Lefebvre lesen. Plurale Zugänge zu einem vernachlässigten Raumdenker des 20. Jahrhunderts

Lefebvre lesen. Plurale Zugänge zu einem vernachlässigten Raumdenker des 20. Jahrhunderts

Veranstalter
Eine Kooperation der Forschungseinheit Erfurter RaumZeit Forschung und des DFG-Graduiertenkollegs „Dynamiken von Raum und Geschlecht“ (Göttingen/Kassel); Organisation: Jenny Bauer (Kassel), Sebastian Dorsch (Erfurt), Robert Fischer (Erfurt), Susanne Rau (Erfurt)
Veranstaltungsort
Kleine Synagoge, An der Stadtmünze 4, 99084 Erfurt
Ort
Erfurt
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.07.2014 - 18.07.2014
Von
Philipp Meyer

Der französische Philosoph und Soziologe Henri Lefebvre (1901-1991) gilt als einer der Vordenker des so genannten spatial turn – sein Konzept einer kritischen Raumtheorie (des Urbanen) wird in nahezu allen einschlägigen Einführungswerken zur Raumwende pflichtschuldig zitiert. Allerdings mangelt es an einer tiefergehenden und breiten Auseinandersetzung mit seinem Werk sowie einem anwendungsbezogenen Umgang in Disziplinen wie der Literaturwissenschaft, der Soziologie, der Geschichtswissenschaft oder der Geographie. Zwar werden Teilaspekte seiner Arbeit wie das Recht auf die Stadt (le droit à la ville) teils häufig rezipiert; indes ist die Interpretation und praktische Umsetzung seines „trialektischen“ Raumbegriffs in der Sekundärliteratur immer noch recht undurchsichtig und umstritten. Während die Raumkonzepte Michel de Certeaus oder Michel Foucaults in den Kultur- und Sozialwissenschaften eine breite Rezeption erfahren, bleibt es um Lefebvres Arbeiten merkwürdig still, obschon Schnittmengen mit de Certeaus Begriff der Praxis, Lacans Entwurf des Spiegelstadiums oder Foucaults Begriff der Heterotopie bestehen. Problematisch gestalten sich neben der Interpretation und der konkreten Anwendung seines Raumkonzeptes bspw. sein in der Rezeption vernachlässigter Zugang zur marxistischen Theorie oder sein eigentümlicher Sprachstil, der jede Übersetzung seiner Texte zu einer großen Herausforderung macht.

Im geplanten eintägigen Workshop sollen unter anderem diese Gesichtspunkte aufgenommen und zur Diskussion gestellt werden. Dabei werden zunächst in einem close-reading-Verfahren einzelne Aspekte der Theorie der Produktion des Raumes erörtert und verdeutlicht werden. Durch Expertenvorträge aus verschiedensten Disziplinen soll hervorgehoben werden, welche Bedeutung Lefebvres Raumtheorie im jeweiligen Fach einnimmt und welche Aspekte für eine weitergehende, auch interdisziplinäre Forschung fruchtbar gemacht werden. Im Anschluss an den Workshop ist die Gründung einer Lefebvre-Lesegruppe geplant, die als Plattform zu einem langfristigen und vertiefenden Austausch über Lefebvre und sein Werk dienen soll.

Interessierte sind wie immer herzlich eingeladen, sich an den Diskussionen zu beteiligen. Anmeldungen bitte an: robert.fischer@uni-erfurt.de

Programm

10:15 Uhr – 10:30 Uhr
Jenny Bauer, Robert Fischer: Einführung

10:30 Uhr – 11:30 Uhr
Stefan Günzel (Berlin): „Repräsentationsräume des Computerspiels“
Moderation: Jenny Bauer (Kassel)

11:30 Uhr – 12:30 Uhr
Jörg Dünne (Erfurt): „meshwork - networks / textures – réseaux: Henri Lefebvre und Tim Ingold“
Moderation: Diana Hitzke (Gießen)

12:30 Uhr – 14:00 Uhr
Mittagspause

14:00 Uhr – 15:00 Uhr
Fraya Frehse (São Paulo): „Beiträge des Lefebvreschen Werks für die gegenwärtige Stadtsoziologie“
Moderation: Robert Fischer (Erfurt)

15:00 Uhr – 16:00 Uhr
Susanne Rau (Erfurt) – „Lefebvre als Historiker und die Historiker/innen: zum Verständnis von Zeit und Epoche"
Moderation: Heiner Stahl (Siegen)

16:00 Uhr – 16:15 Uhr
Kaffeepause

16:15 Uhr – 17:00 Uhr
Thema: Lefebvre und seine Übersetzungen
Moderation: Babette Reicherdt (Kassel)

17:00 Uhr - 18:30 Uhr
Abschlussdiskussion und Organisation der Struktur für den Lesezirkel
Moderation: Sebastian Dorsch (Erfurt)

Kontakt

Robert Fischer

Erfurter RaumZeit-Forschung

robert.fischer@uni-erfurt.de

https://www.uni-erfurt.de/philosophische-fakultaet/raumzeit-forschung/
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung