„Was haben die Römer je für uns getan?“ - Rom und seine Provinzen zwischen Integration und Distinktion

„Was haben die Römer je für uns getan?“ - Rom und seine Provinzen zwischen Integration und Distinktion

Veranstalter
Dr. Nadin Burkhardt (Klassische Archäologie), Kristina Heubach (Alte Geschichte), Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Veranstaltungsort
Universitätsalle 1, 85072 Eichstätt
Ort
Eichstätt
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.05.2017 - 20.05.2017
Von
Kristina Heubach

In Vergils Aeneis (I, 279) verkündet Iuppiter stolz, er habe den Römern ein imperium sine fine, eine Herrschaft ohne Grenzen, gegeben. Tatsächlich können wir seit der Späten Republik eine enorme Ausdehnung des römischen Reiches beobachten, die unter Traian ihren Höhepunkt erreichte. Diese Ausdehnung war jedoch weder grenzenlos noch selbstverständlich.
In Rom, der Hauptstadt dieses ‚Weltreiches‘, zeigen die literarischen Quellen wiederholt einen Diskurs auf, der eine Unterscheidung zwischen römisch und nicht-römisch betont. In den Provinzen agierten die römischen Funktionsträger dagegen pragmatisch und situationsbezogen: Durch die Übernahme von lokalen Kulten, gezielte Bürgerrechtsverleihungen sowie den Transfer von Eliten in das ‚römische System‘ versuchte man, bei den Einheimischen um Akzeptanz für die neuen Herrschaftsverhältnisse zu werben und eine ‚Romanisierung von innen‘ zu initiieren. Diese Symbiose von römisch und indigen, von neu und alt, von fremd und eigen wurde unter anderem in den neu gegründeten Städten und im Alltag der Provinzialen sichtbar.
Die ‚römischen‘ Aspekte der materiellen Kultur zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie in den verschiedenen Provinzen unterschiedlichen Mustern folgen. Während im Westen durch kulturelle Beeinflussung, durch gezielte Zentralisierung und Urbanisierung sowie durch die Schaffung von provinzumfassenden Kult- und Verwaltungsstrukturen eine Art ‚Mediterranisierung‘ erreicht werden sollte, war dies in den östlichen, griechisch-sprachigen Provinzen nicht mehr nötig. Hier waren die ersten römischen Bauten – Straßen, Stadtmauern und Brücken – infrastruktureller Natur und wurden von der Provinzverwaltung oder vom Kaiser initiiert und teilweise auch finanziert. Bei den städtischen Bauten wiederum folgten die jeweiligen Akteure einer eigenen Logik, die Traditionen mit Neuem, mit Modernem und mit Römischem zusammenbrachte – Kategorien, die oft nicht leicht zu unterscheiden sind.
Im Rahmen des zweitägigen Kolloquiums sollen unterschiedliche Möglichkeiten der provinzialen und der römischen Akteure in den Blick genommen werden, mit der Spannung zwischen den lokalen Traditionen und den römischen ‚Interventionsversuchen‘ kreativ umzugehen: Welche Wege fand Rom, um die unterschiedlichen Völker seines immer größer werdenden Imperiums in seine Herrschaft einzubinden und damit die teils scharfe Trennung zwischen Italien und den Provinzen zu überwinden? Wie reagierten die Untertanen auf diese Versuche und welche Initiativen ergriffen sie selbst? Welche lokalen und regionalen Besonderheiten gibt es und wie können wir zu einem Verständnis dieser oft nur unzureichend dokumentierten Vorgänge gelangen? Sind unterschiedliche oder auch parallele Entwicklungen in öffentlichen, privaten, religiösen und administrativen Rahmen zu beobachten?
Diesen und weiteren Fragen möchten wir in insgesamt sechs Vorträgen gezielt auf den Grund gehen und damit den Dialog zwischen etablierten Wissenschaftlern und akademischem Nachwuchs eröffnen und fördern.

Programm

Freitag, 19.05.2017:
14:30-15:00: Nadin Burkhardt, Kristina Heubach – Begrüßung und Einleitung
15:00-16:00: Marcus Heinrich Hermanns (Mönchengladbach) – Die Inseln der Pithyusen – Von den Karthagern zu den Römern
16:00-17:00: Kaffeepause
17:00-18:00: Stefan Schorning (Bochum) – Die Verbürgerlichung der spanischen Provinzen in der römischen Republik
18:00-19:00: Wolfgang Spickermann (Graz) – Als die Götter lesen lernten – Die Einführung der Inschriftenkultur in den germanischen Provinzen

Samstag, 20.05.2017:
9:30-10:30: Yvonne Schmuhl (München) – Die einheimischen Frauen in den römischen Provinzen
10:30-11:30: Richard Posamentir (Tübingen) – „Halb zog sie ihn, halb sank er hin“ – Die Stadt Rom und der römische Osten
11:30-12:30: Kaffeepause
12:30-13:30: Frank Daubner (Trier) – Sibi res non se rebus submittere – Wie sich die Makedonen den Augustus zunutze machten
13:30-14:00: Abschlussdiskussion

Kontakt

Kristina Heubach

Universitätsallee 1
85072

K.Heubach@ku.de

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