Kulturkontakte und Identitäten im frühneuzeitlichen Ostmitteleuropa. Akteure, Diskurse, Verflechtungen. Jahrestagung des Johann Gottfried Herder-Forschungsrates 2017

Kulturkontakte und Identitäten im frühneuzeitlichen Ostmitteleuropa. Akteure, Diskurse, Verflechtungen. Jahrestagung des Johann Gottfried Herder-Forschungsrates 2017

Veranstalter
Johann Gottfried Herder-Forschungsrat; Institut für Slavistik der Technischen Universität Dresden
Veranstaltungsort
TU Dresden, Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften, Wiener Str. 48, 01219 Dresden
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.10.2017 - 20.10.2017
Deadline
11.10.2017
Von
Saskia Metan

Die wiederholte Ausrichtung vergangener Jahrestagungen des Herder-Forschungsrates an transnationalen Ansätzen zeugt von der Ergiebigkeit, Ostmitteleuropaforschung als Beziehungs- und Verflechtungsgeschichte zu konzipieren. Die Jahrestagung 2017 soll diese Ansätze nochmals aufgreifen, ihrer Anwendung aber neue Impulse verleihen, indem transnationale Perspektiven auf die vornationale Epoche der Frühen Neuzeit eingenommen werden.
Der Zeitraum von der Zersplitterung der christlichen Glaubenseinheit bis zur „Erfindung Osteuropas“ ist prägend für die Entstehung vornationaler Identitäten und Identitätszuschreibungen, die etwa mit Territorialisierungs- und Konfessionalisierungsprozessen und der Herausbildung kulturspezifischer Symbolsysteme wie der vernakularsprachlichen Literatur in Zusammenhang stehen. Diese Zuschreibungen belegen einen Bedarf an Selbstvergewisserung und -verortung, dem ex negativo auch durch die Konstruktion von Alterität entsprochen wird. Dabei ist davon auszugehen, dass in Ostmitteleuropa, der Kontaktzone zwischen West und Ost, besonders günstige Bedingungen nicht nur für den Austausch identitätsstiftenden Wissens, sondern auch für die Wahrnehmung ethnischer, sozialer oder kultureller Differenz herrschen.
Im Vordergrund der Tagung steht daher die Frage, wie sich im frühneuzeitlichen Ostmitteleuropa Konzepte von Identität und Alterität als Effekte kultureller Kontakte formieren. Über den Betrachtungszeitraum der Frühen Neuzeit hinaus lässt sich zudem die Nachhaltigkeit der sich herausbildenden Wissensbestände in Hinblick auf das 19. Jahrhundert diskutieren. Die Fragestellungen betreffen damit Aspekte des Transfers und der Übersetzung kulturellen Wissens sowie biographischer und literarischer Verflechtungen; im Einzelnen
- Vermittlungsinstanzen, Darstellungsmodi und Medien des Wissens vom Eigenen/ Anderen
- die Narration, Diffusion und den Transfer kollektiver Identitätsentwürfe
- transformatorische Effekte der Kulturbegegnung
- innergesellschaftliche Kulturkontakte und Marginalisierung.
Durch die Bezugnahme auf die sorbische Kultur sollen der ostmitteleuropabezogenen Transfer- und Verflechtungsgeschichte dabei weitere Gegenstandsfelder eröffnet werden. Um einen interdisziplinären Austausch unter Geistes- und Sozialwissenschaftlern/-innen zu gewährleisten, werden sowohl akteur- als auch text- und diskurszentrierte Untersuchungen präsentiert.

Programm

Donnerstag, 19.10.2017:

14:00 Registrierung
14:15 Begrüßung

Sektion I (Vorsitz: Steffen Höhne, Weimar)
14:30 Friedrich Pollack (Bautzen): Nationen, Migrationen und Identitäten im frühneuzeitlichen Ostmitteleuropa. Eine wissensgeschichtliche Annäherung aus sorabistischer Perspektive
15:00 Holger Kuße (Dresden): Verständigungsideale. Vielsprachigkeit und Universalsprache bei Amos Comenius
15:30 Pause
15:45 Ludger Udolph (Dresden): „Christus“ als Alternative zu weltlicher und geistlicher Gewalt. Petr Chelčickýs „Netz des Glaubens“
16:15 Robert Dittmann (Prag): Confessional Identity in the Czech Six-Volume Kralice Bible (1579-1594)
16:45 Pause
17:00 Jan Malura (Ostrava): German Erbauungsliteratur and Czech Hymnbooks and Books of meditations. Literature and Confessional Identity in Early Modern period
17:30 Jan Kvapil (Ústí nad Labem): Sächsische funerale Literatur in Nordböhmen des 16. und 17. Jahrhunderts

18:00 Kleiner Empfang
18:45 Mitgliederversammlung des Johann Gottfried Herder-Forschungsrates

Freitag, 20.10.2017:

Sektion II (Vorsitz: Reinhard Johler, Tübingen)
09:00 Marion Rutz (Passau): Jurist und Hofdichter. Petrus Royzius (Pedro Ruiz de Moros) in Krakau und Vilnius
09:30 Saskia Metan (Dresden): Editorische Verflechtungen. Zum Druck der Sarmatienberichte im 16. und 17. Jahrhundert
10:00 Sabine Jagodzinski (Warschau): ZwischenRegionen. Adlige Repräsentationskulturen im Königlichen und im Königreich Preußen (1700–1772)
10:30 Pause
10:45 Stefan Rohdewald (Gießen): Polen-Litauen/ Ostmitteleuropa in der Verflechtung mit dem Osmanischen Reich. Transosmanische Perspektiven
11:15 Heinrich Kirschbaum (Basel): Am Grabe der Frühneuzeit. Franciszek Karpińskis „Klage eines Sarmaten“
11:45 Mittagspause

Sektion III (Vorsitz: Christian Prunitsch, Dresden)
13:00 Radosław Buraczyński (Dresden): Lausitzer Sorben aus der Perspektive der Soziologie des Fremden. Theoretische Überlegungen
13:30 Madlena Mahling (Dresden): Die Auswirkungen der Reformation auf die Sorben in Lübben im 16. Jahrhundert
14:00 Pause
14:15 Lubina Mahling (Dresden): Verflechtungsraum Lausitz: Böhmische Exulanten und Lausitzer Sorben. Begegnungen und Beziehungen im 18. Jahrhundert
14:45 Robert Lorenc (Dresden): Sorben (er)zählen – Die „Statistika łužiskich serbow“ von Arnošt Muka. Zur Analyse eines Klassikers sorabistischer Volkskunde

15:15-16:00 Abschlussdiskussion

Kontakt

Saskia Metan

TU Dresden, Institut für Slavistik
01062 Dresden

saskia.metan@tu-dresden.de

htpp://www.tu-dresden.de/slavistik
Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger