Die Kapitulationen von 1710: Kontext, Wirkung, Interpretation

Die Kapitulationen von 1710: Kontext, Wirkung, Interpretation

Veranstalter
Institut für Geschichte und Archäologie sowie die Juristische Fakultät der Universität Tartu; Historisches Institut der Universität Tallinn; Baltische Historische Kommission, e.V.
Veranstaltungsort
Ort
Tartu
Land
Estonia
Vom - Bis
24.09.2010 - 25.09.2010
Website
Von
Karsten Brüggemann

Das Jahr 1710 markiert eine wichtige Zäsur in der baltischen Geschichte. Die schwedischen Garnisonen in Riga, Reval/Tallinn, Pernau/Pärnu und Dünamünde/Daugavgrīva, die Magistrate der baltischen Städte sowie die Ritterschaften von Estland, Livland und Ösel/Saaremaa unterzeichneten Kapitulationen gegenüber der russischen Armee, die später vom Zaren bestätigt wurden. Diese Kapitulationen übertrugen nicht nur die Herrschaft über die Ostseeprovinzen vom schwedischen König auf den russischen Zaren, sondern sicherten den Provinzen auch einen halb autonomen Status im Russischen Reich. Sie dienten als eine verfassungsähnliche Grundlage für die Organisation des Innenlebens der Provinzen (Verwaltung, Kirche, Gesetze), weshalb ihre unterschiedliche Interpretation nicht verwundert. Besonders deutlich wurde die Kluft der zwischen den deutschbaltischen Eliten und der Regierung: Während die einen ihrer Privilegien wegen den Vertragscharakter der Kapitulationen betonten, verstand St. Petersburg sie als Dekret Peters des Großen, das jeder folgende Herrscher nur freiwillig bestätigt hatte, um sich die Möglichkeit vorzubehalten, die Autonomie der Provinzen zu beschneiden.

Die Konferenz soll an Kapitulationen erinnern, die vor 300 Jahren vereinbart wurden, und ihren Kontext, ihre Wirkung sowie ihre Interpretationen analysieren.

Programm

Freitag, 24.9.2010

09.45 Begrüßung und Einführung

10.00 JÜRGEN VON UNGERN-STERNBERG: Genese und Rechtscharakter des Kapitulationsschemas im europäischen Horizont.

10.40 ANTI SELART: Historische Rechte Russlands auf Livland und der Große Nordische Krieg.

11.20-11.40 Kaffeepause

11.40 RALPH TUCHTENHAGEN: Die Kapitulationen von 1710 im Lichte der schwedischen Provinzialpolitik Ende des 17. Jahrhunderts.

12.20 PÄRTEL PIIRIMÄE: The capitulations of 1710 in the context of Peter the Great’s foreign policy.

13.00-15.00 Gemeinsamer Mittagsimbiss

15.00 ANDRES ANDRESEN: The implementation of the 1710 religious privileges in the early eighteenth century.

15.40 MÄRT UUSTALU: Die Güterrestitution nach dem Großen Nordischen Krieg.

16.20-16.40 Kaffeepause

16.40 ILJE PIIR: Die Volksbildung nach dem Großen Nordischen Krieg: Fortsetzung oder Unterbrechung?

17.20-18.00 SIRJE TAMUL: Die Kapitulationen und Universitas.

19.00 Kleiner Empfang im Stadtmuseum

Samstag, 25.9.2010

09.30 MATI LAUR: Die Kapitulationen von 1710 und die Kaiserin Katharina II.

10.10 GERT VON PISTOHLKORS: Praktisches politisches Handeln der deutschen Oberschicht vor der Russifizierung: Unterschiedliche Deutungen der livländischen Privilegien zwischen 1841 und 1885.

10.50 MARJU LUTS-SOOTAK: Die baltischen Kapitulationen und die Gesetzbücher des 19. Jahrhunderts.

11.30-11.50 Kaffeepause

11.50 LARS BJÖRNE: Finnland 1809 – und die Entwicklung danach: Versuch einer kurzen Rechtsgeschichte.

12.30-13.10 ROBERT SCHWEITZER: Vorbild oder Auslaufmodell? Die Bedeutung der Kapitulationen und der Autonomie der Ostseeprovinzen Ende des 17. Jahrhunderts.

13.10 Schlussbemerkungen

13.30 Gemeinsamer Mittagsimbiss

15.00-19.30 Exkursion

Kontakt

Pärtel Piirimäe

Universität Tartu, Institut für Archäologie und Geschichte, Lossi 3, 51003 Tartu

partel.piirimae@ut.ee