Paradigmen und Perspektiven einer Mediävistischen Komparatistik. Freiburger Colloquium 2021

Paradigmen und Perspektiven einer Mediävistischen Komparatistik. Freiburger Colloquium 2021

Veranstalter
Mediävistisches Institut der Universität Freiburg Schweiz
Veranstaltungsort
Universität Freiburg
Gefördert durch
Schweizerischer Nationalfonds
PLZ
1700
Ort
Freiburg
Land
Switzerland
Vom - Bis
08.09.2021 - 10.09.2021
Von
Martin Rohde, interdisziplinär, Mediävistisches Institut Universität Freiburg

Das Mediävistische Institut der Universität Freiburg/Schweiz nimmt das Freiburger Colloquium 2021 zum Anlass, aktuelle Tendenzen der komparatistischen Methodenreflexion für die mediävistische Forschung fruchtbar zu machen.

Paradigmen und Perspektiven einer Mediävistischen Komparatistik. Freiburger Colloquium 2021

Das Mediävistische Institut der Universität Freiburg (Schweiz) organisiert alle zwei Jahre ein interdisziplinäres Kolloquium, bei dem Forscher:innen und Spezialist:innen zusammen gebracht werden, um sich mit einem speziellen mediävistischen Forschungsthema zu beschäftigen. Das Freiburger Colloquium 2021, von den Vertreter:innen der verschiedenen mediävistischen Literaturwissenschaften der Universität Freiburg organisiert, thematisiert und diskutiert aktuelle Paradigmen, Perspektiven und Methoden einer mediävistischen Komparatistik und findet Anfang September 2021 statt.

Die hohe Relevanz komparatistischer Ansätze ist für die mediävistische Forschung bereits seit ihren Anfängen eine Selbstverständlichkeit: Literarische Traditionen und Gattungsgeschichten lassen sich aufgrund der Vernetzung mittelalterlicher Kulturräume und Bildungsschichten kaum jemals monodisziplinär beschreiben und untersuchen. Fragen zu Kultur- und Techniktransfer, zu Stoff- und Wissenstransmissionen sowie zu literarischen Übersetzungen bilden transdisziplinär und unter überregionalen Gesichtspunkten gesehen ein wichtiges Fundament der Arbeit aller mediävistischen Wissenschaften.

Komparatistische Fragestellungen gehören insofern einerseits zwar zum Alltag mediävistischer literaturwissenschaftlicher und historischer Disziplinen, andererseits geht aber gerade mit dieser Selbstverständlichkeit oftmals einher, dass theoretische und methodische Prämissen des vergleichenden Ansatzes kaum mehr einer expliziten Reflexion unterzogen werden. Demgegenüber ist die Komparatistik als eine eigenständige kultur- und literaturwissenschaftliche Disziplin, die sich an zahlreichen Universitäten inzwischen institutionalisiert hat, in den letzten Jahren zunehmend mit Reflexionen auf die eigene Identität als ,Allgemeine und Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft‘ hervorgetreten. Die Mediävistik wiederum spielt in diesen Reflexionen zumeist nur eine marginale Rolle, und dies, obwohl es in einigen Teilbereichen insbesondere die Auseinander-setzung mit mittelalterlicher Literatur war, welche am Anfang der Fachgeschichte der Komparatistik stand (etwa bei E. Auerbach oder E. R. Curtius).
Das Mediävistische Institut der Universität Freiburg nimmt das Freiburger Kolloquium 2021 zum Anlass, aktuelle Tendenzen der komparatistischen Methodenreflexion für die mediävistische Forschung fruchtbar zu machen. Gleichzeitig gilt es auch in umgekehrter Richtung aufzuzeigen, dass gerade die mediävistischen Literatur-, Kunst- und Geschichtswissenschaften wichtige Impulse für die Methodenreflexion der Allgemeinen und Vergleichenden Kulturwissenschaft zu geben vermögen. Denn die kulturgeschichtlichen Besonderheiten der mittelalterlichen Epochen vermögen für die Schärfung und Differenzierung komparatistischer Kategorien wie Alterität, Historizität oder kulturelle Differenz zweifellos einen entscheidenden Beitrag zu leisten.

Zwei der kulturgeschichtlichen Besonderheiten mittelalterlicher Kultur- und Literaturgeschichte werden je einen Schwerpunkt der komparatistischen Diskussionen bilden: die Materialität und Medialität der Manuskriptkultur einerseits und die herausragende Rolle der lateinischen Sprache als überregionaler lingua franca sowie Motor für Austausch und Innovationen über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg andererseits. Ein dritter Schwerpunkt gilt der Methodenreflexion komparatistischer Arbeit in historischer Perspektive.

Programm

Mittwoch, 8. September 2021

8.30–8.45 Uhr: Begrüßung durch Astrid Epiney, Rektorin der Universität Freiburg, und die Organisator:innen

8.45–9.05 Uhr: Einführung durch Cornelia Herberichs (Germanistische Mediävistik, Universität Freiburg)

Sektion 1: Codices comparés: Les cultures des manuscrits dans une perspective comparative

9.05–9.15 Uhr: Einführung in Sektion 1: Marion Uhlig (Langues et littératures françaises du Moyen Âge, Universität Freiburg)

9.15–10.05 Uhr: Fabio Zinelli (Philologie romane, École pratique des hautes études Paris): Langue et littérature ou ›scripta et littérature‹: un paradigme nouveau pour l’histoire littéraire

10.35–11.25 Uhr: Stefan Abel (Germanistische Mediävistik, Universität Bern): Paläographische Zugänge zu den altfranzösischen Vorlagen von Wolframs Parzival

11.25–12.15 Uhr: Darwin Smith (Littérature et histoire médiévale, LAMOP – Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne): Le théâtre ›médiéval‹ en ›France‹: ce que disent les manuscrits

14.00–14.50 Uhr: Jessica Brantley (Medieval English, Yale University): Books of Hours in Comparative Perspective

14.50–15.40 Uhr: William Duba (Philosophie, Universität Freiburg): The First Word: Inaugural Speeches in Universities and Mendicant Studia

16.10–17.00 Uhr: Guillemette Bolens (Medieval English Literature and Comparative Literature, Université de Genève): Embodied Cognition, Kinesic Intelligence, and Comparative Literary Analysis in Medieval Studies

19.00 Uhr: Abendvortrag im Freiburger Museum für Kunst und Geschichte: Michael Borgolte (Geschichtswissenschaft, Humboldt Universität Berlin): ›Das Mittelalter‹ in neuen europäischen und globalen Herausforderungen. Der Vergleich in der Historiographie

Donnerstag, 9. September 2021

Sektion 2: Comparative approaches at the intersection of Latin and Vernacular languages

8.50–9.00 Uhr: Einführung in Sektion 2: Paolo Borsa (Letteratura e filologia italiane, Universität Freiburg) und Hugo O. Bizzarri (Filología hispánica, Universität Freiburg)

9.00–9.50 Uhr: Johannes Bartuschat (Italienische Sprache und Literatur, Universität Zürich): Lire, traduire et réécrire les historiens romains entre le XIIIe siècle et le XIVe siècle: Li Fet des Romains en France et en Italie

10.20–11.10 Uhr: Elizabeth Tyler (Medieval English Literature, University of York): Entanglements: Vernacular Literary Cultures in the Latin West (c.350–c.1150)

11.10–12.00 Uhr: Rossana Guglielmetti (Letteratura latina medievale e umanistica, Università degli Studi di Milano): La Navigatio Brendani et ses versions vernaculaires: les frontières nébuleuses entre tradition et remaniement

14.00–14.50 Uhr: Christian Høgel (Byzantine Literature, Syddansk Universitet): The Rise and Reappearance of Greek as an Imperial Language – and as Model for Latin

14.50–15.40 Uhr: Roundtable: Carmen Cardelle de Hartmann (Lateinische Philologie des Mittelalters, Universität Zürich), Cédric Giraud (Langue et littérature latines médiévales, Université de Genève), Noëlle-Laetitia Perret (Geschichte des Mittelalters, Universität Freiburg), Karin Schlapbach (Klassische Philologie, Universität Freiburg)

Freitag, 10. September 2021

Sektion 3: Komparatistische Mediävistik im 21. Jahrhundert – Aufgaben und Visionen

8.30–8.40 Uhr: Einführung in Sektion 3: Elisabeth Dutton (English Philology, Universität Freiburg), Cornelia Herberichs (Germanistische Mediävistik, Universität Freiburg)

8.40–9.30 Uhr: Andreas Kablitz (Romanistik/Komparatistik, Universität zu Köln) und Maximilian Benz (Germanistische Mediävistik, Universität Bielefeld): Der fremde Text. Zur kulturgenerierenden Leistung der Rezeption biblischer Texte als Grundlegung mittelalterlicher Kultur

9.30–10.20 Uhr: Jan-Dirk Müller (Germanistische Mediävistik, Ludwig-Maximilians-Universität München): Der fehlende Urtext

10.50–11.40 Uhr: Victor Millet (Filología Alemana, Universidade de Santiago de Compostela): Chrétien de Troyes and Hartmann von Aue. A special relation revisited

11.40–12.30 Uhr: Michele Bacci (Kunstgeschichte des Mittelalters, Universität Freiburg): Comparative Perspectives on Medieval Arts: Limits and Advantages

14.00–14.50 Uhr: Rüdiger Zymner (Allgemeine Literaturwissenschaft, Bergische Universität Wuppertal): Mediävale Weltliteratur

14.50–15.40 Uhr: Sabine Haupt (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Universität Freiburg): Kanon und Kanonen. Vom Politischen (in) der Komparatistik. Oder: Warum die moderne Komparatistik lieber aus- als vergleicht

16.10–17.10 Uhr: Roundtable: Jens Herlth (Slavistik, Universität Freiburg), Lars Boje Mortensen (Ancient and Medieval Cultural History, University of Southern Denmark), Michael Stolz (Germanistische Mediävistik, Universität Bern)

Kontakt

E-Mail: iem@unifr.ch

https://www.unifr.ch/mediaevum/de/veranstaltungen/freiburger-kolloquien/