Koloniales Erbe in Thüringen

Veranstalter
Wissenschaftliche Koordinationsstelle "Koloniales Erbe in Thüringen" (KET)
Veranstaltungsort
Internationales Begegnungszentrum Erfurt (15.-16.6.), Auditorium "Zur Rosen" (Jena)
Gefördert durch
Bundeszentrale für politische Bildung, Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen, Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Museumsverband Thüringen, Universität Erfurt, Universität Jena
PLZ
99084
Ort
Erfurt
Land
Deutschland
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
15.06.2023 - 17.06.2023
Von
Sahra Rausch, Historisches Institut, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Koloniales Erbe in Thüringen

Die Erforschung und Aufarbeitung des kolonialen Erbes gewinnt zunehmend außerhalb der ehemaligen Kolonialmetropolen an Bedeutung.
Um eine Debatte über das koloniale Erbe in Thüringen anzuregen und miteinander ins Gespräch zu kommen, wie das koloniale Erbe erinnert, erforscht und sichtbar werden kann, lädt die Wissenschaftliche Koordinationsstelle „Koloniales Erbe in Thüringen“ (KET) zu einer hybriden Tagung vom 15.–17. Juni 2023 in Erfurt und Jena ein.

Thuringia's Colonial Legacy

Researching and coming to terms with the colonial past is becoming increasingly important outside the former colonial metropolises.
In order to stimulate a debate about the colonial legacy in Thuringia and to enter into a dialogue about how the colonial legacy can be remembered, researched, and made visible, the Scientific Coordination Office "Thuringia's Colonial Legacy" (KET) is organising a hybrid conference in Erfurt and Jena from 15 to 17 June.

Koloniales Erbe in Thüringen

Die Erforschung und Aufarbeitung des kolonialen Erbes gewinnt zunehmend außerhalb der ehemaligen Kolonialmetropolen an Bedeutung. In Thüringen leisteten in den letzten Jahren insbesondere dekoloniale Initiativen einen wichtigen Beitrag zur Sichtbarmachung der kolonialen Vergangenheit. Forderungen nach Straßenumbenennungen und die Kartierung (post-)kolonialer Erinnerungsorte in Jena, Weimar und Erfurt verdeutlichen, auf welche Weise der Freistaat mit dem kolonialen Projekt verwoben war und Vorstellungswelten bis in die Gegenwart fortwirken. Gleichzeitig haben in den letzten Jahren auch die Forschungsaktivitäten hinsichtlich des kolonialen Erbes Thüringens an den Universitäten Erfurt und Jena zugenommen. Im Dezember 2021 wurde eine Wissenschaftliche Koordinationsstelle an beiden Hochschulstandorten mit dem Ziel eingerichtet, eine Vernetzung akademischer Forschung mit zivilgesellschaftlichen Initiativen anzustoßen. Um den Dialog über den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit in Thüringen zu fördern und Synergien für weitere Forschungs-, Kooperations- und Citizen Science Projekte anzustoßen, findet die Tagung an den Orten Jena und Erfurt statt.

Die Tagung zeichnet sich durch zwei Forschungsschwerpunkte aus: 1) dem transepochalen Zugang, der die Frage nach kolonialen Vergangenheiten bis in die Frühe Neuzeit zurückverfolgt und gleichzeitig die Geschichte der DDR sowie die Transformationszeit ab 1990 einschließt. Folglich stehen die unterschiedlichen Temporalitäten kolonialer Verstrickungen sowie ihre (im-)materiellen Fortwirkungen als Querschnittsthema im Zentrum des Interesses.
2) wird ein interdisziplinärer Zuschnitt gewählt, bei dem historische, soziologische, politikwissenschaftliche und kulturwissenschaftliche Perspektiven in einen Austausch gebracht werden. Die transepochalen sowie interdisziplinären Beiträge werden anhand der theoretisch ausgearbeiteten Betrachtungsachsen Materialität, Kolonialität und Dekolonialität gruppiert, um die Schnittmengen einer kooperativer (Forschungs-)Tätigkeit herauszuarbeiten.

Die Teilnahme ist kostenfrei. Aufgrund begrenzter Platzkapazitäten, bitten wir um eine verbindliche Anmeldung bis zum 12. Juni unter folgender Adresse: koloniales-erbe-thueringen@uni-erfurt.de.
Bitte geben Sie auch an, ob Sie in Präsenz oder digital teilnehmen möchten.

Mit ihrer Anmeldung erhalten Sie zeitnah den Link zum digitalen Raum. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Internetseite: https://www.koloniales-erbe-thueringen.de/tagung/.
Zudem bieten Dolmetscher:innen eine deutsch-englische Übersetzung der Tagungsinhalte an.

Thuringia's Colonial Legacy

The colonial past is increasingly gaining importance in all German federal states. In Thuringia, decolonial initiatives were the first to map (post-)colonial memory sites in Jena, Weimar, and Erfurt. Their work illustrates the entanglements of the federal state in the colonial project and the ways colonial imaginaries continue to have an impact in the present. At the same time, research activities regarding Thuringia’s colonial heritage have also increased in recent years at the universities of Erfurt and Jena. In December 2021, a coordination office was established at both universities aiming to connect academic research with civil society initiatives. In order to promote dialogue and to initiate synergies for further research, academic cooperation, and citizen science projects, the coordination office organises a congress, which will take place in Jena and Erfurt. The conference is characterised by two research interests:
1) A trans-epochal approach that traces the colonial past back to Early Modern History and equally includes the history of the GDR as well as the transformation period from 1990 onwards. Consequently, the different temporalities of colonial entanglements as well as their (im-)material continuities are at the centre of the investigation.
2) The conference follows an interdisciplinary approach to bring historical, sociological, political science, and cultural science perspectives into conversation. The trans-epochal and interdisciplinary contributions will be grouped according to the theoretical axes of materiality, coloniality, and decoloniality.

Attendance is free of charge. Due to limited space, please register by 12 June at koloniales-erbe-thueringen@uni-erfurt.de.
Please also indicate whether you wish to participate in person or digitally.

Once you have registered, you will receive the link to the digital room in due course. Further information is available on our website: https://www.koloniales-erbe-thueringen.de/tagung/.
In addition, interpreters will provide German-English translation of the conference.

Programm

DONNERSTAG, 15. JUNI
IBZ, Erfurt

14:00
Ankommen
Kaffee

15:00-16:00
Begrüßung und Einführung
Einführungsvortrag von Dr. Christiane Bürger und Dr. Sahra Rausch (Koordinatorinnen von KET)

16:00-17:30
Vortrag
Edward Ayau (früherer Executive Director der Hui Mālama I Nā Kūpuna O Hawai‘i Nei): Repatriation of Hawaiian Humanity: Returning to Who We Are
Moderation: Prof. Dr. Andreas Hejnol (Jena)

17:30-19:00
Postkolonialer Stadtrundgang
mit Decolonize Erfurt

19:00
Gemeinsames Abendessen im Pier 37
Lange Brücke 37A, 99084 Erfurt
auf eigene Kosten

FREITAG, 16. JUNI
IBZ, Erfurt

09:30-10:45
Koloniales Erbe in der Frühen Neuzeit?
Prof. Dr. Kim Siebenhüner (Jena): Koloniale Objekte der Frühen Neuzeit?
Dr. des. Meike Knittel (Berlin): Koloniale Spuren in der Berliner Kunstkammer
Moderation: Prof. Dr. Anja Laukötter (Jena)

10:45-11:15
Kaffeepause

11:15-13.00
Koloniale Sammlungspraktiken: Rassifizierungen in der Wissenschaft
Dr. Enrico Paust (Jena): Erste Ergebnisse der Provenienzforschung in der Osteologischen Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dr. Ulrike Lötzsch (Jena): Vom „Kammer-M∗“ zum Anatomieskelett: Wahrnehmung und Deutung kolonialer Human remains in der Anatomischen Sammlung Jena
Dr. Caroline Drieenhuizen (Heerlen): The Case of Java Man: to a Decolonial Perspective on Natural History Collections
Moderation: Prof. Dr. Iris Schröder (Gotha)

13:00–14:30
Mittagspause

14:30-16:15
(Im-)materielle Spuren des Kolonialismus in Thüringen
Katharina Nowak (Bremen): Eine ‚Südsee-Sammlung‘ in Erfurt – Einblicke in die postkoloniale Provenienzforschung und kollaborative Wissensproduktion
Jannik Noeske (Weimar): Mit Tropenhelm in Thüringen? Das Albert-Schweitzer-Denkmal in Weimar
Paul Taku Bisong (Jena): Bernhard Weissenborn – The first ‘Kolonialzoologe’ to Cameroon
Moderation: Prof. Dr. Christiane Kuller (Erfurt)
16:15-16.30 Visual Performance von Patricia Vester (Illustratorin, Potsdam)

19:00
Öffentliche Lesung in der Franz Mehlhose
Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (LZT)
Betiel Berhe: „Nie mehr leise. Die neue migrantische Mittelschicht“
Moderation: Elisa Calzolari (MigraNetz Thüringen e.V.)

SAMSTAG, 17. JUNI
Auditorium Zur Rosen, Jena

10:00-12:30
Workshop
Dekoloniale Wissensproduktion: Ansätze und Impulse für Lehre und Forschung
Iris Rajanayagam (Bundeszentrale für politische Bildung)
Moderation: Dr. Christiane Bürger (Erfurt)

12:30-13:30
Mittagspause

13:30-15:00
DDR postkolonial? Koloniale Kontinuitäten bis 1990 und in der Transformationszeit
Prof. Dr. Patrice Poutrus (Berlin): Wie dekolonisiert man die Geschichte eines antikolonialen Staats? Ein Problemaufriss
Jan Schubert (Erfurt): Rassistische Ausschreitungen gegen algerische Arbeitsmigranten in Erfurt 1975
Nick Wetschel (Dresden): Ostdeutsche Migrationsgesellschaft selbst erzählen – Einblicke in das bürgerwissenschaftliche Projekt MigOst
Moderation: Dr. Carsta Langner (Jena)

Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen
15:00-16:00
Vortrag (Online)
Prof. Dr. Sabelo J. Ndlovu-Gatsheni (Bayreuth): The Challenges of Decolonizing Knowledge and the Prospects of Decoloniality in the 21st Century
Moderation: Dr. Florian Wagner (Erfurt)

16:00-16:30
Kaffeepause

16:30-18:00
Öffentliche Podiumsdiskussion: AusHandlungsräume von Dekolonisierung
Museum: Dr. Ohiniko Mawussé Toffa (Grassi-Museum, Leipzig)
Wissenschaft: Prof. Dr. André Brodocz (Netzwerk „Postcolonial Hierarchies in Peace and Conflict“, Erfurt)
Bildung & Schule: Patricia Vester (Empowerment & Diversity-Trainerin, Potsdam)
Koloniale Spuren in der Stadt: Prof. Dr. Julia Bee (Decolonize Weimar)
Moderation: Dr. Silvan Niedermeier (Erfurt)

Kontakt

Dr.in Christiane Bürger
Koordinatorin &
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Universität Erfurt - Historisches Seminar
christiane.buerger[at]uni-erfurt.de

Dr.in Sahra Rausch
Koordinatorin &
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Universität Jena - Historisches Institut
+49 3641 944042
sahra.rausch[at]uni-jena.de

https://www.koloniales-erbe-thueringen.de/tagung/