Mit den Bänden 5-7 beendet die Reihe “Der Ort des Terrors” zumindest die lexikalische Erschließung der KZ-Hauptlager und ihrer Außenlager im Reichsgebiet sowie in den besetzten Westgebieten. Im Band 8 folgen noch Beiträge zu einigen Konzentrationslagern im besetzten Osteuropa, und enden wird die Reihe mit Band 9, in dem verschiedene KZ-ähnliche Lager erfasst werden sollen.
Band 5 umfasst die Konzentrationslager Hinzert, Auschwitz und Neuengamme. Da der Rezensent eine Reihe von Beiträgen zu Außenlagern des KZ Neuengamme verfasst hat, soll der Band hier nur kurz annotiert werden. Das Lager Hinzert entstand 1938 zur Unterbringung dienstverpflichteter Arbeiter für den Bau des Westwalls. Seit dem Frühsommer 1938 nutzte die SS das Lager zunehmend zur Disziplinierung von Arbeitern, die den Firmen nicht fleißig oder folgsam genug erschienen. Hinzert wurde in der Zeit seines Bestehens als „Polizeihaftlager“ bzw. „SS-Sonderlager“ geführt, weswegen es in der Historiografie lange als Arbeitserziehungslager, aber nicht als KZ-Hauptlager geführt wurde. Uwe Bader und Beate Welter weisen jedoch überzeugend nach, dass Himmler das Lager im Frühjahr 1942 dem SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt (WVHA) unterstellte. Damit wies die SS Hinzert zunehmend die Aufgaben eines Konzentrationslagers zu. Allerdings blieben der Unterhalt und die Versorgung des KZ weiterhin in den Händen der Stapo-Stelle Trier, weswegen Hinzert eine Sonderform eines Konzentrationslagers blieb. Am 21. November 1944 endete die Zeit Hinzerts als selbständiges Lager, und es wurde offiziell zu einem Außenlager des KZ Buchenwald. Von Mitte Januar bis Anfang März 1945 erfolgte schließlich die Evakuierung des Lagers. Insgesamt wurden von 1939 bis 1945 etwa 13.600 männliche Häftlinge eingeliefert. Obwohl das WVHA die Übernahme des Lagers bei Himmler mit der bisher zu geringen Nutzung für wirtschaftliche Zwecke begründet hatte, blieb der wirtschaftliche Ertrag des Lagers und seiner Außenlager bis Kriegsende gering. Von den 29 Außenlagern umfassten nur zwei kurzzeitig mehr als 200 Häftlinge. In den meisten Außenlagern wurde auch nicht für die Rüstungsindustrie produziert, sondern wurden Bauarbeiten für die SS oder die Wehrmacht verrichtet.
Das Konzentrationslager Auschwitz wird als einziges Hauptlager der bisherigen Bände nicht von einem Autor in einem durchgängigen Text beschrieben, sondern von verschiedenen Autorinnen und Autoren in kurzen Blöcken, die nach Lagerbereichen und Thematiken geordnet sind. Ob dies von vorneherein so geplant war oder durch die kurzfristige Absage des Beitrages durch die vorgesehenen Wissenschaftler bedingt ist, entzieht sich der Kenntnis des Rezensenten. Die daraus entstandene Aufteilung in Textblöcke, die vor allem von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Zentrums für Antisemitismusforschung unter Zeitdruck erstellt wurden, sorgt dafür, dass der Zusammenhang zwischen den Textteilen mitunter schwerer zu finden ist als in den anderen Hauptlager-Texten. Der Großteil der Texte besteht in der Wiedergabe der Forschungsliteratur, wobei vor allem auf das fünfbändige Werk „Auschwitz 1940-1945“ zurückgegriffen wurde.1 In einzelnen Abschnitten berücksichtigen die Autoren jedoch nur bedingt neuere Forschungsaufsätze, und insbesondere der Abschnitt über den Ausbau der Gaskammern hinkt dem Forschungsstand beträchtlich hinterher. Die Aufsätze zu den 45 Außenlagern des KZ Auschwitz wurden mehrheitlich von Andrea Rudorff geschrieben, die zur Zeit an einer Dissertation zu den Außenlagern des KZ Groß-Rosen arbeitet. Da ihr Forschungsschwerpunkt auf anderen Außenlagern liegt, handelt es sich im Wesentlichen um eine souveräne Zusammenfassung des Forschungsstandes, dessen Informationsbreite jedoch maßgeblich davon abhängig ist, inwieweit es zu den Außenlagern bereits Forschungsliteratur gab. Der Aufsatz von Detlef Garbe zum Hauptlager Neuengamme gibt eloquent und präzise den Forschungsstand wieder, wobei der Artikel jedoch mit etwa dreißig Seiten eher knapp gehalten ist. Eines Urteils über die Qualität der Beiträge zu den Außenlagern des KZ Neuengamme enthält sich der Rezensent aufgrund eigener Beteiligung.
Band 6 beinhaltet Texte zu den Konzentrationslagern Natzweiler, Groß-Rosen und Stutthof. Der Artikel zum Hauptlager Natzweiler-Struthof wurde von Robert Steegmann verfasst, der 2003 seine Dissertation zum Thema fertiggestellt hat, die 2005 in französischer Sprache publiziert wurde, während in deutscher Sprache bisher nur eine Zusammenfassung des Autors existierte.2 Natzweiler wählte die SS, ähnlich wie Mauthausen, Flossenbürg und Gross-Rosen, aufgrund der Nähe eines Steinbruches als Lagerstandort aus. Das Lager bestand vom Mai 1941 bis zum September 1944. Eine Besonderheit der Lagergeschichte liegt darin, dass viele Außenlager nach der Auflösung des Hauptlagers bestehen blieben. Der Artikel ist vor allem chronologisch aufgebaut, viele Überschriften sind Jahreszahlen. Besonderes Gewicht legt der Autor auf die detaillierte Schilderung von Häftlingstransporten und Lagerbelegung. Dagegen bleiben wichtige Themen wie die Zwangsarbeit der Häftlinge oder deren Lebensbedingungen fast komplett ausgespart. Insgesamt umfasst der Artikel nur 25 Seiten und ist damit der bisher knappste Beitrag zu einem Hauptlager. Die Beiträge zu den meisten der 52 Außenlager des KZ Natzweiler geben den Forschungsstand gut wieder, der sich auf einem vergleichsweise hohen Niveau befindet. Dies dürfte auch daran liegen, dass in Baden-Württemberg neben Niedersachsen eine der dauerhaftesten und emsigsten Gruppen existiert, die dezentrale Gedenkstättenarbeit leistet. Auch diesem Engagement ist es zu verdanken, dass zu vielen Außenlagern bereits seit Jahren Bücher oder Broschüren vorlagen. Trotzdem erweitert der aktuelle Band die Kenntnis zu mehreren Außenlagern noch einmal beträchtlich.
Der Beitrag zum Hauptlager Groß-Rosen wurde von Isabell Sprenger und Walter Kumpmann verfasst und beruht im Wesentlichen auf dem Grundlagenwerk der erstgenannten Autorin.3 Den beiden Autoren gelingt es auf knapp dreißig Seiten einen konsistenten Artikel zu Wege zu bringen, der alle wesentlichen Aspekte des Lagers berücksichtigt. Groß-Rosen ist heute das vermutlich am wenigsten bekannte KZ-Hauptlager auf vormaligem Reichsgebiet. Die SS richtete es im August 1940 als Außenlager des KZ Sachsenhausen ein. Im Mai 1941 erklärte Himmler Groß-Rosen zum selbständigen Lager. Der Beginn der Auflösung der weiter östlich gelegenen Konzentrationslager führte im Herbst 1944 zu einer dramatischen Überbelegung des Lagerkomplexes. Insgesamt durchliefen vermutlich etwa 120.000 Häftlinge das Lager, von denen mindestens 40.000 dort starben. Am 13. Februar 1945 befreite schließlich die Rote Armee das bereits geräumte Lager. Die Kenntnisse zu den 100 Außenlagern des KZ Groß-Rosen waren bis zur Publikation des Bandes verglichen mit anderen Außenlagerkomplexen äußerst lückenhaft. Mit Ausnahme weniger Aufsätze und Broschüren in polnischer Sprache lagen kaum wissenschaftliche Arbeiten zum Thema vor. Umso verdienstvoller ist die nun vorliegende umfassende Dokumentation zu den Außenlagern, die mehrheitlich von polnischen Autorinnen und Autoren geleistet wurde und die dann von Andrea Rudorff, die auch selbst eine Anzahl von Beiträgen verfasst hat, übersetzt wurden. Bei den Außenlagern des KZ Groß-Rosen fallen zwei Großkomplexe als Besonderheit auf. Erstens gingen 24 Außenlager aus der „Organisation Schmelt“ hervor. SS-Brigadeführer Albrecht Schmelt amtierte seit Oktober 1940 als „Sonderbeauftragter des Reichsführers SS für den fremdvölkischen Arbeitseinsatz in Ostoberschlesien“. In dieser Funktion leitete er 170 Lager, in denen jüdische Zwangsarbeiter zum Autobahnbau oder in der Rüstungsindustrie eingesetzt wurden. Mitte 1943 wurden die Lager der Organisation aufgelöst oder aber als Außenlager von Groß-Rosen bzw. Auschwitz weitergeführt. Zweitens existierten im Eulengebirge in Niederschlesien zwölf Außenlager des KZ Groß-Rosen, die für das Projekt „Riese“ errichtet wurden. Hinter diesem Tarnnamen versteckte sich der geplante Bau eines unterirdischen Führerhauptquartiers sowie von Wohnungen für 20.000 NS-Spitzenfunktionäre. Mehr als 13.000 Häftlinge trieb die SS unter katastrophalsten Bedingungen für dieses Projekt zur Zwangsarbeit an.
