Marx und die 'Kritik im Handgemenge'

Marx und die 'Kritik im Handgemenge'

Veranstalter
Forschungsprojekt "Marx und die 'Kritik im Handgemenge'. Zu einer Genealogie moderner Gesellschaftskritik" am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück. OrganisatorInnen: Prof. Dr. Matthias Bohlender, Anna-Sophie Schönfelder, Matthias Spekker.
Veranstaltungsort
Universität Osnabrück, Gebäude 15 (EW), Seminarstraße 20
Ort
Osnabrück
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.03.2017 - 04.03.2017
Von
Anna-Sophie Schönfelder

Was ist das Spezifische der Marxschen Kritik?
Diese Frage steht im Mittelpunkt der im Rahmen des Forschungsprojekts „Marx und die ‚Kritik im Handgemenge‘. Zu einer Genealogie moderner Gesellschaftskritik“ veranstalteten Tagung. Die etablierten Pfade der Marx-Rezeption bieten hier nur unvollständige Antworten, da sie oftmals lediglich ein Feld oder eine Phase der Kritik als tragende Stimme identifizieren. Besonders in der deutschsprachigen Debatte wird der Kern der Kritik Marxens entweder in dessen mit dem Prädikat der Wissenschaftlichkeit versehenen Ökonomiekritik identifiziert oder aber umgekehrt gerade in seiner frühen, normativ-ethisch und entfremdungstheoretisch interpretierten Sozialphilosophie.
Zweifellos sind dies zwei mächtige Stimmen bei Marx, doch was mit diesen Konturierungen aus dem Blick gerät, ist das verbindende Moment und damit das politische Zentrum seiner Kritik. Dabei handelt es sich nicht um eine immer schon a priori feststehende und bloß variierte Grundthese, sondern um einen ganz bestimmten Modus der Kritik.
Kritik, so eine maßgebliche Annahme des Forschungsprojekts, ist bei Marx nicht mehr allein ein philosophisches oder wissenschaftsimmanentes Urteil, sondern begreift sich immer schon als Teil einer revolutionären Bewegung zur Umwälzung der kapitalistischen Gesellschaftsformation. Sie ist im Wesentlichen eine gesellschaftliche Praxis vor dem Hintergrund eines politischen Erfahrungsraumes, der sie ermöglicht, provoziert und auf den sie einwirken will. Marx, der stets inmitten von Auseinandersetzungen, von Gegnern und Frontstellungen agiert, hat schon früh für diesen Modus der Kritik ein passendes Bild gefunden: die „Kritik im Handgemenge“. Diese Konstellation ist der rote Faden, der die ganz unterschiedlichen Formate und Schaffensphasen seiner Kritik durchzieht. Sie bedingt wesentlich die Herausbildung einer spezifischen Wissensform, die sich als historische, materialistische Wissenschaft von anderen, für affirmativ erklärten Theorien abhebt und immer auch eine ‚Wahrheitspolitik‘ ist.
Mit der Tagung soll die Debatte um die Marxsche Kritik wieder stärker an deren Situierung im Handgemenge gebunden und dazu beigetragen werden, dem theoretischen Niederschlag dieser Situierung auf die Spur zu kommen. Nicht zuletzt geht es darum, die Herkunft aus politischen Auseinandersetzungen auch als wesentliches Merkmal moderner Gesellschaftskritik auszuweisen und begrifflich zu erfassen.

Programm

Freitag, 3. März
10:00-10:30 Uhr
Matthias Bohlender, Anna-Sophie Schönfelder, Matthias Spekker: Begrüßung, Einführung
10:30-11:30 Uhr
Johannes Fechner (Frankfurt am Main): Die Sprachkritik im Marxschen Frühwerk
11:30 -12:30 Uhr
Lukas Egger (Wien): Immanente Kritik oder Metakritik der Moral? Zur Bedeutung von Freiheit und Gleichheit für den Marxʼschen Kritikbegriff
12:30-14:00 Uhr Mittagspause
14:00-15:00 Uhr
Michael Heinrich (Berlin): Historisierung, Intervention und Gegenwart. Probleme des biographischen Schreibens über Marx
15:00-16:00 Uhr
Gregor Schäfer (Basel): Das Proletariat gibt es nicht...Prolegomena zu einer Wahrheitspolitik nach Marx
16:00-16:30 Uhr Kaffeepause
16:30-17:30 Uhr
Christopher Senf (Bergen): Wissenschaft als „Organ“ der Bewegung – Konflikttheoretisches Denken bei Marx
17:30-18:30 Uhr
Paul Stephan (Frankfurt am Main): Marx‘ Gespenst: Die Kritik des Lumpen
19:00 Uhr Gemeinsames Abendessen

Samstag, 4. März
10:00-11:00 Uhr
Oliver Flügel-Martinsen (Bielefeld): Fehlt Marx eine Theorie des Politischen? Marx‘ politische Kritik und die postmarxistische Marx-Kritik
11:00-12:00 Uhr
Michael Krätke (Lancaster): tba
12:00-13:30 Uhr Mittagspause
13:30-14:30 Uhr
Rolf Hecker (Berlin): Marx‘ Kapitalismuskritik in der Weltwirtschaftskrise 1857
14:30-15:30 Uhr
Alex Demirović (Frankfurt am Main): Parteilichkeit der Theorie: zu Politik und Geltung der Wahrheit bei Marx
15:30-16:00 Uhr Kaffeepause
16:00-17:00 Uhr
Sebastian Schreull/Antje Géra (Hamburg/Hildesheim): Die hohe Kunst der tiefen Schläge. „Kritik im Handgemenge“ als Vollzugsform kritischer Theorie
17:15-18:30 Uhr Abschlussdiskussion

Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung unter folgender Adresse wird gebeten: wwwmarx(a)uni-osnabrueck.de

Kontakt

Anna-Sophie Schönfelder

Institut für Sozialwissenschaften, Seminarstraße 33, 49074 Osnabrück

aschoenf@uos.de

http://www.marx.uni-osnabrueck.de/
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