Der Mensch zwischen Freiheit und Schicksal, 30. April 2019, 19 Uhr
Die Annahme, Gott sei allmächtig und allwissend, steht in einem Spannungsverhältnis zur Auffassung von der Willensfreiheit des Menschen. Es geht dabei um nicht weniger als die Verantwortung des Menschen für sein eigenes Handeln – eine Frage, die jüdische und islamische Gelehrte seit jeher beschäftigt. Einen Versuch, dieses Dilemma aufzulösen, stellt die Lehre von der göttlichen Vorsehung bzw. die Prädestinationslehre dar.
Die Fähigkeit des Menschen zur bewussten Entscheidung wird auch durch neue Erkenntnisse der Psychologie, der Hirn- und Genforschung immer stärker in Frage gestellt. Sie sehen den Menschen als von biochemischen Prozessen und seiner genetischen Disposition her bestimmt.
Ist unsere Willensfreiheit wirklich nur eine Illusion? Worin unterscheidet sich ein solcher Determinismus von der Prädestinationslehre und wie frei kann der Mensch sein?
Es diskutieren Alan Mittleman und Martin Mahmud Kellner.
Alan Mittleman
Alan Mittleman ist Professor für Jüdische Philosophie am Jewish Theological Seminary of America. Er ist Autor u. a. von Human Nature & Jewish Thought. Judaism's Case for Why Persons Matter, in dem er sich mit der jüdischen philosophischen Antwort auf die wissenschaftliche Weltsicht beschäftigt. Sein letztes Buch Does Judaism Condone Violence? hat den National Jewish Book Award für das Jahr 2018 gewonnen.
Martin Mahmud Kellner
Martin Mahmud Kellner vertritt die Professur für Islamische Quellenlehre am Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück. Er ist zudem Gründer der Bildungsinitiative »Madrasah – Verein für islamische Bildung und interkulturellen Dialog«.
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Glauben Sie an Wunder?, 13. Juni 2019, 19 Uhr
Die Heiligen Schriften des Judentums und des Islam berichten von einer Vielzahl von außergewöhnlichen Ereignissen, die der menschlichen Erfahrung und den Naturgesetzen widersprechen. Von den jeweiligen Religionen werden sie als historische und objektive Tatsachenberichte aufgefasst und auf ein göttliches Eingreifen in die Geschichte zurückgeführt.
Solche Wundererzählungen stoßen bei Menschen, die von einem naturalistischen Weltbild ausgehen, auf Skepsis bzw. Ablehnung. Sie gründeten, so der Vorwurf, auf einem mythologischen Weltbild, das von einer wissenschaftlichen Herangehensweise längst abgelöst worden sei. Der Glaube an Wunder und die Überzeugung, dass Gott in das Geschehen der Welt eingreift, gehören jedoch zu Glaubenssätzen, die für das Selbstverständnis beider Religionen von fundamentaler Bedeutung sind.
Können beide Religionen den Glauben an Wunder in einer Sprache ausdrücken, die der Herausforderung durch die Wissenschaft standhält? Oder kann man heute nicht mehr an Wunder glauben?
Es diskutieren James A. Diamond und Umeyye Isra Yazicioglu.
James A. Diamond
James A. Diamond ist Professor für Jüdische Studien an der University of Waterloo, Kanada. Zu seinen Schwerpunkten gehören biblische Exegese, Hermeneutik und jüdische mittelalterliche Philosophie. Er hat zahlreiche Publikationen über den bedeutenden jüdischen Philosophen Moses Maimonides veröffentlicht.
Umeyye Isra Yazicioglu
Umeyye Isra Yazicioglu ist Professorin für Religionswissenschaft an der St. Josephs’s University in Philadelphia, USA und forscht zur Wissenschaftsphilosophie und dem Verhältnis zwischen dem Koran und den Wissenschaften. Sie ist Autorin von Understanding the Qur’anic Miracle Stories in the Modern Age.