Im Herbst 1939 entstand kurz nach Kriegsbeginn in der Danziger Bucht beim Dorf Stutthof ein Internierungslager, das von der Danziger Gestapo geleitet wurde. Nach längeren Verhandlungen unterstellte Himmler das Lager im Januar 1942 der Inspektion der Konzentrationslager, wodurch es zu einem KZ-Hauptlager wurde. Bis zum Frühjahr 1944 lag die Häftlingsstärke des Lagerkomplexes in der Regel unter 10.000 Häftlingen. Durch den Beginn der Evakuierung der Lager und Ghettos in den besetzten Gebieten der Sowjetunion stieg die Häftlingszahl dramatisch an, und im Spätsommer befanden sich in Stutthof und seinen Außenlagern etwa 60.000 Menschen in Haft. Insgesamt registrierte die SS etwa 110.000 Menschen als Häftlinge des Lagers. Von diesen kamen zwischen 63.000 bis 65.000 Menschen ums Leben, wovon ca. 21.500 in den letzten Kriegswochen bei der Evakuierung des Lagers starben. Der Artikel zum Hauptlager von der Mitarbeiterin der KZ-Gedenkstätte, Danuta Drywa, bietet einen guten Überblick und beeindruckt auch durch das exakte Datenmaterial, das von der Gedenkstätte ausgewertet wurde. Noch höher ist allerdings das Verdienst von Marek Orski zu bewerten, der es übernommen hat, alle Artikel zu den bisher bekannten 210 Außenlagern von Stutthof zu verfassen. Gemäß der Zählung des Bandes hätte das Hauptlager Stutthof damit über das umfangreichste Außenlagersystem im gesamten KZ-System verfügt. Allerdings kann die vorgenommene Zählung insofern in Frage gestellt werden, als dass eine große Zahl der genannten Außenlager weit vor der Ernennung Stutthofs zum KZ-Hauptlager im Januar 1942 bereits wieder aufgelöst war und eine Bezeichnung als KZ-Außenlager somit nur bedingt als haltbar erscheint. Wie auch immer die zukünftige Forschung diese Lager kategorisieren wird, ist ihre Aufführung im Werk mehr als begrüßenswert. Es sollte jedoch nicht der falsche Eindruck entstehen, dass das KZ Stutthof aufgrund der Vielzahl an Außenlagern ein Zentrum der Rüstungsproduktion durch KZ-Häftlinge war. In den meisten Außenlagern waren die Häftlinge zur Zwangsarbeit in der Landwirtschaft, in der Waldwirtschaft oder bei Bau- und Straßenarbeiten eingesetzt. Viele der in den letzten Kriegsmonaten eingerichteten Außenlager dienten zudem ausschließlich als Auffanglager von Transporten aus dem Osten, ohne dass die Häftlinge dort noch systematisch zur Zwangsarbeit gezwungen wurden. Nur in einer kleinen Zahl von Außenlagern kooperierte die SS mit der Rüstungsindustrie.
