“Treuhänderische“ Übernahme und Verwahrung – international und interdisziplinär betrachtet

“Treuhänderische“ Übernahme und Verwahrung – international und interdisziplinär betrachtet

Veranstalter
Arbeitsbereich NS-Provenienzforschung der Universitätsbibliothek Wien
Veranstaltungsort
Aula am Campus, Altes AKH, Spitalgasse 2, 1090 Wien
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
02.05.2017 - 04.05.2017
Deadline
30.04.2017
Von
Olivia Kaiser

Die Frage nach dem Umgang mit „treuhänderisch“ verwahrtem Kulturgut bzw. Raubgut betrifft Bibliotheken, Archive und Museen sowie jüdische Institutionen.

Während die gängigen Erwerbungsarten in Kultureinrichtungen, wie Kauf, Geschenk, Pflicht und Tausch übliche Geschäftsvorgänge darstellen und im Rahmen der NS-Provenienzforschung kritisch untersucht werden, sind mit Auflagen versehene Übernahmen und Verwahrungen, wie Treuhand, Leihgaben oder Legaten aber auch staatliche Zuweisungen im Kontext von NS-Kulturgutraub und staatlichen Transformationsprozessen bislang wenig beachtet worden.

Ausgehend von der Frage, wie bislang in Bibliotheken, Archiven und Museen mit „treuhänderisch“ übernommenen Kulturgütern umgegangen wurde, werden BibliothekarInnen, HistorikerInnen, Sammlungsbeauftragte und RechtsexpertInnen aus dem In- und Ausland eingeladen, strukturierte Vorgehensweisen zu erörtern und die Anforderungen, Chancen und Grenzen eines adäquaten Umgangs mit illegitim erworbenen Objekten im Rahmen einer „treuhänderischen Übernahme“ interdisziplinär zu diskutieren.

Programm

Dienstag, 2. Mai 2017
18:30 – 20:00 Eröffnung der Tagung und Festakt
Grußworte:
Vizerektorin Univ.-Prof. Dr. Regina Hitzenberger, Universität Wien
Mag.a Hannah M. Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus

Eröffnungsvortrag: Olivia Kaiser, Christina Köstner-Pemsel, Markus Stumpf

Keynote Speaker: Prof. James Bindenagel, früherer US-Botschafter für Holocaust Issues: “Artworks Looted during the Holocaust: The Unfinished Story”. The Washington Principles on Nazi-confiscated Art: Seeking Just and Fair Solutions

Empfang

Mittwoch, 3. Mai 2017
9:00 Begrüßung

9:15 – 11:00 Panel „Österreich“ – Moderation: Oliver Rathkolb, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien

Sebastian Spitra, Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte, Universität Wien: Recht und Metapher: Die „treuhänderische“ Verwaltung von „Kulturgut“ mit NS-Provenienz

Leonhard Weidinger, Kommission für Provenienzforschung - MAK: Vor Mauerbach – Woher stammen die 967 Kunstwerke, die Österreich 1952 aus München übernahm? Und woher die anderen aus dem Mauerbach-Bestand?

Michael Wladika, Wien Museum: Die Beanspruchung von Kunst- und Kulturgegenständen durch die Sammelstellen 1959-1972

Anneliese Schallmeiner & Alexandra Caruso, Kommission für Provenienzforschung - Bundesdenkmalamt: Das Bundesdenkmalamt (BDA) und der Bestand der sog. 1960er Jahre-Zuweisungen

11:15 – 13:00 Panel „Deutschland“ – Moderation: Maria Kesting, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg

Thomas Rudert, Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Enteignung – Sicherung – Restitution. Der museumspraktische und juristische Umgang mit Kunstwerken der Bodenreform/Schlossbergung an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (1945-1994)

Jana Kocourek, SLUB Dresden: „Offene Vermögensfragen“ – von der Suche nach sogenannten Schlossbergungsbeständen in der SLUB Dresden

Christian George, UB Mainz: Bücher als Danaergeschenk. Nachkriegszugänge der UB Mainz durch die französische Militärregierung

Petra Winter, Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Überweisungen an die Staatlichen Museen zu Berlin (Ost) durch Ministerien der DDR und andere staatliche Stellen

14:30 – 16:15 Panel „Prag“ – Moderation: Reinhard Buchberger, Wienbibliothek im Rathaus

Michal Bušek, Jewish Museum Prague: Provenience research in the book collection of the Jewish Museum in Prague

Tomáš Foltýn & Marcela Strouhalova, Czech National Library Prague: “Looted, stolen, confiscated or just given?” About the most common question arising during the provenance signs survey inside the National Library of the Czech Republic collections

Michael Nosek, Documentation Centre for Property Transfers of Cultural Assets of WW II Victims: Research of the collection of Hebrew prints stored in the National Library of the Czech Republic

Johana Prouzová, Documentation Centre for Property Transfers of Cultural Assets of WW II Victims: Sammlung Pollák in Prager Museen

16:45 – 18:30 Panel „Wien“ – Moderation: Bertrand Perz, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien

Monika Mayer, Kommission für Provenienzforschung - Belvedere Museum Wien: Österreichische Galerie Belvedere

Monika Löscher, Kommission für Provenienzforschung – Kunsthistorisches Museum Wien : Die 1963er Zuweisungen an das Kunsthistorische Museum. Zum Stand der Provenienzforschung

Christian Mertens, Wienbibliothek im Rathaus: „... ich kann Sie versichern, daß ich Ihnen das Paket mit den biogr. Schriften mit dem größten Vergnügen aufhebe“ - „Treuhänderisch“ übernommene Sammlungen in der Wienbibliothek

Philipp Mettauer, Institut für jüdische Geschichte Österreichs: „Den neuen Mietern zur treuhändigen Verwahrung übergeben“. Die Räumungen von „Judenwohnungen“ im Auftrag von „Vugesta“ und „Zentralstelle“

Donnerstag, 4. Mai 2017
9:00 - 10:15 Panel „München“ – Moderation: Pia Schölnberger, Kommission für Provenienzforschung - Albertina Wien

Meike Hopp, Staatliche Graphische Sammlung / Zentralinstitut für Kunstgeschichte München: Die Aquarelle und Zeichnungen Rudolf von Alts aus der ehemaligen „Sammlung“ Martin Bormanns an der Staatlichen Graphischen Sammlung München

Johannes Gramlich, Bayerische Staatsgemäldesammlungen München: Die Übertragung von Kunstgegenständen aus ehemaligem NS-Besitz an den Freistaat Bayern und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen – gesetzliche Grundlagen und individuelle Verantwortung

Stephan Kellner, Bayerische Staatsbibliothek München: Überweisung der Alliierten: Der Bestand der NS-Ordensburg Sonthofen in der Bayerischen Staatsbibliothek

10:30 - 11:45 Panel „International I“ – Moderation: Murray Hall, Institut für Germanistik, Universität Wien

Kamil Zeidler & Julia Stepnowska, Faculty of Law and Administration of the University of Gdańsk, Poland: The case of Polish museums holding cultural objects „in trust” after WWII

Nawojka Cieslinska-Lobkowicz, Polen: Umgang mit dem sog. „postjüdischen” Kulturgut in Polen von 1945 bis heute.

Lara Lempertienė, Judaica Center National Library, Vilnius: LOOTED? ABANDONED? SAVED? The provenance and status of Jewish documents in the state document depositories of Lithuania

12:00 – 13:15 Panel „International II“ – Moderation: Monika Schreiber, UB Wien

Ekaterina Oleshkevich, Russian State Library: Schneerson collection as a case of looted and lost property: historical aspects and present situation

Anna Kawałko, Hebrew University: From Cultural Trust to Historical Inheritance: the Hebrew University of Jerusalem and the Restitution of Jewish Cultural Property after 1945

Jörn Kreuzer, Institut Geschichte der Juden, Hamburg: Ein historischer „Glücksfall“? Warum Archiv und Bibliothek der Jüdischen Gemeinde Hamburg (wieder) in der Hansestadt sind

13:15 - 13:30 Abschluss

Kontakt

Arbeitsbereich NS-Provenienzforschung der UB Wien
c/o Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte
Spitalgasse 2, Hof 1.12
1090 Wien
Austria
T: +43-1-4277-16710
provenienzforschung.ub@univie.ac.at

https://provenienzforschungstagung2017.univie.ac.at/
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