Mittelalterliche Stadtsprachen. Internationale Jahrestagung des Forums Mittelalter der Universität Regensburg

Mittelalterliche Stadtsprachen. Internationale Jahrestagung des Forums Mittelalter der Universität Regensburg

Veranstalter
Forum Mittelalter der Universität Regensburg, Themenverbund "Urbane Zentren und europäische Kultur in der Vormoderne", Prof. Dr. Maria Selig (Romanische Sprachwissenschaft)
Veranstaltungsort
12.11. Runtingersaal der Stadt Regensburg (Keplerstr. 1), 13./14.11. Altes Finanzamt (Landshuter Str. 4)
Ort
Regensburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.11.2015 - 14.11.2015
Von
Ehrich, Susanne

Im Regensburger Forum Mittelalter arbeiten seit vielen Jahren Mediävistinnen und Mediävisten aus unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Disziplinen zum Themenschwerpunkt der interdisziplinären Städteforschung zusammen (www.forum-mittelalter.de). Über die Kooperation mit dem Themenverbund „Urbane Zentren und europäische Kultur in der Vormoderne“ können die Entwicklungslinien der europäischen Urbanisierung zudem von der Antike bis in die Frühe Neuzeit verfolgt werden. In der internationalen Jahrestagung beider Forschungseinheiten vom 12.-14.11.2015 soll nach der Relevanz mittelalterlicher Stadtstrukturen für die Sprachgeschichte und die Geschichte der Schriftkultur gefragt werden.

Das Thema der Tagung steht im Spannungsfeld zweier aktueller Debatten, die in unterschiedlichen disziplinären Kontexten angesiedelt sind und hier zusammen geführt werden sollen. Zum einen haben sich in der Sprachwissenschaft in den letzten Jahren Mehrsprachigkeit, Sprachkontakt und Sprachvariation zu zentralen Themenstellungen entwickelt, die von den Forschungen zu historischen Stadtsprachen profitieren können. Zum anderen ist die „Verschriftlichung des Lebens“ (Hünecke/Jacob 2010) zu einem Kernthema der Mittelalterforschung geworden, die schriftliche Kommunikation und schriftkulturelle Praktiken als wirkungsmächtige Faktoren in der geschichtlichen Entwicklung erkannt hat.

Die skizzierten Diskussionskontexte werden gerade in ihrer Breite Basis der Tagung sein. Ziel ist es, Vertreterinnen und Vertreter der germanistischen, romanistischen und slavistischen Sprachwissenschaft sowie Stadthistorikerinnen und -historiker zusammenzuführen. Auf diese Weise sollen die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen die mittelalterliche Entwicklung betrachtet werden kann, für die Rekonstruktion der sprachlichen Situation der mittelalterlichen Städte, der Konsequenzen der urbanen Schriftlichkeit und der Dynamik dieser mehrdimensionalen Kommunikationsräume eingesetzt werden. Die Tagung gliedert sich in drei Themenfelder: Zunächst soll es um die Entwicklung und Konsolidierung des neuen Forschungsparadigmas gehen, das systematisch Mehrsprachigkeit, sprachliche Heterogenität und unterschiedliche Kommunikationsradien in ein Modell stadtsprachlicher Situationen einbindet. Ein zweiter Bereich beschäftigt sich mit der Rolle von rechtlichen Institutionen und ihrem Verhältnis zur volkssprachlichen Schriftlichkeit, insbesondere im romanischen Raum. Der letzte Teil wird ausblickhaft die Rolle der Mehrsprachigkeit in den Städten des östlichen Europas beleuchten.

Im Vorfeld der Tagung findet ein Doktorandenworkshop statt, der Promovierenden der Städte- und Stadtsprachenforschung die Möglichkeit gibt, ihre Dissertationsprojekte zur Diskussion zu stellen. Der Workshop und die Tagung werden gefördert von der Regensburger Universitätsstiftung Hans Vielberth und der Fritz Thyssen Stiftung.

