Das Vereinswesen in Antike und Mittelalter. Eine Herausforderung für die Theorie der modernen Organisationsgesellschaft

Das Vereinswesen in Antike und Mittelalter. Eine Herausforderung für die Theorie der modernen Organisationsgesellschaft

Veranstalter
Dr. Jan Ulrich Büttner, Dr. Benedikt Eckhardt
Veranstaltungsort
Auf dem Teerhof 58, 28199 Bremen
Ort
Bremen
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.06.2017 - 30.06.2017
Website
Von
Eckhardt, Benedikt

In soziologischen Modellierungen des gesellschaftlichen Fortschritts ist es in der Regel Konsens, dass freiwillige, nicht auf Sippenzugehörigkeit oder herrschaftlicher Gewalt beruhende Zusammenschlüsse von Menschen eine wichtige Etappe auf dem Weg in die Moderne gewesen sind. Diese ‚evolutionistische‘ Perspektive prägt auch den Umgang mit dem historischen Phänomen der Bildung von Organisationen, d.h. zweckgebundenen, auf dem Konzept freiwilliger Mitgliedschaft beruhenden Sozialformen. Kaum eine Einführung in die Organisationssoziologie kommt ohne den Hinweis aus, dass eventuelle mittelalterliche (kaum je: antike) Vorläufer sich von modernen Organisationen dadurch unterschieden, dass sie abstammungsbasierte Korporationen waren, die Personen komplett inkludierten. Dass sich moderne Organisationen von antiken und mittelalterlichen Formen sozialer Aggregation in vieler Hinsicht unterscheiden, liegt auf der Hand, wenn man etwa an weltweit agierende Großkonzerne denkt. Doch bereits die griechisch-römische Antike kannte Formen der Vergemeinschaftung auf Basis freiwilliger Mitgliedschaft, und auch Bruderschaften und Zünfte waren keineswegs bloße Elemente einer korporativen Ständeordnung, die keine freiwillig gewählten sozialen Beziehungen kannte. Im Rahmen des von der Thyssen-Stiftung finanzierten Workshops werden Vertreter der Alten und der Mittelalterlichen Geschichte die damit verbundenen Fragen durch Impulsvorträge und Diskussionen von einer historischen Perspektive her beleuchten.

Programm

(Zwischen den Vorträgen jeweils 15 Minuten Kaffeepause):

29.06.2017

Einführung

13:30 Jan Ulrich Büttner/Benedikt Eckhardt: Begrüßung und Einführung

13:45 Frank Meier (Bremen): Organisation und Gesellschaft in der soziologischen Forschung

Block Antike

14:30 Benedikt Eckhardt (Bremen): „Hochmoderne Sachverhalte“? Zur Konstruktion von Mitgliedschaftsrollen in antiken Vereinen

15:30 Jörg Erdtmann (Trier): Solidarität und Freundschaftsleistungen? Das Vereinswesen Athens im Spiegel des aristotelischen philia-Konzepts

16:30 Patrick Reinard (Kassel): Das Vereinswesen und die Wirtschaft in der römischen Kaiserzeit

17:30 Tassilo Schmitt (Bremen): Der „Tag von Antiochia“ und das frühe Christentum

18:30 Bram Fauconnier (Mannheim): Ecumenical Synods: the Translocal Organisation of Associations of Competitors in the Roman Empire

19:30 Abendessen

30.06.2017

Block Mittelalter

9:30 Arie van Steensel (Groningen): Medieval Civil Society? Voluntary Associations in European Cities and Towns, 1300-1550

10:30 Elisabeth Gruber (Salzburg): Verbünden, Vereinen, Vernetzen: Formen städtischer Gemeinschaft im Mittelalter

11:30 Kerstin Rahn (Hannover): „…dat se my nemen in ore broderschop unde bidden vor myne armen sele.“ Charakteristika und Funktionen religiöser Bruderschaften im Spätmittelalter

12:30 Mittagessen

14:00 Jan Ulrich Büttner (Bremen): Organisierte Quälerei bei den Geißlern von Trient

15:00 Stephan Selzer (Hamburg): Soziale Gruppen in der Sicht der Hanseforschung des 20. Jahrhunderts

Ausblick

16:00 Rebekka von Mallinckrodt (Bremen): Zwischen freier Vereinigung und Zwangskorporation – Kölner Laienbruderschaften revisited

17:00 Abschlussdiskussion

Kontakt

Benedikt Eckhardt

Universität Bremen, Institut für Geschichtswissenschaft/FB 08, Postfach 330 440, 28334 Bremen

benedikt.eckhardt@uni-bremen.de