Band 7 umfasst die KZ Niederhagen/Wewelsburg, Lublin-Majdanek, Arbeitsdorf, Herzogenbusch (Vught), Bergen-Belsen und Mittelbau-Dora. Wewelsburg/Niederhagen firmierte vom September 1941 bis zum April 1943 als eigenständiges Hauptlager. Das Lager bestand jedoch bis zur Ankunft alliierter Truppen als Außenlager des KZ Buchenwald fort. Mit einer Höchstbelegung von 1.500 Häftlingen gehörte Niederhagen zu den kleinsten Hauptlagern. Das Konzentrationslager Lublin-Majdanek stellte aus verschiedenen Gründen eine Besonderheit unter den KZ-Hauptlagern dar. Es entstand ursprünglich als Lager für sowjetische Kriegsgefangene, die im Zusammenhang mit den Germanisierungs-Planungen für den SS-Siedlungsbau eingesetzt werden sollten. Nachdem dieser Plan hinfällig war, wurde Lublin wie Auschwitz zu einem KZ-Hauptlager, welches gleichzeitig auch Vernichtungslager war. Tomasz Kranz gelingt in seinem Beitrag im Wesentlichen eine überzeugende Synthese seiner bahnbrechenden Studien. Insbesondere hinsichtlich der Todeszahlen kommt er zu neuen Ergebnissen, welche den Forschungsstand dramatisch verändern. Karin Orth ging 1999 noch von 90.000 ermordeten jüdischen Häftlingen und 80.-160.000 ermordeten nicht-jüdischen Häftlingen aus.4 Kranz geht aktuell davon aus, dass im KZ Majdanek etwa 60.000 jüdische und 19.000 andere Häftlinge zu Tode kamen. An anderer Stelle ist dem Autor allerdings die neuere Forschungsliteratur zum KZ-System unbekannt, wenn er z.B. die Ermordung kranker KZ-Häftlinge („Aktion 14f13“) anhand des veralteten Buches von Alexander Mitscherlich und Fred Mielke (Erstausgabe 1949) erläutert, ohne neuere Arbeiten zu erwähnen.5 Die sechs Außenlager des KZ Majdanek erfahren anschließend eine kompetente, aber aufgrund des Forschungsstandes eher knappe Abhandlung.
Beim KZ Arbeitsdorf handelte es sich um ein Modellprojekt zur Ausnutzung von Häftlingszwangsarbeit, welches von der SS und dem Volkswagen-Werk vorangetrieben wurde. Die Häftlinge setzten die SS und VW zum Bau einer Leichtmetallfabrik ein. Da Minister Speer die Fabrik jedoch als nicht kriegswichtig einstufte, endete das Projekt nach der Fertigstellung des Fabrikgebäudes, und das KZ Arbeitsdorf bestand nur von April bis Oktober 1942. Die Geschichte des Lagers wird durch Manfred Grieger souverän zusammengefasst, wobei die Analyse vor allem auf sein Standardwerk zur Geschichte des VW-Konzerns in der NS-Zeit zurückgeht.6
Hans de Vries beschreibt das Hauptlager Herzogenbusch (Vught), welches das einzige Konzentrationslager in den besetzten Niederlanden war. Es bestand vom Dezember 1942 bis zum September 1944. Herzogenbusch diente sowohl als Durchgangslager für die niederländischen Juden vor ihrem Transport in die Vernichtungslager im Osten, wie auch als Durchgangslager für politische Häftlinge, die in der Mehrzahl später in Konzentrationslager im Reichsgebiet verschleppt wurden. Zum Lager gehörten dreizehn Außenlager. In der Mehrzahl von ihnen wurden die Häftlinge zu Bauarbeiten bei Militäranlagen oder zur Beseitigung von Luftkriegsschäden eingesetzt. Da der Forschungsstand zu den Außenlagern äußerst bescheiden ist, handelt es sich bei den meisten Einträgen um kurze Abrisse, die wenig mehr als ein paar Eckdaten liefern.
Thomas Rahe skizziert auf 32 Seiten die Geschichte des KZ Bergen-Belsen. Dieses war zuerst ein Kriegsgefangenenlager auf dem gleichnamigen Truppenübungsplatz. Im Frühjahr 1943 richtete die SS auf dem Gelände des Kriegsgefangenenlagers ein „Aufenthaltslager“ für ausländische Juden ein, die als Austausch-Geiseln genutzt werden sollten. Im Frühjahr 1944 baute die SS zudem ein „Erholungslager“ auf, in das kranke Häftlinge aus anderen Konzentrationslagern deportiert wurden. Aufgrund dieser Funktionsänderung bezeichnete die SS das Lager schließlich auch als KZ-Hauptlager. Seit Herbst 1944 füllte sich das Lager zunehmend mit Häftlingen aus Evakuierungstransporten der Lager aus dem Osten. Aufgrund der zunehmenden Tatenlosigkeit der SS-Führung verwandelte sich Bergen-Belsen in den letzten Kriegswochen zu einem Ort des Massensterbens, der aufgrund der Filmaufnahmen der alliierten Befreier bald traurige Berühmtheit erlangte. Bergen-Belsen unterhielt auch drei Außenlager, in denen jeweils 400-800 jüdische Frauen zur Zwangsarbeit eingesetzt waren.
Das Lager Mittelbau-Dora entstand im August 1943 als Außenlager des KZ Buchenwald. Als unterirdische Produktionsstätte der V2-Rakete erlangte es schnell überragende Bedeutung für die Zusammenarbeit der SS mit der Rüstungsindustrie. Um das Lager herum bildeten sich in unmittelbarer Nähe bald weitere Außenlager, bei denen Häftlinge für die Untertageverlagerung der Rüstungsindustrie oder deren Anschluss an das Verkehrsnetz eingesetzt wurden. Im Oktober 1944 ernannte die SS deswegen Dora-Mittelbau zum selbständigen KZ-Hauptlager, dass die Verwaltungszentrale für die nahegelegenen Außenlager bildete. Die Geschichte des Lagers wird von Jens-Christian Wagner souverän und überzeugend dargestellt. Im Gegensatz zu den gut dokumentierten Vorgängen im Hauptlager konstatiert der Autor für viele der 39 Außenlager jedoch erhebliche Forschungslücken.
Insgesamt können das Projekt und seine Leistung kaum genug gelobt werden. Für die Herausgeber, das Redaktionsteam und den Verlag dürften die Bände nun seit Jahren dauerhafte Schwerarbeit bedeutet haben. Dank dieser liegen den Historikern zur Mehrzahl aller KZ-Hauptlager und ihren Außenlagern Beiträge vor, die auf dem Stand der Forschung sind und bisherige Kenntnisse enorm erweitern. Insbesondere für die zukünftige Erforschung der KZ-Sklavenarbeit bieten die Bände eine reiche Fundgrube noch zu interpretierender Fakten. So dürfte nun eine deutlich exaktere Bestimmung des Anteils der Rüstungsproduktion möglich sein oder auch eine Feststellung, welche Konzerne an wie vielen Außenlagern beteiligt waren.
Dieser Leistung gegenüber können die möglichen Kritikpunkte kaum ins Gewicht fallen, sie seien hier aber trotzdem genannt. Etwas unverständlich ist, dass sich die Herausgeber bei den KZ-Hauptlagern für die Bezeichnung „Stammlager“ entschieden haben, wo doch der originäre Quellenbegriff „Hauptlager“ lautet und der Begriff Stammlager dort für die Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht genutzt wurde. Schade ist, dass auf den Karten der Bände zwar Flussläufe verzeichnet sind, aber die für die Geschichte der Lager wesentlich bedeutsameren damaligen Verwaltungsgrenzen nicht berücksichtigt wurden. Bedauerlich ist auch, dass die Länge der Beiträge nur bedingt mit der jeweiligen Bedeutung der Lager korrespondiert. So ist kaum nachvollziehbar, warum der Beitrag zum nur wenige Monate existierenden und mit wenigen Häftlingen belegten KZ Arbeitsdorf die gleiche Länge hat, wie der Artikel zum KZ Natzweiler. Des Weiteren blieben mitunter, beispielsweise bei der Darstellung des KZ Natzweiler, zentrale Aspekte der Lagergeschichte ausgespart. Doch wie gesagt: Diese Einwände schmälern die große Gesamtleistung der Beteiligten kaum.
Anmerkungen:
1 Waclaw Dlugoborski / Franciszek Piper (Hrsg.), Auschwitz 1940-1945, 5 Bände, Oswiecim 1999.
2 Robert Steegmann, Struthof. Le KL-Natzweiler et ses kommandos: une nébuleuse concentrationnaire des deux cotés du Rhin, Strasbourg 2005; Ders., Das KL Natzweiler-Struthof. Geschichte eines Konzentrationslagers im annektierten Elsass, Straßburg 2005.
3 Isabell Sprenger, Groß-Rosen. Ein Konzentrationslager in Schlesien, Köln 1996.
4 Karin Orth, Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Zürich 2002, S. 346.
5 Wie zum Beispiel: Walter Grode, Die „Sonderbehandlung 14f13“ in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches. Ein Beitrag zur Dynamik faschistischer Vernichtungspolitik, Frankfurt am Main 1987; Orth, System, S. 114-121; Michael Thad Allen, The Business of Genocide. The SS, Slave Labour, and the Concentration Camps, Chapel Hill 2002, S. 118-125.
6 Hans Mommsen / Manfred Grieger, Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich, Düsseldorf 1996.