Migration und Krieg in der Antike. 34. Große Mommsen-Tagung

Migration und Krieg in der Antike. 34. Große Mommsen-Tagung

Veranstalter
Mommsen-Gesellschaft e.V.
Veranstaltungsort
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Ort
Halle an der Saale
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.06.2017 - 18.06.2017
Deadline
30.04.2017
Von
16.-18.06.2017

„Auch der gerechteste und glücklichste Krieg (ersetzt) dem Volke nie unmittelbar das ..., was er unmittelbar zerstört, daß es die Moral eines jeden Krieges ist, dem gedankenlosen Menschengeschlecht die Notwendigkeit des Friedens wieder zum lebendigen Bewußtsein zu bringen.“ Mit diesen Worten faßte Theodor Mommsen vor 145 Jahren aus der unmittelbaren Erfahrung von Sedan und nach jahrzehntelanger Beschäftigung mit der Antike eine allgemeingültige Wahrheit zusammen. Gerade unsere Zeit sieht sich einem neuen Aufflammen entgrenzt geführter ethnischer und religiöser, inner- und zwischenstaatlicher Konflikte ausgesetzt und gerade die heute häufig nicht mehr zwischen Staaten, sondern zwischen Volks- und Religionsgruppen geführten Kriege kennen ein Ausmaß von Grausamkeit, eine Inversion von Normen und Werten, die schon Thukydides für den antiken Bürgerkrieg konstatierte: „Denn auch der Vater mordete den Sohn, von den Heiligtümern wurden sie weggezerrt, sogar an diesen getötet.“ (Thuk. III 81).
Krieg, oder wie es heute manchmal heißt, das „extreme Mittel der Konfliktlösung“, ist ein „Beweger“, denn er ist nicht ohne Migration und die daraus resultierenden vielfältigen Folgen zu denken. Er führt zu Hunger, Leid und Tod, und er führt vor allem zu Flucht und Vertreibung. Als Asylsuchende, als Deportierte oder Versklavte haben und hatten diese Migranten wiederum zweifelsfrei Einfluß auf die sie aufnehmenden Gesellschaften. Gerade die Folgen und Verarbeitungen solcher Menschenbewegungen sind zudem in die Grundmythen der jüdisch-christlichen Welt eingegangen, wie es die Exoduserzählung oder die Tradition vom babylonischen Exil belegen, die beide, vielfach neu gedeutet, bis heute reinterpretiert werden.
Wie verhält es sich aber mit den so aktuellen Begriffen Migration und Krieg und den sie begleitenden Erscheinungsformen in der griechischen und römischen Antike, lassen sich heutige Entwicklungen mit denen der Antike vergleichen oder sind sie „falsche Freunde“? Auf der Großen Mommsen-Tagung soll es, gerade mit Blick auf die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in Europa, nicht so sehr um die Ursachen und Auslöser von militärischen Konflikten in der Antike gehen, noch weniger soll nach konkreten militärhistorischen Konstellationen und der politischen Ereignisgeschichte von Kriegen gefragt werden. Der Blick auf den Krieg in der Antike richtet sich vielmehr auf seine Auswirkungen, auf das, was er mit den Menschen, seinen Akteuren ebenso wie den vom Krieg Betroffenen, den Soldaten und der unter ihnen leidenden Bevölkerung anrichtete. So schildern die antiken Autoren durchaus die extremsten Folgen, die Kriege für die betroffenen Bevölkerungen hatten, und auch die archäologischen Funde und Befunde geben hierüber Kenntnis. Migration und Krieg finden sich auf vielfältige Art und Weise religiös, literarisch und künstlerisch verarbeitet. An diesen textlichen und bildlichen Medien soll gezeigt werden, wie Krieg und Migration Menschen und Gesellschaften veränderten und wie sich das in der schriftlichen und nichtschriftlichen Überlieferung bemerkbar macht.

