Arme Juden! Über den Umgang mit Not (Sommeruniversität)

Arme Juden! Über den Umgang mit Not (Sommeruniversität)

Veranstalter
Abteilung für Jüdische Geschichte und Kultur der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Jüdische Studien der Universität Basel, Institut für Judaistik an der Universität Wien, Lehrstuhl für Judaistik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Sigi-Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien an der Universität Zürich, Jüdisches Museum Hohenems
Veranstaltungsort
Jüdisches Museum Hohenems
Ort
Hohenems/Vorarlberg
Land
Austria
Vom - Bis
28.06.2015 - 03.07.2015
Deadline
25.05.2015
Von
Evita Wiecki

Jüdisches Leben in Europa war jahrhundertelang von der Erfahrung der Armut geprägt. Hinter den großen Erfolgsgeschichten und den dramatischen Katastrophen, jenseits der Beschwörung kultureller Traditionen und der Nostalgie des Schtetl wird die Alltagsgeschichte von Not und Elend häufig vergessen.

Die Mehrheit der europäischen Juden befand sich immer wieder am Rande der Existenz. Als besonderen Gesetzen unterworfene Minderheit waren sie lange Zeit von weiten Bereichen der Ökonomie abgeschnitten, in ihrem sozialen und kulturellen Leben eingeschränkt oder – besonders in Osteuropa – in Formen einer repressiven und mit wachsendem Elend verbundenen Teilautonomie sistiert.

Massenemigrationen von Ost nach West und die Abwanderung aus den traditionellen Landgemeinden in die urbanen Zentren waren die Folgen, die neue Erfahrungen ermöglichten, aber auch soziale Härten nach sich zogen, die wiederum zum Gegenstand politischer und gesellschaftlicher Ideen, Utopien und Diskussionen wurden. Dabei war der Umgang mit menschlicher Armut überhaupt ein Thema der jüdischen Tradition von den biblischen Texten bis zum Sozialismus.

Die Sommeruniversität 2015 wird aus dem Blickwinkel verschiedener Disziplinen die soziale Realität, aber auch die politische und religiöse, literarische und filmische Auseinandersetzung mit jüdischer Armut betrachten. Versuche, jüdischer Armut mit teils traditionellen, teils modernen Formen der Selbsthilfe zu begegnen, werden dabei ebenso Thema sein, wie die Texte der jüdischen Traditionsliteratur.

Programm

Vorträge:
Prof. Dr. Gerhard Langer (Wien): Eigentlich sollte es bei dir keine Armen geben" (Dtn 15,4). Zur Herausforderung der Armut in der jüdischen Traditionsliteratur
Prof. Dr. Alfred Bodenheimer (Basel): Schnorrer in der jüdischen Literatur und jüdischen Witzen
Prof. Dr. Michael Brenner (München): Arme Juden – reiche Juden: Selbst- und Fremdwahrnehmungen in der jüdischen Moderne
Prof. Dr. Jeffrey Shandler: The Visitor’s Gaze on East European Jewish Poverty
Dr. Nicolas Berg (Leipzig): Luftmenschen – Reale Arme und imaginierte Reiche: Von der Überzeugungskraft sozialer Metaphorik um 1900
PD Dr. Martha Keil (St. Pölten): „… und er gab mir einen Mantel, der für einen Armen passend war“. Armut und Armenfürsorge im mittelalterlichen Aschkenas
Prof. Dr. Sabine Koller (Regensburg): Die Poesie der Bettler – Streifzüge durch die ostjüdische Malerei und jiddische Literatur
Prof. Dr. Emile Schrijver (Amsterdam/Zürich): Bücher für die Reichen und Bücher für die Armen
Prof. Dr. Stefan Rohrbacher (Düsseldorf): "Arm und reich - im Tode gleich?“ Vom Leben, Sterben und Begrabensein in jüdischen Landgemeinden des 19. Jahrhunderts

Seminare
Prof. Dr. Mirjam Zadoff (Bloomington, Indiana): Hunger: (Ueber)leben im Ghetto 1939-1945
Prof. Dr. Noam Zadoff (Bloomington, Indiana): Ma'abarot. Migration, Armut und Not in den ersten Jahren des Staates Israel
Dr. Ann-Christin Saß (Berlin): Wohltätigkeit, Fürsorge und Selbsthilfe – Flüchtlingselend im Weimarer Berlin
PD Dr. Erik Petry (Basel): Der arme jüdische Körper und die Not mit der Norm
Dr. Philipp Lenhard (München): Der Alltag jüdischer Bettler im 18. und 19. Jahrhundert
Prof. Dr. Susanne Talabardon (Bamberg): Echte und falsche Arme in der osteuropäisch-chassidischen Legende
Dr. Michael Studemund-Halévy (Hamburg): Armut, Wohltätigkeit und erzwungene Aus-wanderung in die Karibik
Prof. Dr. Gerhard Langer (Wien): Armut(sbekämpfung) in der rabbinischen Tradition

Workshops:
PD Dr. Michaela Schmölz-Häberlein (Bamberg): Lebenswelten armer Juden in der Frühen Neuzeit: eine Spurensuche in obrigkeitlichen Quellen
Dr. Michael Studemund-Halévy (Hamburg): Einführung in das Judenspanische
Prof. Dr. Susanne Talabardon (Bamberg): Arme Juden – Eine textliche Zeitreise von der Spätantike bis zur späten Frühneuzeit.
Evita Wiecki, M.A. (München): Jiddisch – Lektürekurs

Vorstellung studentischer Arbeiten

Kontakt

Evita Wiecki

Abt. für Jüdische Geschichte und Kultur
LMU München
+49 89 2180 2863
+49 89 2180 5666
evita.wiecki@lrz.uni-muenchen.de

www.jgk.geschichte.uni-muenchen.de
Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung