Soziale Hierarchie und ihre Praxis in der Antike. 3. Göttinger Nachwuchsforum "Per Aspera ad Astra"

Soziale Hierarchie und ihre Praxis in der Antike. 3. Göttinger Nachwuchsforum "Per Aspera ad Astra"

Veranstalter
Althistorisches Netzwerk Göttingen, Althistorisches Seminar, Georg-August-Universität
Veranstaltungsort
Philosophische Fakultät, Raum 2.123, Humboldtallee 19, 37073 Göttingen
Ort
Göttingen
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.01.2015 - 31.01.2015
Von
Anna Christina Neff

Das Göttinger Nachwuchsforums 2015 soll sich mit Sozialen Hierarchien und ihrer Praxis in antiken Gesellschaften beschäftigen. Das Wort "Hierarchie" setzt sich aus den griechischen Begriffen hieros und arche zusammen und bedeutet so viel wie "heilige Führung oder Herrschaft". Soziale Hierarchien bezeichnen daher ein System von Ebenen, die einander über- und untergeordnet sein können. Die Ordnung der Ebenen zueinander ist maßgeblich verantwortlich für die Selbst- und Fremdwahrnehmung des Individuums innerhalb der Gesamtheit. Jede Gemeinschaft von Menschen ist durch solch ein System strukturiert. Die Verortung bestimmter Gruppen oder Einzelner darin geht immer mit einer Wertung einher.

Die hierarchische Aufteilung der Gemeinschaft lässt sich jedoch nicht nur anhand theoretischer Strukturierungsmodelle betrachten. Die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe entscheidet über weite Teile der alltäglichen Lebensgestaltung. Die soziale Topographie von Stadt und Land beispielsweise spiegelt deutlich eine solche räumliche Abgrenzung wieder. Im kaiserzeitlichen Rom bilden der kaiserlichen Palast auf dem Palatin mit seinen wenigen Bewohnern und die engen Wohnverhältnisse der Plebs urbana in der Subura einen scharfen Kontrast. Gleichzeitig sind manche Orte, wie die Agora oder das Forum explizit dem Austausch zwischen Mitgliedern verschiedenster Gruppen gewidmet.

Jede Ebene der sozialen Hierarchie ist an praktische Verhaltensmuster geknüpft. Den jeweiligen sozialen Rollen ist dabei eine Palette des Müssens, Dürfens und Könnens zugeordnet. In einer streng strukturierten Gesellschaft wie dem antiken Sparta zum Beispiel war die Zugehörigkeit zu der Gruppe der Spartiaten, Periöken oder Heloten ausschlaggebend für die Rechte und Pflichten innerhalb der Gemeinschaft. Diese Sozialverbände waren aber nicht vollkommen voneinander losgelöst, sondern standen in ständiger Interaktion miteinander. Der politische und soziale Diskurs war von Aushandlungsprozessen innerhalb aber auch zwischen den Gruppen geprägt.

Trotz der teilweise starren sozialen Hierarchie konnten die Grenzen zwischen den Gruppen überschritten werden. Eine Aufstiegsmöglichkeit bot zum Beispiel Reichtum. So konnte in der Antike ein ehemaliger Sklave als Freigelassener durch ein gewisses Vermögen zu hohem Ansehen gelangen. Als eine soziale Abstiegsmöglichkeit könnte der Verlust der Freiheit genannt werden. Doch wie hoch darf diese soziale Mobilität eingeschätzt werden? Wie weit konnte den Einzelnen der Reichtum bringen? Oder wie tief konnte ein Senator fallen?

Die Dualität von sozialen Strukturen und deren Praxis im Alltag von antiken Gesellschaften soll den Kern der Beiträge darstellen. Beispielsweise auf der Grundlage systemtheoretischer, kommunikationswissenschaftlicher oder soziologischer Konzepte zu Systemen und Hierarchien könnten Thesen entwickelt werden. Die Tagung bietet einen offenen Raum, um neue und neuste Theorien der Geistes- und Sozialwissenschaften auf altertumswissenschaftliche Quellen anzuwenden.

Das Althistorische Netzwerk Göttingen, kurz ANG, versteht sich als eine Initiative von Nachwuchswissenschaftlern im Bereich der Alten Geschichte in Göttingen. Dabei haben sich im Sommersemester 2012 Studierende und Promovierende zusammengeschlossen, um die Kommunikation unter Gleichgesinnten zu fördern. Über den engeren institutsinternen universitären Rahmen in Göttingen hinaus soll der Kontakt mit deutschen und internationalen Altertumswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern gesucht werden. Ziel ist es, eine Kommunikationskultur zu fördern, die den direkten inhaltlichen Austausch stärkt, die Mobilität von Studierenden und Promovierenden anregt und auf diesen Wegen zur Schaffung eines ganzheitlichen Wissenschaftsraums in den Altertumswissenschaften beiträgt.

Programm

Freitag, 30. Januar 2015

11:00 Uhr: Begrüßung

11:15 Uhr: Manuel Pohl (Innsbruck)

"Probleme und Grenzen prosopographischer Forschung am Beispiel der römischen Annalistin"

12:15 Uhr: Kaffeepause

12:45 Uhr: Elisabeth Günther (Berlin)

"Invertierte Hierarchien? Kommunikation und Interaktion mittels olympischer Götter auf der Komödienbühne"

13:45 Uhr: Gemeinsames Mittagessen

14:45 Uhr: Maximilian Räthel (Göttingen)

"Der Mann, der König sein wollte?"

15:45 Uhr: Kaffeepause

16:15 Uhr: Andrew van Ross (Essen)

"Dissens und Risiko in der mittleren römischen Republik: Inneraristokratische Konflikte in praxeologischer Perspektive"

17:15 Uhr: Führung durch die Sammlung des Archäologischen Instituts

19:30 Uhr: Treffpunkt für gemeinsames Abendessen

Samstag, 31. Januar 2015

10:30 Uhr: Robert Wieland (Göttingen)

"Städtische Hierarchie. Die Konstruktion von Hierarchien in Stadtgesetzen römischer Coloniae und Municipia"

11:30 Uhr: Kaffeepause

12:00 Uhr: Helmut Lotz (Wien)

"Nekropole und Gesellschaft: archäologisch-epigraphische Überlegungen zu Termessos und Olymps"

13:00 Uhr: Gemeinsames Mittagessen

14:00 Uhr: Marcus Hellwing (Erfurt)

"Gebildete Frauen als Zeichen sozialer Hierarchie von Cicero bis zum jüngeren Plinius"

15:00 Uhr: Kaffeepause

15:30 Uhr: Frederik Grosser (Freiburg)

"Darstellungen von Wagenlenkern in der römischen Kaiserzeit und der beginnenden Spätantike"

16:30 Uhr: Abschlussdiskussion

Kontakt

Althistorisches Netzwerk Göttingen
Georg-August-Universität
Althistorisches Seminar
Humboldtallee 21
37073 Göttingen

aneff@uni-goettingen.de
akuhle@uni-goettingen.de

http://www.uni-goettingen.de/de/3-g%C3%B6ttinger-nachwuchsforum-/487056.html
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung