Materielle Kultur und Perspektiven der Technikgeschichte

Materielle Kultur und Perspektiven der Technikgeschichte

Veranstalter
Technisches Museum Wien; mit Österreichischer Mediathek, Wien
Veranstaltungsort
Technisches Museum Wien
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
15.09.2016 - 16.09.2016
Deadline
15.02.2016
Von
tagung.technikgeschichte@tmw.at

Please scroll down for the English version.

Das Technische Museum Wien

Das Technische Museum Wien ist eines der ältesten technischen Museen weltweit. Der größte Teil unserer umfangreichen Sammlung datiert aus den letzten 200 Jahren, darunter finden sich viele Objekte aus der gesamten Habsburgermonarchie. Wir sind ständig bemüht, diese zu erweitern und zu aktualisieren sowie unser Verständnis von Technik und technischem Kulturgut zu schärfen und zu hinterfragen. Unser periodisches Publikationsorgan sind die „Blätter für Technikgeschichte“, außerdem erscheinen weitere Veröffentlichungen, überwiegend mit Sammlungsbezug. In den kommenden Jahren werden wir darüber hinaus die meisten unserer Objekte im Internet zugänglich machen. Wir wollen ein Forum für die Technikforschung in Österreich bieten und dabei gleichermaßen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft berücksichtigen. Deshalb laden wir zu einer Tagung ein.

Was wir mit dieser Tagung wollen

Technikgeschichte als akademisches Fach ist in Österreich nicht etabliert. Aber viele KollegInnen an Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen erforschen Technik und technische Kultur mit historischem Blick. Wir suchen Beiträge zur Technikgeschichte aus der Perspektive verschiedener Disziplinen: aus Umwelt- und Mediengeschichte, Sozial- und Kulturanthropologie, Soziologie, Gender Studies sowie Science and Technology Studies. Seit einigen Jahren zeigt sich in der Forschung zudem eine Zuwendung zur Materialität und zur Material Culture. Wir möchten diese Ansätze als Veranstalter mit unseren eigenen Sammlungsgruppen in Verbindung bringen: mit den technischen Grundlagenwissenschaften, Information und Kommunikation, Energie und Bergbau, Produktionstechnik, Verkehr und Mobilität sowie mit Alltag und Umwelt. Vor diesem Hintergrund möchten wir:

1) Technikgeschichte als Kulturgeschichte betrachten

Wir verstehen Technikgeschichtsschreibung als einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der menschlichen Kultur allgemein. In diesem Sinn beschreibt und analysiert sie die Entstehung, Verbreitung und Nutzung von Technik und deren Wechselwirkung mit der Gesellschaft. Technik verändert das Zusammenleben und soziale Konstellationen ebenso wie die individuelle Selbstwahrnehmung und das Verhältnis des Einzelnen zur Welt. Sie wird in Hinblick auf bestimmte gesellschaftliche Bedürfnisse entwickelt und eingesetzt. Gleichzeitig fungiert sie umgekehrt als Mittler sozialer Wirklichkeit.

Wir freuen uns über Beiträge zu folgenden Themen:
+ Wechselbedingungen von Technik und Gesellschaft
+ gesellschaftliche Auseinandersetzungen über Technik und technischen Wandel, sowohl in bejahender als auch in ablehnender Haltung
+ Transfer und Vergleich von Technikstilen und Technikkulturen

2) Unterschiedliche Akteure in die Technikgeschichte einbeziehen

Technikgeschichte ist längst nicht mehr die Geschichte der Ingenieure. In den vergangenen Jahrzehnten fand etwa eine Hinwendung zu neuen Akteursgruppen, etwa zu den NutzerInnen und KonsumentInnen statt. Ferner haben Ansätze aus den Gender Studies unser Verständnis, wie Technik gesellschaftliche Ordnungssysteme etabliert und verändert, maßgeblich erweitert. Technik wird nicht länger als geniale Erfindung Einzelner, sondern vielmehr als Aushandlungsprozess verstanden, an dem unterschiedlichste Akteure, etwa IngenieurInnen, MediatorInnen, NutzerInnen und aber auch diejenigen, die sich für diese Technik nicht interessieren oder sich ihr sogar verweigern, die sogenannten non-user, beteiligt sind.

Im Rahmen unserer Tagung bitten wir insbesondere um Beiträge
+ zum Verhältnis von Mensch und Maschine, insbesondere den Einfluss von Technik auf die (Selbst-)Wahrnehmung des Menschen, sein Verhältnis zu sich selbst und zu seiner Umwelt
+ zu Technik und Lebensalter
+ zu Technik und Geschlecht
+ zu Technik und dis/ability
+ zur Rolle von NutzerInnen und non-usern von Technik
+ zur Rolle von MediatorInnen und gesellschaftlichen TechnikvermittlerInnen

3) Neue Zugänge zum musealen Sammeln ansprechen

Neuere Ansätze in der Technikgeschichte und der „material turn“ in den Geistes- und Sozialwissenschaften haben unser Verständnis von Technik im Museum erweitert und verändert. Wir sammeln vermehrt Objekte mit Gebrauchsspuren, und wir dokumentieren die Verwendung dieser Artefakte so weit als möglich. Die Geschichte der Produktion erscheint uns weiterhin wichtig, wir wenden uns aber vermehrt der Konsumgeschichte zu. Darüber hinaus ist es uns ein Anliegen, darüber nachzudenken, welches Potential unsere doch zumeist aus Europa stammenden Gegenstände für die Veranschaulichung globaler Trends in Vergangenheit und Gegenwart aufweisen. Auf unserer Tagung wollen wir auch diskutieren, wie unsere – und andere – Sammlungsstrategien in Zukunft aussehen können.

