren imperialen und internationalen Kontext zu stellen. Der Bogen dieser Erfahrungen reicht von den privilegierten Kolonisten im 19. Jahrhundert über die Deportationen im 20. Jahrhundert bis zur Spätaussiedlung nach Deutschland in den 1990er Jahren. Durch den Vergleich mit anderen ethnischen Gruppen in Russland und Deutschland soll ein differenziertes Bild der jeweiligen Erfahrungen entwickelt werden.
Jede dieser Sektionen beinhaltet einen Kommentar zu den Vorträgen sowie eine anschließende Diskussion. Zum Abschluss der Tagung werden zudem Konferenzbeobachter/innen die Ergebnisse zusammentragen und nach den Perspektiven für zukünftige Forschungen fragen.
Wir erbitten Vorschläge zu den genannten Themenkomplexen. Für die Einzelvorträge ist eine Dauer von bis zu 30 Minuten vorgesehen. Konferenzsprachen sind Englisch und Deutsch. Eine Veröffentlichung der Beiträge soll erfolgen.
Die Themenvorschläge sind in einem Umfang bis zu 300 Wörtern in einer der Konferenzsprachen zusammen mit kurzen biografischen Angaben zu Person und Forschungsinteressen bis zum 15. Mai 2015 an untenstehenden Kontakt zu richten. Bei Annahme des Vorschlags bitten wir darum, bis zum 15. Oktober 2015 ein ausführliches Paper im Umfang von maximal 4.000 Wörtern einzureichen, um eine vorherige Lektüre durch Kommentator/innen und Panelteilnehmer/innen und somit eine intensive Diskussion zu ermöglichen.

Wichtiger Hinweis: Die Tagung findet nur statt, wenn die Finanzierung gesichert ist. Vorbehaltlich des Bereitstehens beantragter finanzieller Mittel werden die Reise- und Übernachtungskosten für die Referent/innen von den Veranstaltern übernommen.

English version

The culture and history of Germans from Russia remains a highly relevant topic of scholarly research. Germans have played an important role in the history of the Russian Empire, the Soviet Union and its successor states and to this day, more than 2.4 million of them have migrated to Germany as so-called (Spät)aussiedler. Russian Germans are thus an integral part of both German and (post-)Soviet past and present.
This conference aims to bring together scholars with innovative approaches to Russian German topics in both history and the present. We understand Russian Germans not as a bounded and homogenous ethnic group (Volksgruppe) but as global networks of a “translocal” diaspora with multiple geographical reference points. Relevant approaches include: transnational, entangled, and global history; interdisciplinary diaspora and migration research; and comparative approaches from various disciplines. Comparative perspectives may focus on other colonists and minorities in the Russian Empire as well as on other transnational and transcontinental diasporas and immigrant groups in Germany.
The conference will comprise three consecutive panels:
The first panel will deal with the formation of Russian German identities. It will probe the dominant image of a homogenous collective history of Germans from Russia regarding its ability to capture multiple experiences and the resulting manifold identity conceptions. Possible topics include the multiethnic dimension of Russian German history, the tension between self-perceptions and definitions given by others, the question of “double foreignness” and/or double belonging, as well as the dominance of the narrative of Russian German victimhood and its consequences.
The second panel will be dedicated to Russian German migration past and present. Topics may include, but are not limited to the migration of Germans from Russia in colonial and transcontinental settings, current perspectives on their integration in Germany, remigration from Germany to the former Soviet Union, as well as “transborder membership politics” (Rogers Brubaker).
The third panel will have an explicitly comparative focus and seeks to place Russian German experiences in larger imperial and international contexts. These experiences include the privileged colonists of the nineteenth century, the forced migrants of the twentieth century as well as the Spätaussiedler of the 1990s. A comparative view of other ethnic groups in Russia and Germany will contribute to a differentiated analysis of the respective experiences.
A commentator will discuss the papers in each section, followed by an open discussion. At the end of the conference, expert observers will discuss the results of the three panels and develop perspectives for future research.
We invite proposals for papers for any of the three thematic panels. Individual presentations will last up to 30 minutes. The conference will be held in English and German. We plan a publication based on the contributions to the conference.
Please submit abstracts of no more than 300 words in either English or German accompanied by a short biographical note and statement of research interests until 15 May 2015 (contact details see below). If your proposal is accepted, we will ask you to submit a detailed paper of up to 4.000 words until 15 October for pre-circulation among commentators and panelists.

Important note: The conference will only take place if funding is secured. Given the availability of requested funds, the organizers will cover expenses for travel and accommodation.

Programm

Kontakt

Dr. Hans-Christian Petersen

Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE)
Johann-Justus-Weg 147a, D-26127 Oldenburg

hans-christian.petersen@bkge.uni-oldenburg.de

http://www.bkge.de/
Redaktion
Veröffentlicht am
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Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung