Pfade des Urbanen – Herausforderungen und Potentiale von Pfadkonzepten für die historische Stadtforschung

Pfade des Urbanen – Herausforderungen und Potentiale von Pfadkonzepten für die historische Stadtforschung

Veranstalter
DFG-Projekt „Industriestädte – Krisen, Krisenwahrnehmungen und Entwicklungsalternativen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ (Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg, Professur für Neuere Sozial-, Wirtschafts- und Technikgeschichte; Universität des Saarlandes, Saarbrücken, Lehrstuhl für Kultur- und Mediengeschichte) Institut für Raumbezogene Sozialforschung, Erkner
Veranstaltungsort
Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.01.2017 - 20.01.2017
Deadline
31.10.2016
Website
Von
Eiben, Jörn

Mit einem ebenso simplen wie eingängigen Beispiel führte der Wirtschaftswissenschaftler Paul David das Konzept der Pfadabhängigkeit Mitte der 1980er Jahre in die wirtschaftswissenschaftliche Debatte über neoklassische Ökonomik ein. Anhand der Persistenz der so genannten QWERTY-Tastatur, die ursprünglich aus technischen Gründen für die Schreibmaschine eingeführt worden war, sich aber bis heute als dominantes Modell für Computertastaturen behauptet hat, zeigte David auf, wie einmal eingeschlagene Entwicklungspfade zu einer sukzessiven Einschränkung von Alternativen führen.
Inzwischen wurden Pfadkonzepte über die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften hinaus innerhalb der historischen Stadtforschung rezipiert und auch kontrovers diskutiert. So fand im Jahr 2013 ein interdisziplinärer Workshop zu „Pfadkonzepten in der Stadtgeschichte“ an der Helmut-Schmidt-Universität statt, auf dem insbesondere konzeptionell-methodische Fragen diskutiert wurden. Für den 19. und 20. Januar 2017 ist nun ein zweiter Workshop zu Pfadkonzepten in der historischen Stadtforschung geplant. Er beruht auf dem Zusammenhang eines gemeinsamen DFG-Projekts an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und der Universität des Saarlandes sowie der Kooperation mit dem Institut für Raumbezogene Stadtforschung in Erkner. Das Ziel ist es, das konzeptionell abgesteckte Feld nun empirisch zu bestellen und kritisch zu diskutieren, also nicht zuletzt auch danach zu fragen, welche heuristischen und analytischen Vorzüge Pfadkonzepte bieten. Im Zentrum stehen also nicht vorrangig programmatisch-theoretisch ausgerichtete Beiträge, sondern empirische, quellengestützte Untersuchungen, die sich auf eine oder mehrere der folgenden Fragestellungen beziehen.

1) Zur Identifizierung von Pfadabhängigkeiten und Entwicklungspfaden
Zunächst ist nach den Bezugsgrößen der Analyse zu fragen. Lässt sich von einem oder von mehreren Pfaden innerhalb der Stadt sprechen? Wenn ersteres der Fall sein sollte: Wie lässt sich dieser Pfad von anderen Prozessen abgrenzen? Wenn es mehrere Pfade geben sollte: Wie lassen sie sich unterscheiden? Gibt es Hierarchien, verschiedene Ordnungsebenen oder eine Gleichzeitigkeit?

2) Stabilität und Dynamik
Dem Konzept der Pfadabhängigkeit wird (zurecht?) vorgeworfen, primär Stabilität beschreibbar zu machen und dabei Wandlungsprozesse zu überdecken. Angesichts der außerordentlich dynamischen städtischen Transformationsprozesse, die sich beispielsweise an der Eventisierung von Industriestädten im ausgehenden 20. Jahrhundert zeigen, erscheint der Fokus auf Stabilität zumindest problematisch. Inwiefern lässt sich also Dynamik innerhalb des Pfadkonzeptes denken und welche Implikationen haben städtische Transformationsprozesse für die Theoriebildung?

3) Einzel- oder Vergleichsstudien
Die wenigen deutschsprachigen stadthistorischen Beispiele für Anwendungen des Pfadkonzeptes konzentrieren sich auf jeweils eine Stadt. Nicht zuletzt deshalb drängt sich die Frage nach der Singularität städtischer Pfade auf. Lassen sich die Ergebnisse für Kontrastierungen fruchtbar machen? Oder aber lassen sich ähnliche Pfade für verschiedene Städte identifizieren, die sich dann für komparative stadthistorische Untersuchungen eignen?

4) Dauer
Analysen, die sich dem Pfadkonzept verschrieben haben, müssen danach fragen, wie sie Ausgangs- und Endpunkt eines Pfades bestimmen. Zweifellos lässt sich beispielsweise für die Stadt Wolfsburg nicht der ‚eine‘ Pfad von der Grundsteinlegung durch Adolf Hitler bis zur Grundsteinlegung für die Autostadt spannen. Wie aber lässt sich ernsthaft über Anfang und Ende eines Pfades nachdenken? Wann und wo verschwinden Abzweigungen und wo bieten sich Möglichkeiten vom Pfad abzubiegen?

Wir freuen uns auf Vorschläge, die sich auf eine oder mehrere dieser Perspektiven beziehen, wobei sowohl weitere denkbare Facetten als auch Beiträge aus verwandten Disziplinen willkommen sind. Bitte schicken Sie ein Abstract von etwa 300 Wörtern sowie einen kurzen Lebenslauf bis zum 31.10.2016 an Jörn Eiben (eibenj@hsu-hh.de).
Kosten für Anreise und Unterkunft tragen die Veranstalter_innen.

Programm

Kontakt

Jörn Eiben

Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
Geschichte / Neuere Sozial-, Wirtschafts- und Technikgeschichte
Holstenhofweg 85, 22039 Hamburg

eibenj@hsu-hh.de


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