Naturkatastrophen

Naturkatastrophen

Veranstalter
DFG-Forschergruppe "Natur in politischen Ordnungsentwürfen: Antike - Mittelalter - Frühe Neuzeit" (FG 1986)
Veranstaltungsort
Benediktinerabtei Ettal, Kaiser-Ludwig-Platz 1, 82488 Ettal
Ort
Ettal
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.10.2019 - 13.10.2019
Von
Jörge Bellin, Kunstgeschichte und Germanistik, Ludwig-Maximilians-Universität München

Vom 10.10.-13.10.2019 findet die Abschlusstagung unserer DFG-Forschergruppe "Natur in politischen Ordnungsentwürfen: Antike - Mittelalter - Frühe Neuzeit" (FG 1986) im Kloster Ettal zum Thema "Naturkatastrophen" statt:

Naturkatastrophen liefern das wohl spektakulärste Beispiel für die grundlegende Ambivalenz, die das Verhältnis von Natur und Ordnung von den Kulturen des Alten Orients bis zur Frühen Neuzeit (und darüber hinaus) kennzeichnet. Zum einen dient die Natur als Modell und Berufungsinstanz zur Legitimierung und Autorisierung gesellschaftlich-politischer Ordnung. Zum anderen aber auch als Gegenbild und Gegenkraft zivilisatorischen Strebens, als das wilde Andere der Ordnung, dem diese immer erst abgerungen werden muss und von dem sie latent ständig bedroht bleibt. In Ereignissen wie Erdbeben, Sturmfluten oder auch Pestepidemien gelangt diese Latenz zu zerstörerischer Aktualität. Natur zeigt sich als Chaos, dessen destruktiver Übermacht keine Ordnung gewachsen ist. Zugleich aber wird selbst noch dieser Zusammenbruch der Ordnung in Ordnungszusammen-hänge eingeschrieben. Als göttliches Strafgericht etwa wird die Katastrophe zum Beleg einer der Natur inhären-ten oder ihr gebietenden Ordnungsmacht, deren Herrschaft als umso unhintergehbarer wahrgenommen wird, je verwüstender sie sich manifestiert.

Ziel der Tagung ist es, die vielfältigen kulturellen Repräsentationen und Bedeutungszuschreibungen, die Naturkatastrophen in Antike, Mittelalter und der Frühen Neuzeit erfahren haben, in interdisziplinärer Perspektive zu beleuchten. Zur Debatte stehen dabei stets jene Vorstellungen von göttlicher, kosmisch-natürlicher und gesellschaftlich-politischer Ordnung, die zur Deutung von Naturkatastrophen herangezogen, durch sie betätigt, in Frage gestellt oder auch unhaltbar werden.

Um Voranmeldung wird dringend gebeten:
joerge.bellin@kunstgeschichte.uni-muenchen.de

Programm

Donnerstag, 10.10.

18.00: Eröffnung
18.30: Abendvortrag: Andreas Kablitz: Der Ausbruch des Vesuvs - Plinius und Leopardi

Freitag, 11.10.

9.00: Christoph Levin: Die un-endliche Endkatastrophe
10.30: Reinhard Müller: Dürre als Zeichen göttlichen Zorns. Ein alttestamentliches Motiv und seine kulturgeschichtlichen Hintergründe
11.30: Enrique Jiménez: Der Gott Marduk und die Winde bei der Flut
14.00: Wilhelm Schmidt-Biggemann: Die Sintflut als Naturkatastrophe schlechthin
15.30: Claudia Wiener: Aetna Giganteos numquam tacitura triumphos – Naturkatastrophen im römischen Epos
16.30: Judith Schlehe: Kulturkatastrophe Müll: Die Unordnung der Moderne in Indonesien

Samstag, 12.10.

9.00: Frank Bezner: Katastrophe(n), anders. Lapsus Naturae und Verfall der Welt in der philosophischen Dichtung des 12. Jahrhunderts
10.30: Ulrich Pfisterer: Sacco di Roma – die menschliche Naturkatastrophe von 1527
11.30: Claudia Olk: “Shooting stars and royal disasters” – zur Hermeneutik von Naturkatastrophen in Shakespeares Tragödien
14.00: Susanne Reichlin: „Erschröckliche Wunderzeichen“. Naturalisierung und Politisierung von Katastrophen in Flugblättern des 17. Jahrhunderts
15.30: Christine Göttler: Weltenbrände in der niederländischen Malerei
16.30: Friedrich Vollhardt: Das Beben. Lissabon 1755

Sonntag, 13.10.

9.00: Andrew Johnston: Beowulf Fluten: Die Archäologie der Sintflut im altenglischen Epos
10.30: Nicolai Hannig: Die Entdeckung der Katastrophe um 1800
11.30: Uwe Lübken: Wie natürlich sind Naturkatastrophen? Anmerkungen aus umwelthistorischer Perspektive

Kontakt

Jörge Bellin

LMU München, Theresienstr. 39, 80333 München

joerge.bellin@kunstgeschichte.uni-muenchen.de

https://www.for1986.uni-muenchen.de/index.html
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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