Hier freuen wir uns über Beiträge
+ zu bestehenden technischen Sammlungen in Museen
+ zu speziellen Sammlungsprojekten in anderen Museen
+ zu neuen Strategien, wie beispielsweise das „immaterielle Sammeln“

Wenn Sie also zu einem dieser Themen einen Beitrag leisten möchten, bitten wir um ein Abstract in der Länge von 2000 bis 3000 Zeichen (mit Leerzeichen) in deutscher oder englischer Sprache bis 15. Februar 2016 an folgende E-Mail-Adresse: tagung.technikgeschichte@tmw.at. Inhaltliche Bezüge zu Österreich bzw. zum Raum der ehemaligen Habsburgermonarchie sind erwünscht, aber keine Bedingung. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Es ist geplant, die Referate anschließend in der Zeitschrift „Blätter für Technikgeschichte“ zu publizieren.

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Call for papers: “Material culture and perspectives in the history of technology”
Conference at the Technical Museum Vienna (Technisches Museum Wien) on September 15th and 16th, 2016.

The Technical Museum Vienna

The Technical Museum Vienna is one of the oldest museums of technology in the world. Most of our vast collection dates from the last 200 years, deriving from all over the Habsburg/Austro-Hungarian Empire. We strive to expand and update our collection constantly and are at pains to re-examine and sharpen our perception of technology. Our “Blätter für Technikgeschichte” is a periodical that serves as a forum for the latest findings on the history of technology and is augmented by various publications about objects chiefly to be found in our collection. Over the next few years most of our objects will be made accessible to the public online. Our goal is to provide a forum for the most recent research in the field of technology in Austria for the presence, past and future. This is the reason for our invitation to attend this conference.

What is the goal of this conference?

The history of technology has not yet been established as an academic discipline in Austria. However, many colleagues at universities and other scientific institutions have been researching technology and technological culture from a historical perspective for quite some time. We are looking for contributions on the history of technology from the perspective of various disciplines: environmental and media history, social and cultural anthropology, sociology, gender studies as well as science and technology studies. A growing interest in materiality and material culture has also been evident in science and research for some time now. As the conference’s organizers, we have decided to group these different research approaches to reflect our collection areas: Technical & Scientific Principles, Information & Communication, Energy & Mining, Production Technology, Traffic & Transport as well as Everyday Life & Environment. In this context, we want to discuss:

1) The history of technology as cultural history

It is our view that the historiography of technology contributes significantly to understanding of human culture in general. In this sense, it describes and analyses the origins, dissemination and use of technology as well as its interaction with human society. Technology shapes how people cohabit, their social relations as well as how one perceives oneself and one´s individual relation to the outside world. It is developed and employed with regard to societal needs and simultaneously functions as a mediator of social reality.
In this context, we would welcome your contributions on:
+ Interactions between technology and society
+ Disputes, controversies and conflicts arising from technology and technological changes
+ Transfer and comparison of technological styles and technological cultures

2) The history of technology as a negotiation process among various protagonists

The history of technology has long since ceased to be a history of the engineers themselves. Over the past decades, research has focused on new groups of protagonists such as users and consumers. Moreover, gender analysis approaches have significantly expanded our understanding how technology helps to establish and alter social structures. Technology is no longer understood as a mere succession of inventions created by single geniuses, but rather as a process of negotiation between various protagonists such as engineers, mediators, users and even non-users, who are disinterested or refuse to embrace new forms of technology.

For our conference we would like to ask for papers focusing on
+ the relationship between man and machine, in particular how technology affects human self-perception, self relations and the environment
+ technology and age
+ technology and gender
+ technology and dis/ability
+ the role of users and non-users of technology
+ the role of mediators and intermediaries of technology in society

3) New museum collection strategies

Recent approaches in the history of technology as well as the “material turn” in humanities and social sciences have expanded and altered our understanding of technology in museums. Objects are increasingly being conserved with signs of use so that their active history can be visually traced. While the history of production continues to be important, consumer history is also gaining significance. It is also important to us that due consideration is given to our mainly European objects’ potential to illustrate global trend in the past, present and future.. We would therefore like to discuss not only possible future collection strategies at our museum, but also those of other museums.

We are looking forward to contributions on the following:

+ existing collections of technology at museums
+ special collection projects at other museums
+ new collection strategies such as “collecting the immaterial”

If you are interested in contributing a paper on any of the above-mentioned topics, we ask you to submit an abstract of 2000 to 3000 characters (including spaces) in German or English by 15th February, 2016 to the following email address: tagung.technikgeschichte@tmw.at.
Contributions that cover Austria or the regions of the former Habsburg monarchy are welcome, but this is not a requirement. The languages of the conference will be German and English. We intend to publish the presentations in our journal “Blätter für Technikgeschichte“.

Programm

Kontakt

Anne Ebert

Technisches Museum Wien
Mariahilfer Str. 212, A-1140 Wien

anne.ebert@tmw.at

http://www.technischesmuseum.at/
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung