11. Europäische Sommeruniversität Ravensbrück Lager im 20. Jahrhundert. Arbeit, Repression und Zwangsmigration in geschlechterhistorischer Perspektive

11. Europäische Sommeruniversität Ravensbrück Lager im 20. Jahrhundert. Arbeit, Repression und Zwangsmigration in geschlechterhistorischer Perspektive

Organisatoren
Gedenkstätte Ravensbrück / Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin, Lehrstuhl Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus der Humboldt-Universität zu Berlin und in Kooperation mit dem College der Leuphana Universität Lüneburg
Ort
Fürstenberg (Havel)
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.08.2016 - 02.09.2016
Url der Konferenzwebsite
Von
Kirsten Dierolf / Jonas Knatz / Yanara Schmacks / Laszlo Strzoda, Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin

Die Sommeruniversität Ravensbrück 2016 widmete sich in fünf Tagen der Erforschung von Lagersystemen im 20. Jahrhundert. Hierbei sollten in den Vorträgen die Organisation verschiedener Lager und ihre Lebensbedingungen mithilfe der Kategorien Arbeit, Repression und Zwangsmigration in geschlechterhistorischer Perspektive vergleichbar gemacht werden. Dieser Tagungsbericht wird sich explizit mit dem geschlechterhistorischen Anspruch der Sommeruniversität auseinandersetzen und dementsprechend ausführlicher auf Vorträge eingehen, in denen dieser besonders ausgeprägt war und Lager- und Geschlechtergeschichte verschränkt und nicht komplementär dargestellt wurden. Zudem werden insbesondere die geschlechterhistorischen Aspekte der Vorträge genannt und besprochen werden. Die Keynote von MICHAEL WILDT (Humboldt-Universität zu Berlin) benannte die verschiedenen historischen Formen von Lagern und ging der Frage nach, inwiefern sich das Konstrukt „Lager“ als Nomos der Moderne, in Anlehnung an Giorgio Agamben, begreifen ließe. Dabei stellte er insbesondere die Komplexität der Lagergeschichte ins Zentrum seiner Abhandlung und veranschaulichte, wie verschiedene historische Lagerformen aufeinander Bezug nahmen.

Am ersten Tag in Ravensbrück bot der Pädagogische Dienst im Rahmen von Führungen über das Gelände und durch die Ausstellungen eine Auseinandersetzung mit der Geschlechterspezifik des Konzentrationslagers Ravensbrück an. ANGELIKA MEYER (Pädagogischer Dienst Ravensbrück) hob hierbei hervor, dass sich Geschlechterverhältnisse auf Seiten der Täter_innen, also der Aufseherinnen und der SS, bereits in der Topographie des Geländes manifestierten, welche sinnbildlich für den Aufbau der Lagerorganisation steht: während die SS-Männer die auf aufgeschütteten Hügeln gelegenen Stätten der Organisation und Kommandantur von SS-Männern übernahmen, oblag der Lageralltag und damit auch die direkte Gewaltausübung den Aufseherinnen, die dementsprechend zu einem Instrument männlicher Herrschaft würden. Auf der Seite der Opfer, so Meyer, konstruierten sich durch die simultan stattfindenden Prozesse der Sexualisierung und der Entsexualisierung der Häftlinge, die zum Beispiel im Zuge der „Hygienemaßnahmen“ bei Ankunft im Lager stattfanden, geschlechtsspezifische Konstellationen. Neben diesen historischen Analysen der Wirkmächtigkeit von Geschlechterverhältnissen in Ravensbrück nahm Meyer außerdem die Repräsentation von Geschlecht im Rahmen der Ausstellungen und der Gedenkstätte kritisch in den Blick. Dort kritisierte Meyer exemplarisch die entideologisierende Darstellung der Ehefrauen der SS-Männer in der Küche des sogenannten „Führerhauses“, die nicht in ihrer Bedeutung als Täterinnen gezeigt wurden. Es blieb jedoch fraglich, inwiefern diese Darstellung nicht tatsächlich zugewiesene und ausgefüllte Geschlechterrollen reflektiert. Auch das Gedenken an die weiblichen KZ-Häftlinge, so zeigte Meyer, ist von stereotypen Darstellungen geprägt: entweder als wehrlose Opfer oder als aufopferungsvolle Mütter. Beispielhaft hierfür stünden das Denkmal „Die Tragende“ und das Zitat von Anna Seghers. Meyer bot damit eine sehr reflektierte und selbstkritische Auseinandersetzung mit der Repräsentation von weiblicher Täter_innen- und Opferschaft in der Gedenkstätte und unterstrich nachdrücklich die Wichtigkeit der Beschäftigung mit Herrschaftsdiskursen in der Erinnerungspolitik.

Der zweite Tag beschäftigte sich mit dem Topos der (Zwangs-)Arbeit im Lager. CHRISTIAN DE VITO (University of Leicester) kontrastierte im ersten Vortrag den Begriff der Zwangsarbeit mit dem mehr Formen erfassenden Terminus der „convict labour“, die er als „work performed by individuals under penal and/or administrative control“ definierte, und als Aufgabe einer globalen Geschichtsschreibung auswies. Mit dieser Erweiterung des Begriffes probierte De Vito sich von der „doppelten Teleologie“ in der historischen Forschung zu Zwangsarbeit zu distanzieren, welche die Entwicklung von Arbeit als eine progressive Entwicklung zur „freien Lohnarbeit“ und die Genese der Strafe von ortsungebundener Sanktion zur immobilen Strafanstalten schildere. Diese Darstellungen übersähen die Mannigfaltigkeit von erzwungener Migration als Instrument der Bestrafung und die Verwobenheit und Gleichzeitigkeit von Lohnarbeit und Zwangsarbeit. Obwohl De Vito betonte, dass ein geschlechtertheoretischer Ansatz in der Erforschung der convict labour bisher eine marginale Rolle einnehme, entwickelte er die These, dass es Verbindungen zwischen Geschlecht und Art der Zwangsarbeit sowie den Orten der Unterbringung gäbe. So seien Frauen historisch eher durch Festsetzungen in Klöstern und Krankenhäusern und Zwang zur Care- Arbeit bestraft worden, während Männer sich oft in mobilen Zwangsarbeitseinsätzen, die extreme physische Arbeiten verlangten, wiederfanden. Als Ausnahme dieser geschlechtsspezifischen Ausformung der Zwangsarbeit nannte De Vito die Zwangsarbeit in nationalsozialistischen Konzentrationslagern, in denen auch Frauen zu physischer Arbeit gezwungen wurden.

Trotz dieser Ähnlichkeit bei der Zwangsarbeit von Männern und Frauen in nationalsozialistischen Konzentrationslagern stellte MARC BUGGELN (Humboldt-Universität zu Berlin) in seiner komparativen Analyse der Mortalitätsraten in den 86 Außenlagern des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Neuengamme fest, dass Frauen eine wesentlich geringere Sterberate aufwiesen als Männer. Er führte diese Diskrepanz auf die strikte und strengere Bewachung der männlichen Zwangsarbeiter, die mit einer gewalttätigeren Strafkultur einherginge, sowie auf das jüngere Durchschnittsalter und die größere Solidarität in den homogeneren Frauenhäftlingsgruppen zurück.

Dass weibliche und männliche Häftlinge die gleichen Arbeiten zu verrichten und die gleichen Quoten zu erfüllen hatten, stellte KATHERINE R. JOLLUCK (Stanford University) in ihrer Untersuchung der weiblichen Häftlinge des sowjetischen Gulag-Systems fest. Sie führte diese auf die unter Lenin postulierte Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft zurück. So wären das Bild der Frau und ihr Ansehen in der Sowjetunion bis 1930 weniger von ihrer Rolle in der Familie, sondern vielmehr von ihrer Produktivität in der industriellen Fertigung bestimmt. Obwohl diese Ideologisierung der Frau als Arbeiterin unter Stalin durch eine Wiederbelebung des Mutterkults in der Sowjetunion ergänzt wurde, seien weibliche Gefangene im Gulag als „sexless“ oder „generic body“ wahrgenommen worden, die die gleichen Arbeiten zu verrichten und die gleichen Quoten zu erfüllen hatten wie inhaftierte Männer. Jolluck unterstrich zwar, dass diese Gleichsetzung von männlicher und weiblicher Arbeit von vielen weiblichen Häftlingen mit Stolz betrachtet und internalisiert wurde, berichtete aber auch, dass Frauen eine erheblich höhere Sterberate aufwiesen und vielfach gezwungen waren sexuelle Beziehung mit männlichen Vorarbeitern und Aufsehern einzugehen, um eine Erleichterung der Arbeit zu erreichen.