Programm

Donnerstag, 12. November 2015
14.00-17.00 Uhr:
(Großer Sitzungssaal des Philosophikums, Universität Regensburg)
Doktorandenworkshop zur Städte- und Stadtsprachenforschung
Thomas Brunner (Straßburg), Dominic Harion (Trier), Kathrin Kraller (Regensburg), Christina Waldvogel (Leipzig)

18.00 Uhr:
(Runtingersaal der Stadt Regensburg, Keplerstr. 1)
Empfang/Abendessen

19.00 Uhr:
Einführung: Prof. Dr. Maria Selig (Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft, Universität Regensburg)
Grußwort des Dekans der Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften

Eröffnungsvortrag:
Claudine Moulin (Paris/Trier)
Städtisches Schreiben - Sprachen in der Stadt: Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Kontenbücher als sprach- und kulturhistorische Quelle

Freitag, 13. November 2015
(Sitzungssaal im Alten Finanzamt, Landshuter Str. 4)

Sektion I: Mehrsprachige Städte – zu einem neuen Forschungsparadigma
Moderation: Doris Tophinke (Paderborn)

09.00 Uhr:
Arend Mihm (Duisburg-Essen)
Mehrsprachigkeit im mittelalterlichen Köln

09.45 Uhr:
Arne Ziegler (Graz)
Sprachenwechsel in der spätmittelalterlichen Stadt

10.30-11.00 Uhr: Pause

Moderation: Harald Völker (Zürich)

11.00 Uhr:
Lorenzo Tomasin (Lausanne)
Plurilinguismo urbano. Il veneziano dei non-veneziani e le lingue degli stranieri a Venezia nel Medioevo

11.45 Uhr:
Rainer Hünecke (Dresden)
Zur Entfaltung der deutschsprachigen Schriftlichkeit in der Stadt des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit – Möglichkeiten und Grenzen der Erforschung

12.30 -14.00 Uhr: Mittagspause

Moderation: Roland Schmidt-Riese (Eichstätt-Ingolstadt)

14.00 Uhr:
Margriet Hoogvliet (Groningen/Leeds)
Multilingual „Cities of Readers“ between Paris and Antwerp

Sektion II: Recht und Schrift in den Städten der mittelalterlichen Romania

14.45 Uhr:
Petra Schulte (Trier)
Der Notar als ‚Sprachmittler‘ im kommunalen Italien

15.30 Uhr:
Christian Saßenscheidt (Erlangen-Nürnberg)
Toledaner Notare als Träger arabischer Schriftlichkeit in christlichem Umfeld

17.00 Uhr: Führung im document Niedermünster
19.00 Uhr: Gemeinsames Abendessen

Samstag, 14. November 2015
(Sitzungssaal im Alten Finanzamt, Landshuter Str. 4)

Moderation: Michael Elmentaler (Kiel)

09.00 Uhr:
Paul Videsott (Bozen)
Gab es eine Variation innerhalb der Pariser Kanzleisprachen?

09.45 Uhr:
Andres Kristol (Neuchâtel)
Neuchâtel als mehrsprachige Stadt

10.30-11.00 Uhr: Pause

Sektion III: Mehrsprachige Städte im mittelalterlichen östlichen Europa
Moderation: Paul Rössler (Regensburg)

11.00 Uhr:
Hermann Scheuringer (Regensburg)
Historische Demographie und historische Mehrsprachigkeit im östlichen Europa unter Beteiligung der und des Deutschen: Miteinander – Nebeneinander – Gegeneinander?

11.45 Uhr:
Katalin Szende (Budapest)
„Alter alterius lingua loquatur“? Konflikte zum Sprachgebrauch in den mittelalterlichen Städten Ungarns

Kontakt

Susanne Ehrich

Forum Mittelalter, Universität Regensburg
Universitätstr. 31, D-93053 Regensburg
0049-941-943-3597

susanne.ehrich@ur.de

http://www.forum-mittelalter.de
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