Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte 11 (2017)

Titel der Ausgabe 
Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte 11 (2017)
Weiterer Titel 

Erschienen
Erscheint 
jährlich
ISBN
0949-5908
Anzahl Seiten
167
Preis
12 Euro

 

Kontakt

Institution
Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte
Land
Deutschland
c/o
Forschungsstelle für Kirchliche Zeitgeschichte Evangelisch-Theologische Fakultät Geschwister-Scholl-Platz 1 80539 München Tel. 089-2180-2828, -5340 E-Mail: <sekretariat-kiz@evtheol.uni-muenchen.de>; <ccl@evtheol.uni-muenchen.de>
Von
Lepp, Claudia

Die vorliegende Ausgabe der „Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte“ widmet sich verschiedenen Themen der Religions- und Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts in Deutschland, Europa und weltweit.

Eine globale Perspektive nimmt Klaus Koschorke in seinem Beitrag ein. Er fordert nachhaltig dazu auf, christliche Globalgeschichte als Interaktionsgeschichte zu begreifen und zu erforschen. Diesem Appell folgt Jens Holger Schjørring in seinem Beitrag zu den Entwicklungen im internationalen Luthertum seit dem Zweiten Weltkrieg, die er durch eine Zunahme von Pluralismus und Polyzentrismus gekennzeichnet sieht. Einen anderen methodischen Zugriff wählt Rainer Paasch-Beeck. Er untersucht die Darstellung des evangelischen Kirchenkampfes im Roman „Jahrestage“ des Berliner Schriftstellers Uwe Johnson. Paasch-Beeck zeigt, wie intensiv sich der Kirchenkritiker Johnson in die Geschichte der evangelischen Kirche während des Nationalsozialismus eingearbeitet und wie akribisch er den „Kirchenkampf“ und seine Auswirkungen auf das Leben in einer fiktiven mecklenburgischen Kirchengemeinde beschrieben hat. Der Leipziger Kirchenhistoriker Klaus Fitschen skizziert in seinem Beitrag den Gang der evangelischen Kirchlichen Zeitgeschichtsforschung seit Ende der 1980er Jahre und mahnt eine gesamtdeutsche Perspektive auf die Zeit zwischen 1945 und 1989 an.

Auch in den Forschungs- und Tagungsberichten spiegelt sich die methodische und thematische Vielfalt der aktuellen Arbeiten auf dem Gebiet der Kirchlichen Zeitgeschichte. Das zeigt bereits der Bericht der Paderborner Kunsthistorikerin Eva-Maria Seng, in dem sie Einblick in ihre Forschungen zu Kirchenbau und städtischem Wandel sowie zur Sakraltopographie als Faktor der Stadttransformation gibt. Catharina Koke hält als Ergebnis ihrer theologischen Staatsexamensarbeit fest: Während Adolf Hitler in „Mein Kampf“ eine politische Religion entwickelte, ging es dem Großteil seiner Rezipienten um die Trennung von Religion und Politik oder die Vereinbarkeit von Kirche und Staat.

Den Anfang bei den Berichten über laufende Forschungsprojekte macht Liesa Weber. Sie analysiert in ihrer theologischen Dissertation mit einem regionalgeschichtlichen Ansatz die Handlungsoptionen von Pfarrern und Gemeinden im „Dritten Reich“. Maria Neumann legt ihre geschichtswissenschaftliche Dissertation als Lokalstudie an: Sie untersucht, wie im geteilten Berlin religiöse Vergesellschaftung funktionierte, und in welcher Weise Organisationen und Praktiken die Mauer überwinden konnten. Katja Bruns beschreibt in ihrem Forschungsprojekt die theologische Auseinandersetzung mit dem Marxismus in der Bundesrepublik Deutschland am Beispiel der Marxismus-Kommission der Studiengemeinschaft der Evangelischen Akademien. Dabei arbeitet sie Verschiebungen, Entwicklungen und Konstanten in der Debatte heraus.

In den Tagungsberichten geht es um zwei Veranstaltungen, die auch durch die Zusammensetzung ihrer Referentinnen und Referenten von Interesse waren. Gisa Bauer und Anette Neff berichten über eine Darmstädter Tagung zu „Martin Niemöller nach 1945. Auftrag und Erbe“. In deren Mittelpunkt standen acht Vorträge von Studierenden des Fachbereichs Evangelische Theologie an der Goethe-Universität Frankfurt, die den Ertrag aus zwei Kirchengeschichtsseminaren darstellen. Klaus Fitschen hebt in seinem Bericht über die Tagung „Evangelische Freikirchen im Nationalsozialismus“ hervor, dass deren Beiträge zu einem guten Teil von Fachleuten aus den Freikirchen gekommen und von einem hohen Grad an Selbstreflexion und Selbstkritik bestimmt gewesen seien.

Am Ende des Heftes steht wie immer der Nachrichtenteil, der über die Aktivitäten in den überregionalen und regionalen kirchengeschichtlichen Vereinigungen informiert.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

AUFSÄTZE

Polyzentrische Strukturen der globalen Christentumsgeschichte
Klaus Koschorke

Neubeginn und Kontroversen im internationalen Luthertum nach 1945
Jens Holger Schjørring

„Luzifer in Gestalt der mecklenburgischen Landeskirche“.
Der evangelische Kirchenkampf in Uwe Johnsons Roman „Jahrestage“
Rainer Paasch-Beeck

Geteilte Erinnerungen?
Das Problem einer gesamtdeutschen Kirchlichen Zeitgeschichte
Klaus Fitschen

FORSCHUNGS- UND TAGUNGEBERICHTE

ABGESCHLOSSENE FORSCHUNGSPROJEKTE

Forschungen zu Städtebau und Kirchenbau
Eva-Maria Seng

Adolf Hitlers „Mein Kampf“ und das Christentum in den Jahren 1933 und 1934
Catharina Koke

LAUFENDE FORSCHUNGSPROJEKTE

Handlungsoptionen von Pfarrern und Gemeinden in der Zeit des Nationalsozialismus. Eine vergleichende Studie für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern anhand der oberfränkischen Dekanate Bayreuth und Coburg
Liesa Weber

Religion in der geteilten Stadt.
Christliche Vergesellschaftung und Kalter Krieg in Berlin
Maria Neumann

Nachdenken über Marxismus in der Bundesrepublik.
Die Marxismus-Kommission der Studiengemeinschaft der Evangelischen Akademien von 1951 bis 1973
Katja Bruns

TAGUNGSBERICHTE

Martin Niemöller nach 1945. Auftrag und Erbe
Gisa Bauer und Anette Neff

Evangelische Freikirchen im Nationalsozialismus
Klaus Fitschen

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