Kino und „Remigration“ nach Deutschland und Europa nach 1945: Neue Perspektiven für die Filmgeschichte?

Kino und „Remigration“ nach Deutschland und Europa nach 1945: Neue Perspektiven für die Filmgeschichte?

Veranstalter
Laurence Guillon, Lettres et Civilisations Etrangères, Université Lumière Lyon 2; Imme Klages, Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Caroline Moine, Centre d’Histoire Culturelle des Sociétés Contemporaines, Université Versailles-Saint-Quentin-en-Yvelines; Nedjma Moussaoui, Passages XX-XXI Arts et Littératures, Université Lumière Lyon 2; Johannes Praetorius-Rhein / Lea Wohl von Haselberg, Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF (Université Lumière Lyon 2)
Ausrichter
Université Lumière Lyon 2
Gefördert durch
CIERA
PLZ
69000
Ort
Lyon
Land
France
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
11.06.2025 - 13.06.2025
Deadline
03.01.2025
Von
Imme Klages, ehem. Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft, Johannes Gutenberg Universität Mainz

Kino und „Remigration“ nach Deutschland und Europa nach 1945: Neue Perspektiven für die Filmgeschichte?

Die Vertreibung von Filmfachleuten aus dem nationalsozialistischen Deutschland und später aus ganz Europa während des Zweiten Weltkriegs hat das deutsche, europäische und amerikanische Kino tiefgreifend geprägt. Diese Vertreibung führte zu kulturellen und künstlerischen Austauschprozessen. Nach 1945 kehrten einige Filmemacher und Intellektuelle nach Europa zurück, aber nur wenigen gelang es, dort wieder eine dauerhafte Position zu finden. Der Begriff der Remigration, verstanden als freiwillige Migration, erweitert das Forschungsfeld. Er umfasst sowohl Nachkriegsfilme als auch Werke von Generationen, die vom Exil und transnationalen Netzwerken beeinflusst sind, und behandelt Themen wie Mehrsp

CINEMA ET « RÉMIGRATION » VERS L’ALLEMAGNE ET L’EUROPE APRES 1945 : QUELLES PERSPECTIVES POUR L’HISTOIRE DU CINEMA ?

L’expulsion des professionnels du cinéma d'Allemagne nazie et de l'Europe pendant la Seconde Guerre mondiale a profondément marqué le cinéma allemand, européen et américain. Ce déplacement a engendré des échanges culturels et artistiques. Après 1945, des cinéastes et intellectuels sont retournés en Europe, mais peu ont réussi à y retrouver une place durable. La notion de rémigration, vue comme une migration volontaire, étend le champ d'étude. Elle inclut les films d'après-guerre et les œuvres de générations influencées par l'exil et les réseaux transnationaux, en abordant des thèmes comme le multilinguisme et l'hybridité culturelle.

Kino und „Remigration“ nach Deutschland und Europa nach 1945: Neue Perspektiven für die Filmgeschichte?

Die Vertreibung Filmschaffender aus dem nationalsozialistischen Deutschland und in der Folge des Zweiten Weltkriegs aus ganz Europa stellt nicht nur einen gewaltsamen Bruch in den Biographien und Karrierewegen der Betroffenen dar, sondern hatte zweifellos einen nachhaltigen Effekt auf die deutsche, europäische und amerikanische Filmgeschichte. Wie vielfach gezeigt, war das Filmexil mit kulturellen Transfers von Talenten, Arbeitsweisen und Stilen verbunden. Nach dem Kriegsende 1945 fanden durch die Remigration von Intellektuellen, Künstler:innen, Politiker:innen und Wissenschaftler:innen vergleichbare Transfers auch in umgekehrter Richtung statt. Doch während dies für andere Künste, Disziplinen und Berufsfelder, vor allem in Deutschland seit 2000, erforscht wird , gilt dies kaum für das Nachkriegskino. Insbesondere mit Blick auf West-Deutschland wird die Rückkehr einzelner Filmschaffender in der Regel als künstlerisches und persönliches Scheitern verstanden und gilt im Weiteren als folgenlos (H.G. Asper, J.C.Horak, B. Eisenschitz) : Bis weit in die 1950er Jahre ist die Zahl der Remigrant:innen gering und die allerwenigsten können beruflich in Europa dauerhaft Fuß fassen.
Diese filmhistorische Gewissheit steht jedoch in Frage, wenn man den verengten Begriff von Remigration biographisch, geographisch und zeitlich erweitert. Eine solche Revision erfordert von der Filmwissenschaft einen interdisziplinären Austausch mit Ansätzen der Literaturwissenschaft (Ch. Schönfeld, U. Schneider), der Kunsttheorie (C. Flécheux), der Jüdischen Studien (L. Wohl von Haselberg), der Exil- und Migrationsforschung (H. G. Asper, M. Müller, H. Klapdor, A. Nuselovici), der Soziologie und Geschichtswissenschaft (I. Von der Lühe, A. Schildt und S. Schüler-Springorum, S. Sigmund). Dabei sind vor allem drei übergreifende Paradigmen zu nennen:
Durch eine auf transnationale Prozesse und Migration ausgerichtete Perspektive lässt sich die Remigration weniger als Endpunkt des Exils, sondern eher als Fortsetzung grenzübergreifender Beziehungen und oft transatlantischer Netzwerke verstehen. Viele Filmschaffende verlegten zwar nicht dauerhaft ihren Lebensmittelpunkt zurück in ihre Herkunftsländer, nahmen aber Kontakte wieder auf, besuchten ihre Heimat, kehrten an Exilstationen oder für einzelne Projekte temporär zurück oder siedelten sich in europäischen Nachbarländern an. Remigration muss insofern keine definitive Rückkehr bedeuten, sondern kann verschiedene Modalitäten und Realitäten umfassen.
Im Gegensatz zu Flucht und Exil ist der Begriff der Remigration außerdem mit Handlungsmacht verbunden; Entscheidungen über Rückkehr sind nicht nur als Antwort auf eine traumatische Erfahrung von Vertreibung zu interpretieren, sondern als eine Form freiwilliger Migration zu verstehen. Dabei spielen eine Vielzahl von politischen, ökonomischen und kulturellen Motiven eine Rolle.
Erfahrungen von Exil und (Re-)Migration prägen dabei nicht nur die unmittelbar Betroffenen, sondern bleiben bis in die zweite und dritte Generation prägend. Dadurch vergrößert sich nicht nur der zeitliche Rahmen der Remigration, sondern es lassen sich auch unterschiedliche Perspektiven erkennen: Während sich die erste Generation mitunter erst im hohen Alter mit den traumatischen Aspekten ihrer Biographie konfrontieren kann, ist der zweiten und dritten Generation sowohl ein stärker politisierter und stärker reflexiver Zugang möglich, als auch ein selbstbewusster Zugriff auf Ressourcen und Potentiale der Migrationserfahrung.
Damit steigt die Zahl der unter dem Aspekt der Remigration zu diskutierenden Filme erheblich: Neben den wenigen kanonischen Rückkehrerfilmen der Nachkriegsjahre (wie Der Ruf mit Fritz Kortner, 1949, oder Der Verlorene von Peter Lorre, 1951) treten auch andere deutsche und europäische Filme der Nachkriegszeit in den Fokus der Untersuchung, wie die Werke einer Generation von Filmemacher:innen, die vom Autorenkino geprägt wurden oder fürs Fernsehen arbeiteten – bis hin zu Filmen der Gegenwart. Dabei sind sowohl Produktionen relevant, die Anlass oder Kontext für eine (temporäre) Rückkehr boten, wie auch solche, in denen diese Erfahrung selbst reflektiert und verarbeitet wurde. Neben Fragen der ästhetischen Übersetzung lassen sich in diesem Kontext auch Aspekte von Mehrsprachigkeit und kultureller Hybridität, die Spezifik einzelner Professionen und Gewerke, internationale Netzwerke sowie das Verhältnis von Film zu anderen Medien wie Fernsehen, Rundfunk oder Literatur diskutieren. Eingeladen werden auch interdisziplinäre Beiträge, die sich in diesem weiten Verständnis mit Film-Remigration befassen.
Das Kolloquium ist der vierte Meilenstein einer größeren Reihe zum Thema „Kino und ‚Remigration‘ nach Deutschland und Europa nach 1945“, die Teil eines „Programme de Formation-Recherche“ (Lehrforschungsprojektes) des CIERA (2023-2025) sind, in Zusammenarbeit zwischen der Université Lumière Lyon 2 (Passages XX-XXI und LCE) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Konferenzsprachen sind Deutsch und Französisch. Beiträge können außerdem auf Englisch eingereicht werden, allerdings muss mindestens eine der Konferenzsprachen passiv beherrscht werden. Erwartet wird eine Teilnahme an wenigstens 2 vollen Tagen des Kolloquiums.

