Das neue Heft DCO 5,1 (2019) wurde -wie immer Open Access- publiziert:
Neben dem von Dr. R. Kath verfassten Editorial und einer von Prof. Ch. Schubert unternommenen Untersuchung zur Visualisierung anhand von Metadaten, die mit beeindruckenden Graphiken unterstützt wird, beinhaltet das Heft drei Beiträge des Historikertages 2018: Die Thematik der drei Beiträge lässt sich -Herr Prof. Scholl zitierend- am besten mit dem bekannten Ausruf der Zehntausend beschreiben: θάλαττα θάλαττα - „Das Meer, das Meer!“ (Xen. Anab. 4.7.24). Die einzelnen Beiträge stammen zum einen von Prof. Ch. Schäfer aus Trier, der sich mit den „Hotspots“ der antiken Seeverbindungen auseinandersetzt; des Weiteren von Dr. M. Rücker, welche die zerstörerische Kraft des Meeres am Beispiel des Inselreiches Atlantis darstellt und schließlich von Prof. R. Schulz, dessen Beitrag die Ergebnisse der Sektion des Historikertages zusammenfasst!
Editorial:Roxana Kath
Digital Classics Online Artikel:
Visualisierung von Textdaten: Die Falle der Metadaten am Beispiel von Iamblichs Protreptikos Charlotte Schubert„Digital Humanities analysieren nicht nur Bilder, sondern produzieren auch neue Bilder“[1] – diese alltägliche Feststellung beleuchtet einen Prozeß, dessen Verlauf einerseits noch ganz offen ist, da diese neuen Repräsentationsmöglichkeiten epistemisch keineswegs erfaßt sind, geschweige denn, daß die Entwicklung in diesem Bereich zu stabilen Praktiken geführt hätte. Andererseits zeigt sich ein unhinterfragter Siegeslauf, der auch schon zu einem neuen Feld wie dem der Visualization Literacy geführt hat.
Im vorliegenden Beitrag wird die Visualisierung anhand von Metadaten untersucht. Gerade die Metadaten sind heute im Kontext der großen Datenmengen, die als ‚Big Data‘ anfallen von größter Bedeutung. Die für die Analyse von Big Data notwendigen Aggregationen von Daten sind ohne Metadaten nicht effizient und leistungsstark durchzuführen. Über die normale Datenerfassung hinaus legen Metadaten Muster offen, die sonst nicht sichtbar wären. Dies wiederum wird über ‚Verbildlichung’ als einer heute gängigen Repräsentationsform ermöglicht: Gerade auch für Texte gilt, daß sie in praktischen Anwendungen auf der Grundlage ihrer Metadaten durch Visualisierung zu Bildern werden, die quantitativ ausgewertet können und so wiederum auch in den Forschungsdiskurs eingehen. Von diesen gängigen Vorgehen ausgehend, stellt sich die Frage, ob diese gegenwärtige Praxis wissenschaftlichen Ansprüchen genügt oder ob sich derzeit nicht vielmehr – in einer Zeit, in der Daten als das Öl oder Gold des 21. Jahrhunderts betrachtet werden – eine Art Goldgräberstimmung und ein entsprechend unkritisches Verhalten etablieren.
Das Meer in der Antike: Spaltung und Polarisierung – Historikertag 2018 / Beiträge aus der Sektion:
Die Kontrolle des Meeres: Alkibiades und die Sizilische Expedition Christoph SchäferAusgehend von den modernen Seekriegstheorien, die die Kontrolle von Hotspots als entscheidend ansehen, soll die Frage gestellt werden, warum gerade Sizilien für Athen im Peloponnesischen Krieg so attraktiv war. Am Beispiel der Seeverbindungen soll demonstriert werden, dass es auch in der Antike (im Peloponnesischen Krieg ) um solche Hotspots ging (Straße v. Messina, Kamarina etc.), die für die Kontrolle der Seewege entscheidend und insbesondere Alkibiades bekannt waren. Alkibiades hat, im Unterschied zu Thukydides, der mehr vom Land her denkt, offenbar erkannt, welche Bedeutung den Hotspots für die Kontrolle des Meeres zukommt. D.h., dass eine Strategie, die auf Kontrolle der Handelsrouten als Grundlage des ökonomischen Mehrwertes aus ist, vom Meer her gedacht werden muss. Als Fazit ergibt sich, dass das Meer eine spezifische Strategie vorgibt, die zu einer Dynamik führt, die das Meer als einen eigenen Handlungsraum definiert, der ohne Grenze und offen ist.
„DAS MEER ALS ZERSTÖRER“ Michaela RückerDieser Beitrag zeigt die zerstörerische Kraft des Meeres am Beispiel des Untergangs von Atlantis anhand der zwei Dialoge von Platon: Timaeus und Critias.
Das Meer in der Antike: Spaltung und Polarisierung – Kommentar Raimund SchulzDie Sektion hat sich einem Thema gewidmet, dessen historische Relevanz unbestritten ist. Es ging ihr darum, die Rolle des Meeres als polarisierender und spaltender Wahrnehmungs- und Handlungsspielraum auch mit Hilfe moderner Informationstechnologien zu bestimmen. (Text- und Datamining). Der vorliegende Beitrag versucht zusammenfassend die Ergebnisse in einen größeren historischen Kontext zu stellen und wagt die ein oder andere Zusatzbemerkung.