Programm

Freitag, 16.6. 2017
12.00 – 16.00 Anmeldung/ Erdgeschoß Melanchthonianum/ Für Erfrischungen ist gesorgt!
13.30 – 15.45 Prequel: Informationsveranstaltung zu Möglichkeiten der Förderung altertumswissenschaftlicher Forschung (DFG, Gerda-Henkel-Stiftung, Thyssen-Stiftung). HS XV im Melanchthonianum, 1. Stock
Alternativ besteht von 13.30 – 14.30 die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Führung durch das Robertinum, den Sitz der Klassischen Altertumswissenschaften an der Universität Halle, und dessen Archäologische Sammlung einschließlich Sonderausstellung

Eröffnungsveranstaltung in der Aula des Löwengebäudes
16.15 Grußworte
17.00 Martin Zimmermann (München): Lost Cities – Zerstörte und untergegangene Städte in der Antike
18.00 Markus Schauer (Bamberg): Stant pavidae in muris matres (Vergil, Aeneis 8,592). Die politische Funktion literarischer Darstellung von ‚Krieg und Migration’ in der augusteischen Zeit
19.00 Würdigung und Vortrag des/der Preisträger/in des Bruno-Snell-Preises
19.45 Kleiner Empfang im Löwengebäude

Samstag, 17. 6. 2017
Sektion I: Wirkung von Krieg im Inneren einer Gesellschaft/ Bürgerkrieg. HS XX im Melanchthonianum, 2. Stock
9. 00 – 9. 45 Winfried Schmitz (Bonn): Der messenische Krieg und die Vertreibung der Parthenier
9.45 – 10.30 Ulrich Kühn (Berlin): Platon und der Bürgerkrieg auf Sizilien
10.30 – 11.00 Kaffeepause
11.00 – 11.45 Jochen Schultheiß (Würzburg): Der Weg ins Ungewisse: Die Erfahrung des Krieges und die narrative Repräsentation von Unsicherheit in Statius’ Thebais
11.45 – 12.30 Hans-Peter Nill (Tübingen): Scham hindert Schande? Lucans Pharsalus-Schlacht aus erzähltheoretischer Perspektive
12.30 – 13.30 Möglichkeit zur Teilnahme an einer Führung durch das Robertinum, den Sitz der Klassischen Altertumswissenschaften an der Universität Halle, und dessen Archäologische Sammlung einschließlich Sonderausstellung

Sektion II: Inspiration oder Feindschaft?: Die griechische Welt und der Osten. HS XV im Melanchthonianum, 1. Stock
9.00 – 9.45 Thomas Brüggemann (Halle): Vom Umgang mit Nomaden. Fluchtbewegungen und Bevölkerungsverschiebungen in Mittelasien in spätachämenidischer und frühhellenistischer Zeit (520 – 250 v. Chr.)
9.45 – 10.30 Pascal Weitmann (Kiel): Das sog. ‚kleine attalische Weihgeschenk’ oder die ewige Bedrohung der abendländischen Kultur aus dem Osten
10.30 – 11.00 Kaffeepause

Sektion III: Digitale Altertumswissenschaften: Von Quellen zu Daten und Methoden: Muster in und aus Daten, Leitung: Charlotte Schubert (Leipzig). HS XV im Melanchthonianum, 1. Stock
11.00 – 11.40 Werner Rieß (Hamburg): Gewaltmuster in ausgewählten Viten des Plutarch anhand der Beispiele Solon, Alkibiades und Arat
11.40 – 12.20 Martin Langner (Göttingen): Wahrnehmung und Mustererkennung. Antike Terrakotten als Fallstudie
12.20 – 12.50 Friedrich Meins (Leipzig): Muster in antiken Texten: Zur Funktion des Zitates bei Augustinus
12.50 – 13.30 Wolfgang Spickermann (Graz)/Leif Scheuermann (Graz): Grundlegende Muster und Strukturen für eine nachhaltige Aufnahme, Präsentation und Speicherung epigraphischer Daten am Fallbeispiel der Datenbank "F.E.R.C.AN. - Germania Inferior“

15.00 – 18.30 Mitgliederversammlung: HS XX im Melanchthonianum,2. Stock

19.00 Großer Empfang der Stadt Halle im Stadthaus am Markt

Sonntag, 18. 6. 2017
Sektion IV: Bilder vom Krieg und seinen diversen Opfern, Schwerpunktsetzung: der Fall Troja(s). HS XX im Melanchthonianum, 2. Stock
9.00 – 9.45 Ruth Monreal (München): Der Held ein Flüchtling – Das gewagte Konzept von Vergils Aeneis
9.45 – 10.30 Stefanie Schmerbauch (Salzburg): Frauen im Krieg, weibliche Figuren in Kriegserzählungen – Realität und Fiktion in Quintus Smyrnaeus’ Posthomerica
10.30 – 11.15 Burkhard Emme (Berlin): Bilder vom Krieg in Zeiten des Friedens. Die Iliupersis in der kaiserzeitlichen Bildkunst
11.15 – 12.00 Kaffeepause mit Mittags-Snacks

Sektion V: Krieg als Ende oder Neuanfang. HS XV im Melanchthonianum, 1. Stock
9.00 – 9.45 Linda-Marie Günther (Bochum): Verlorene Schlacht – verlorene Heimat. Herodots Sicht auf Migrationsoptionen Unterlegener
9.45 – 10.30 Markus Sehlmeyer (Rostock/Osnabrück): Die Umsiedlung der Ligurer – positives Beispiel einer Deportation?
10.30 – 11.15 Monika Schuol (Berlin): Die Zerstörung des Jerusalemer Tempels 70 n. Chr. und die Stunde Null des Judentums: Antike Migrationsbewegungen als Perspektive auf die aktuelle ‚Flüchtlingskrise’?
11.15 – 12.00 Kaffeepause mit Mittagssnacks

Gemeinsamer Vortrag: Die Brücke zur Gegenwart. HS XX im Melanchthonianum, 2. Stock
12.00 – 12.45 Michael Hillgruber (Halle): „Wie das Gesetz es befahl“. Das Thermopylen-Epigramm in der deutschen Nachkriegsliteratur

12.45 – 13.45 Abschlußvortrag. HS XX im Melanchthonianum, 2. Stock
Erich Kistler (Innsbruck): Zivile Opfer als visuelle Vehikel imperialer Kriegsreportage: Die Traians- und Marcussäule im Vergleich mit der Operation Iraqi Freedom

Näheres zu den einzelnen Vorträgen sowie zu Übernachtungsmöglichkeiten und dem Rahmenprogramm finden Sie auf http://www.mommsen-gesellschaft.de (unter der Rubrik Veranstaltungen/Tagungen/Große Mommsen-Tagung). Dort ist auch das Anmeldeformular zum download bereitgestellt. Anmeldeschluß ist der 30. 4. 2017, Anmeldeformular bitte an: angela.pabst@altertum.uni-halle.de senden. Auch Nichtmitglieder sind herzlich zur Tagung eingeladen! (Details siehe Anmeldeformular). Wir würden uns freuen, Sie im Juni an der Martin-Luther-Universität Halle (Saale) begrüßen zu können!
Stefan Pfeiffer/ Angela Pabst/ Sandra Scheuble-Reiter

Kontakt

Sandra Scheuble-Reiter

MLU Halle-Wittenberg, Institut für Altertumswissenschaften, Lehrstuhl für Alte Geschichte
Universitätsplatz 12 06108 Halle/Saale

sandra.scheuble-reiter@altertum.uni-hallede

https://www.mommsen-gesellschaft.de/vereinstaetigkeiten-2/die-tagungen-der-gesellschaft/grosse-mommsentagung
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