AWO und Wohlfahrtspflege in Deutschland. Entwicklungslinien und Zäsuren

AWO und Wohlfahrtspflege in Deutschland. Entwicklungslinien und Zäsuren

Veranstalter
Deutsche Sporthochschule Köln Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung
Veranstaltungsort
Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, Clemensstraße 17-19, 44789 Bochum
Ort
Bochum
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.10.2017 - 27.10.2017
Deadline
23.10.2017
Von
Philipp Kufferath

In den (fast) 100 Jahren ihres Bestehens durchlief die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Perioden mit grundlegend unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen. Trotz struktureller, programmatischer und personeller Kontinuitäten, die sich zu einer gemeinsamen Identität und Tradition verdichten, ist ihre Geschichte durch große Umbrüche gekennzeichnet. Mehrfach war sie vor die existenzielle Aufgabe gestellt, gravierende gesellschaftliche Veränderungen zu reflektieren, sich unter Druck neu zu orientieren und ihre Strukturen darauf einzustellen. Gleichzeitig erreichte die AWO früh eine Stellung als Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege, die ihr Einfluss auf staatlich-politische Akteure und Zugriff auf beachtliche öffentliche Zuwendungen ermöglichte. Unter den günstigen Rahmenbedingungen von wirtschaftlicher Prosperität und politischer Stabilität nach 1949 erfolgten eine bemerkenswerte Ausweitung eigener Einrichtungen und der Ausbau hauptberuflicher Tätigkeiten. Als komplexes, immer weiter ausdifferenziertes Organisationsgeflecht aus Vereinen, Gremien, Unternehmen und Einrichtungen waren und sind für den Bundesverband Vermittlungen von Spannungen zwischen Handlungslogiken, Bedürfnissen und Anforderungen konstitutiv. Geteilte Werthaltungen und demokratische Entscheidungskanäle bieten Möglichkeiten für gelingende Verständigung und solidarische Kooperation, sind jedoch alles andere als selbstverständlich.
Ziel des Workshops ist es, sich der vielschichtigen Verbandsgeschichte der AWO historisch-wissenschaftlich zu nähern und ihre eigentümliche Dynamik erklärend zu entschlüsseln. Unter den Teilnehmenden werden Historikerinnen und Historiker, Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler sowie AWO-Experten und -Engagierte der unterschiedlichen Ebenen sein. Wir wollen erste Ergebnisse des konzeptionellen Nachdenkens und der empirischen Forschung zur Diskussion stellen, weitere Facetten über Vorträge und Kommentare einfangen und in der gemeinsamen Diskussion vertiefen. Auf diese Weise erhoffen wir uns konstruktives Feedback und zahlreiche Anregungen für unser Buchprojekt zu bald 100 Jahren Geschichte der Arbeiterwohlfahrt. Aufgrund begrenzter Kapazitäten ist eine Teilnahme von weiteren interessierten Gästen nur im Einzelfall und nach vorheriger Anmeldung möglich.

Programm

DONNERSTAG, 26.10.2017

11.30–11.45 Uhr
Begrüßung und Vorstellung des Projekts
Wilhelm Schmidt (Berlin, Vorsitzender des AWO-Präsidiums)

11.45–13.15 Uhr
Sozialdemokratische Wohlfahrtspflege zwischen Weltkrieg, Revolution und Demokratie
Philipp Kufferath (Köln): Vorgeschichte und Gründung
Jürgen Mittag (Köln): Entwicklung in der Weimarer Republik
Willy Buschak (Bochum): Regionale Besonderheiten in Sachsen
Anja Kruke (Bonn): Moderation und Kommentar

14.15–15.45 Uhr
Die Arbeiterwohlfahrt zwischen Verbot und Exil
Philipp Kufferath: Verbot und Liquidation des Hauptausschusses 1933/34,
Andreas Marquet (Bonn): Politisierung der Arbeiterwohlfahrt im Exil
Dietmar Süß (Augsburg): Moderation und Kommentar

16:15-17:45 Uhr
Biografische Zugänge: Protagonisten der unterschiedlichen Ebenen
Rotraut Hammer-Sohns (Hildesheim): Elise Bartels (1880–1925)
Hanna Eckhardt (Frankfurt am Main): Johanna Tesch (1875–1945)
Lydia Struck (Hamburg): Lotte Lemke (1903–1988)
Stefan Berger (Bochum): Moderation und Kommentar

17.45–18.30 Uhr
Pause

18.30–20.00 Uhr
Fünf Wohlfahrtsregime: Sozialpolitik, Wohlfahrtsverbände und AWO im 20. Jahrhundert
Öffentlicher Abendvortrag, in Kooperation mit dem Kolloquium des
Instituts für soziale Bewegungen, Bochum
Wilfried Rudloff (Kassel): Vortrag
Stefan Berger (Bochum): Begrüßung
Anja Kruke (Bonn): Moderation

FREITAG, 27.10.2017

9.00–10.30 Uhr
Themenfelder und Schwerpunkte der Wohlfahrtspflege nach 1945
Anne Hans (München): Wohlfahrtsverbände und Kinder- und Jugendhilfe (1945–1961)
Rolf G. Heinze (Bochum): Wohlfahrtspflege und Sozialpolitik ab 1975
Thomas Rauschenbach (München): Moderation und Kommentar

11.00 – 12.30 Uhr
Die AWO nach 1990: Expansion und schwierige Neugründung
Jürgen Ludewig (Berlin): Die Arbeit des Verbindungsbüros
Tilo von Ameln (Dresden): Der Neuaufbau in Sachsen
Wolfgang Stadler (Berlin): Umstrukturierung in den Regionen, am Beispiel eines Bezirksverbands
Norbert Wohlfahrt (Bochum): Kommentar und Moderation

12.30 – 13.30 Uhr
Mittagspause

13.30 – 15.00 Uhr
Institutionen und Strukturen, Aufarbeitung und Repräsentation: AWO-Erinnerungsorte
Kurzbeiträge: Caroline Weber (Kiel): Studie zur AWO Schleswig-Holstein; Bruno Steinmann (Bremen): AWO Bremen; Wenzel Seibold (Wiesbaden): AWO Mittelrhein ab 1990; Dieter Eckhardt (Frankfurt am Main): Die AWO-Geschichtswerkstatt Frankfurt am Main; Marcus Mesch (Berlin): Das Jugendwerk der AWO; Maike Beutler (Berlin): AWO-Verbandsjubiläum 2019; Michael Scheffler (Hagen): Kommentar und Moderation

15.00 – 15.30 Uhr
Abschlussbilanz und Ausblick
Anja Kruke/Philipp Kufferath/Jürgen Mittag

Kontakt

Deutsche Sporthochschule Köln
Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung
Philipp Kufferath
Am Sportpark Müngersdorf 6
50933 Köln
p.kufferath@dshs-koeln.de
+49-(0)221-4982-7350

www.dshs-koeln.de/iesf-AWO