Das Friedenspotential des Lokalen in Gewaltkonflikten. Ethnologische
Beiträge zur Friedensforschung.
Der bescheidene Erfolg bzw. das Scheitern internationaler Friedensmaßnahmen und -einsätze weltweit stellt das liberale Friedensparadigma in Frage. Friedens- und Konfliktforscher wie Mac Ginty und Richmond sprechen von einer 'crisis of the liberal peace' und sehen einen Ausweg in einem 'local turn' in der Friedensforschung, bei dem die Bedeutung lokaler Akteure und eines meist unspezifischen 'Lokalen' für Friedensprozesse in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden soll.
Die Friedens- und Konfliktforschung entdeckt den Gegenstands- und Interessenbereich ethnologischen Forschens für sich, was mehrere Fragen aufwirft: Welche ethnologischen Beiträge zu lokalen Friedensakteuren und -initiativen existieren bereits? Wie wird 'das Lokale' konzeptualisiert bzw. operationalisiert und welche Formen kann es annehmen? Welche Rolle spielen lokale Vorstellungen von Konflikt und Frieden? Wie und mit welcher Motivation agieren lokale Akteure wie bspw. zivilgesellschaftliche Organisationen, religiöse Vereinigungen oder traditionelle Führer im Kontext von Gewaltkonflikten? Inwiefern wirkt ihr Agieren befriedend auf die lokale Konfliktdynamik? Welche Erkenntnisse kann hier eine ethnologische Friedensforschung bieten und wie können diese in einer interdisziplinären Debatte sichtbar gemacht werden?
Ziel des Workshops ist eine aktuelle Bestandsaufnahme ethnologischer Beiträge zur Friedensforschung, auf empirischer, methodischer und theoretischer Ebene. Es werden Beiträge erbeten, die sich zum einen empirisch und/oder theoretisch mit dem friedenspolitischen Potenzial 'des Lokalen' und zum anderen mit der Friedens- und Konfliktforschung als interdisziplinärem Feld auseinandersetzen. Abhängig von der Qualität der Beiträge und dem Interesse der AutorInnen wird eine Veröffentlichung angestrebt.