Barock 'en miniature'. Literarische Kleinformen des Barock und ihr Nachleben

Barock 'en miniature'. Literarische Kleinformen des Barock und ihr Nachleben

Veranstalter
DFG-Graduiertenkolleg 2190 "Literatur- und Wissensgeschichte kleiner Formen", HU Berlin; in Kooperation mit dem Department of German Studies der Cornell University, Ithaca, NY
Veranstaltungsort
Humboldt-Universität zu Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.05.2018 -
Deadline
30.06.2018
Von
Graduiertenkolleg "Kleine Formen"

Epigramm, Epitaph, Emblem, Sonett, Fazetie – das literarische Barock ist gesättigt von kleinen Formen, die in der ‚Litteratur‘ der Frühen Neuzeit vor der Ausdifferenzierung des Sozialsystems Kunst in enger Relation stehen zur Produktion und Zirkulation von Wissensbeständen. Dabei vollzieht sich die Hinwendung zum Kleinen/Kleinteiligen in ästhetischer wie epistemologischer Hinsicht vor dem Hintergrund der Kopernikanischen Wende, den Auswirkungen der Erfindung des Buchdrucks und dem Dreißigjährigen Krieg als maßgebliche historische Konstellationen. Die Spannung aus fundamentalem Ordnungsverlust und der bis ins Manieristische gesteigerten künstlerischen Ordnungslust in der gelehrten deutschsprachigen Dichtung des 17. Jh. macht diese für eine Reaktivierung durch die Avantgarde der 10er/20er Jahre des 20. Jh. interessant. Ihr Rückgriff auf das Barock als Reflexionsepoche gibt wesentliche Impulse zur Umwertung und der damit einhergehenden (Re-)Konstruktion des Literaturbarock in der Germanistik zu Beginn des 20. Jh.

Inwiefern kommt kleinen Formen bei den literarischen und epistemologischen Paradigmenwechseln, die das 17. Jh. als Projektions- wie Profilierungsfläche für die Moderne attraktiv macht, eine katalysatorische Funktion zu? Welche Rolle spielen kleine Formen bei dem Projekt, die Diversität untersuchter literarischer Phänomene auf den Begriff der Barockliteratur zu bringen? Als wie groß lässt sich anhand exemplarischer Relektüren der Spielraum bzw. die Reflexivität über die innere Möglichkeit und Legitimation versifizierter wie nicht versifizierter Kleinformen des Barock einschätzen? Und wo bzw. wie werden Lizenzen kleiner Formen jenseits kodifizierter Poetiken im 17. Jh. ausgehandelt?

Ziel des Workshops, der vom Graduiertenkolleg „Literatur- und Wissensgeschichte kleiner Formen“ (Humboldt-Universität Berlin) in Kooperation mit dem Department of German Studies (Cornell University Ithaca, NY) organisiert wird, ist vor diesem Hintergrund eine Annäherung an das Verhältnis von Barock und literarischen Kleinformen in dreifacher Perspektive: 1. soll das Barock im Kontext der Literatur der Frühen Neuzeit betrachtet werden, wobei Fragen nach ästhetischen, ökonomischen und ökologischen Dimensionen kleiner Formen zur Debatte gestellt werden. 2. nimmt sich der Workshop der Bedeutung des Rückgriffes auf und der damit einhergehenden Ausdifferenzierung von kleinen Formen im Hinblick auf die Begriffsbildung des literarischen Barock als ex post konstruierte kulturhistorische Kategorie an, wobei 3. insbesondere die Verknüpfung von Wissenschafts- und Kunstgeschichte des beginnenden 20. Jh. thematisiert werden soll.

Themen für Beiträge zum Workshop könnten dementsprechend folgende drei Bereiche betreffen, weitere Vorschläge sind willkommen:

1. Literarische Kleinformen im Barock
- Kleine Formen in Poetiken und Paratexten vs. kleine Formen jenseits kodifizierter Poetiken des 17. Jahrhunderts
- Kleine Formen in epischen und dramatischen Großformen wie dem Roman, dem barocken Trauerspiel
- Kleine Formen und Sammlungen: Poetische Wälder, Florilegien, Anthologien, Gesprächspiele

2. Nachleben barocker Kleinformen in der historischen Avantgarde
- ‚Remediation‘ barocker Formen: Sonett, Emblem, Miniatur in der Moderne zwischen Überlieferung, Wiederentdeckung und Umschreibung
- Kleine Formen als Indikatoren einer „Wesensverwandtschaft“ von Barock und Moderne: Phänomene der Wiederkehr von expressionistischer Lyrik bis zur Montage
- Versäumte Rezeption: Das verschenkte Potenzial nicht rezipierter kleiner Formen des Barock in der Moderne

3. Die Er-findung des Barock in der Germanistik
- Geschichte der Germanistik: Motive des Barockbegriffs als ordnungsstiftende Chiffre für die ‚Inkommensurabilität‘ der Literatur des 17. Jahrhunderts
- „Barock als Gestaltung antithetischen Lebensgefühls“ (Hübscher)/„The Return of the Baroque in Modern Culture“ (Lambert): Barock als transhistorische Form
- Erforschung barocker Kleinformen in der Germanistik des frühen 20. Jahrhunderts

Die Ausschreibung richtet sich an Forscher/Forscherinnen aller Arbeitsfelder, für die das Thema von Relevanz ist. Der Workshop wird vom 06. bis zum 07. Dezember 2018 an der Humboldt-Universität zu Berlin stattfinden.

Bitte senden Sie Ihr Abstract (max. 300 Wörter) für einen 20-minütigen Vortrag bis zum 30. Juni als Word-Dokument an Pauline Selbig und Matthias Müller unter folgender Email-Adresse: kleines.barock@gmail.com.

Abstracts müssen ein Titelblatt mit dem Namen des Autors/der Autorin, dem Titel des Vortrags, der gegenwärtigen institutionellen Anbindung sowie Telefonnummer und E-Mailadresse enthalten. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.

Reise- und Aufwandskosten werden nach den gegebenen Möglichkeiten übernommen.

Weitere Informationen und den Call for papers als PDF unter http://www.kleine-formen.de.

Programm

Kontakt

Pauline Selbig und Matthias Müller
E-Mail: kleines.barock@gmail.com.

http://www.kleine-formen.de
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger