Spätestens mit der Einführung von Thomas Edisons Electric Distribution System am Ende des 19. Jahrhunderts werden elektrische Infrastrukturen zu grundlegenden Bestandteilen von Gebäuden und damit zu architektonischen Elementen, deren materielle Verteilung erkennbare Veränderungen im architektonischen Raumprogramm herbeiführt und klassische architektonische Elemente wie Wände und Öffnungen durchlässig werden lässt. Infrastrukturen, die aus Kabeln, Schaltern und Steckern bestehen können und bis zu heutigen drahtlosen Netzwerken und ubiquitärem Computing reichen, durchqueren die Gebäude, verlaufen durch Wände und zwischen Stockwerken hindurch, wo sie ein zumeist unsichtbares Netzwerk elektrischer und elektronischer Distributions- und Kommunikationswege bilden, das entfernte Räume miteinander verbindet.
Die infrastrukturelle Aufrüstung von Städten und Gebäuden löst so weitreichende Konsequenzen in sozialer, kultureller und architektonischer Hinsicht aus, dass sich selbst die allgemeine Mediatisierung unserer gegenwärtigen Lebenswelt aus Sicht der zentralen Elemente beschreiben lässt, die ihr als technische Infrastrukturen zugrunde liegen. Sie bilden die Grundlagen unserer informationstechnischen Übertragungskultur der Gegenwart und ihrer architektonischen Herausforderungen. Die Konsequenzen technischer Infrastrukturen aus architekturtheoretischer, medienwissenschaftlicher und wissenschaftshistorischer Perspektive zu untersuchen, ist das Ziel des Workshops, der gemeinsam vom Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften der TU Graz und dem Digital Cultures Research Lab der Leuphana Universität Lüneburg veranstaltet wird.