Abstracts (max. 1500 Zeichen) mit bio-bibliographischer Notiz (500 Zeichen) in deutscher oder französischer Sprache können bis zum 3.01.2025 als pdf per Mail an die drei folgenden Adressen eingereicht werden: nedjma.moussaoui@univ-lyon2.fr ; laurence.guillon@univ-lyon2.fr ; iklages@uni-mainz.de
Zusagen werden Ende Januar verschickt.
Eine spätere Publikation der Beiträge ist geplant.

Wissenschaftlicher Beirat
Laurence Guillon (Lettres et Civilisations Etrangères, Université Lumière Lyon 2)
Imme Klages (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Caroline Moine (Centre d’Histoire Culturelle des Sociétés Contemporaines, Université Versailles-Saint-Quentin-en-Yvelines)
Nedjma Moussaoui (Passages XX-XXI Arts et Littératures, Université Lumière Lyon 2)
Johannes Praetorius-Rhein (Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF)
Lea Wohl von Haselberg (Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF)

CINEMA ET « RÉMIGRATION » VERS L’ALLEMAGNE ET L’EUROPE APRES 1945 : QUELLES PERSPECTIVES POUR L’HISTOIRE DU CINEMA ?

L'expulsion des professionnels du cinéma de l'Allemagne nazie d’abord, puis, du fait de la Seconde Guerre mondiale, de toute l'Europe, ne constitue pas seulement une rupture violente dans les biographies et les carrières des personnes concernées : elle a sans doute eu un effet durable sur l'histoire du cinéma allemand, européen et américain. Comme cela a déjà été montré, l'exil cinématographique s’est accompagné de transferts culturels, de talents, de méthodes de travail et de styles. Après la fin de la guerre en 1945, des transferts comparables ont également eu lieu mais dans le sens inverse du fait de la « rémigration » d'intellectuels, d'artistes, de politiciens et de scientifiques. Si ce phénomène a fait l'objet de recherches pour d'autres arts, disciplines et domaines professionnels, notamment en Allemagne depuis les années 2000 , le cinéma d'après-guerre n’a guère été interrogé à partir de ce prisme. En ce qui concerne en particulier l'Allemagne de l'Ouest, le retour de certains cinéastes est en général associé à un échec sur le plan artistique ou personnel, et considéré comme infructueux (H.G. Asper, J.C.Horak, B. Eisenschitz) . Jusque dans les années 1950, le nombre de « rémigrants » est faible et rares sont ceux qui parviennent à s'établir durablement en Europe sur le plan professionnel.

Cet état des lieux de l'histoire du cinéma peut sans doute être questionné dès lors qu’on envisage plus largement la notion de rémigration sur les plans à la fois biographique, géographique et chronologique. Une telle entreprise exige un échange interdisciplinaire des études cinématographiques et des approches issues de la littérature (Ch. Schönfeld, U. Schneider), de l’esthétique (C. Flécheux), des études juives (L. Wohl von Haselberg), de la recherche sur l'exil et les migrations (H. G. Asper, M. Müller, H. Klapdor, A. Nuselovici), de la sociologie et de l'histoire (I. Von der Lühe, A. Schildt und S. Schüler-Springorum, S. Sigmund). Dans ce contexte, trois paradigmes transversaux retiennent plus particulièrement l’attention :

Une perspective axée sur les migrations et processus transnationaux permet d’appréhender la rémigration non plus comme le terme de l'exil mais comme le prolongement de relations transfrontalières et de réseaux souvent transatlantiques. De nombreux professionnels du cinéma ne sont pas rentrés définitivement dans leur pays d'origine, mais y ont renoué des contacts, y ont séjourné, sont revenus temporairement pour des projets particuliers, ont revisité des lieux marquants de leur exil, ou encore se sont (ré)installés dans des pays européens voisins. En ce sens, la rémigration ne signifie pas nécessairement un retour définitif, mais peut recouvrir différentes modalités et réalités.

Contrairement à la fuite ou à l'exil, la notion de rémigration est en outre liée à un pouvoir d'action ; ainsi, les décisions associées au retour ne sont sans doute pas à comprendre uniquement comme une réponse à l’expérience traumatisante du bannissement et de l'expulsion, il convient aussi de les appréhender comme une forme de migration volontaire. De nombreux motifs politiques, économiques et culturels peuvent alors entrer en jeu.

Les expériences de l’exil et de la (ré)migration ne marquent pas seulement les personnes directement concernées, elles sont également déterminantes pour la deuxième voire la troisième génération. Prendre cela en considération étend bien sûr le cadre temporel de la rémigration, mais permet aussi et surtout d'identifier des perspectives différenciées : alors que ce n’est qu’à un âge avancé que la première génération parvient parfois à se confronter aux aspects traumatisants de sa vie, la deuxième et la troisième génération peuvent avoir une approche plus politisée et plus réflexive de l'expérience migratoire, et être pleinement conscientes des ressources et potentialités qui y sont associées.

A partir de cette conception élargie de la rémigration, le nombre de films à envisager augmente considérablement : aux côtés de films du retour réalisés peu après 1945 tels La Chair (Der Ruf / The Last Illusion, 1949) de Fritz Kortner ou L'Homme perdu (Der Verlorene, 1951) de Peter Lorre, d’autres films allemands et européens d’après-guerre entrent dans le champ d’études, telles les œuvres d'une génération de cinéastes marqués par le cinéma d'auteur ou travaillant pour la télévision – jusqu'aux films contemporains. Sont alors pertinentes aussi bien les productions qui ont fourni l'occasion ou le cadre d'un retour (temporaire) que celles où cette expérience a été réfléchie et travaillée. En dehors des questions esthétiques, la perspective définie ici invite également à s’intéresser aux aspects liés au multilinguisme et à l'hybridité culturelle, à la spécificité de certaines professions et de certains métiers, aux réseaux internationaux ainsi qu’aux relations du cinéma avec la télévision, la radio, ou la littérature. Les contributions interdisciplinaires qui envisagent la question de la rémigration de l’exil cinématographique dans cette acception large sont également bienvenues.

Ce colloque constitue le quatrième jalon d’un programme de recherches consacré au sujet « Cinéma et “Remigration” vers l'Allemagne et l'Europe après 1945 », point d’orgue d’un « Programme de Formation-Recherche » de deux ans (2023-2025) soutenu par le CIERA, en collaboration avec l'Université Lumière Lyon 2 (Passages XX-XXI et LCE), la Johannes Gutenberg-Universität Mainz et la Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF.
Les langues du colloque sont le français et l'allemand. Les contributions peuvent également être soumises en anglais, mais il est nécessaire de maîtriser passivement au moins une des deux langues du colloque. Une participation à au moins deux jours complets est attendue.

Les propositions de communication (max. 1500 signes) accompagnées d'une notice bio-bibliographique (500 signes) sont à adresser par mail, en allemand ou en français, en format pdf, aux trois adresses suivantes : nedjma.moussaoui@univ-lyon2.fr ; laurence.guillon@univ-lyon2.fr ; iklages@uni-mainz.de
La date limite de soumission est le 3.01.2025. Une réponse sera adressée fin janvier pour les propositions retenues.
Les travaux du colloque seront suivis d’une publication.

Comité scientifique :
Laurence Guillon (Lettres et Civilisations Etrangères, Université Lumière Lyon 2)
Imme Klages (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Caroline Moine (Centre d’Histoire Culturelle des Sociétés Contemporaines, Université Versailles-Saint-Quentin-en-Yvelines)
Nedjma Moussaoui (Passages XX-XXI Arts et Littératures, Université Lumière Lyon 2)
Johannes Praetorius-Rhein (Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF)
Lea Wohl von Haselberg (Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF)

Kontakt

nedjma.moussaoui@univ-lyon2.fr ; laurence.guillon@univ-lyon2.fr ; iklages@uni-mainz.de

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