Somit wurde in allen drei Vorträgen deutlich, dass eine Beschäftigung mit Zwangsarbeit im Lager und generell convict labour eine Beschäftigung mit Geschlechterverhältnissen bedingt. Insbesondere De Vito und Jolluck zeigten auf, warum Geschlechterkonstruktionen sowohl konstitutiv für Art und Ort der Zwangsarbeit sind, als auch durch Formen der Zwangsarbeit selbst verändert werden.

Am dritten Tag, der unter dem Topos Repression stand, fokussierte VERONIKA SPRINGMANN (Universität Bielefeld) am Beispiel des „Sport machens“ in nationalsozialistischen Konzentrationslagern eine alltägliche Gewalterfahrung, die vorwiegend männliche Häftlinge ertragen mussten. Da militärischer Sport zum Aufbau von Disziplin, körperlicher Fitness, Kampfeswillen und damit auch zur Herstellung eines hegemoniales Männlichkeitsbildes diene, betrachtete Springmann die täglichen Sportübungen in NS- Konzentrationslagern als Praxis des „otherings“, was eine Differenzierung der Eigengruppe, in diesem Fall der Aufseher, und der Fremdgruppe, der Häftlinge, meine. Durch die erschöpfenden Sportübungen wurde den Häftlingen das Ideal der Männlichkeit abgesprochen und gleichzeitig ein Bild des starken, gesunden Aufsehers entworfen. Zudem wies Springmann darauf hin, dass durch diese gewaltförmige Herstellung von Differenz immer auch antisemitische Stereotype, Alter, oder auch Intellektualität mitgedacht werden müssten, da diese Kategorien diametral zur Idee des gesunden Volkskörpers stünden.

Einen detaillierten Überblick über den Aufbau und die Funktion von Konzentrationslagern unter Franco im Spanischen Bürgerkrieg gab JAVIER RODRIGO SÁNCHEZ (Universitat Autònoma de Barcelona). Bis heute seien 188 Lager bekannt, in denen über eine halbe Million Gefangene interniert waren. Indem Sánchez die politische Umerziehung, Abschreckung und Zwangsarbeit als Hauptfunktionen herausstellte, erklärte er die Lager zu „Universen der Männlichkeit“. Die Kategorie Gender spiele seinen Aussagen zufolge in franquistischen Konzentrationslagern keine signifikante Rolle, da Frauen quantitativ deutlich weniger interniert wurden und auch keine Zwangsarbeit leisten, sondern anstelle dessen körperliche Demütigungen ertragen mussten. Dies stelle jedoch eine geschlechtsspezifische Hierarchisierung dar, da Frauen zum einen als ‚ungefährlich‘ wahrgenommen wurden und zum anderen für Francos neues Spanien nicht mitgedacht wurden.

KATHERINE BRUCE-LOCKHARTs (Cambridge University) Vortrag thematisierte die Internierung von Mau-Mau Frauen im kolonialen Kenia Ende der 1950er-Jahre und untersuchte dabei insbesondere die Strafpraxen gegenüber „hardcore“-Frauen. Als Reaktion auf deren aktive, widerständige Rolle im Aufstand wurden spezielle Frauencamps eröffnet, in denen die Aufständischen durch harte Arbeit und stereotype „weibliche“ Tätigkeiten wie Kochen oder Gärtnern rehabilitiert werden sollten. Allerdings wurde auch sexuelle, körperliche und psychische Gewalt systematisch eingesetzt. Bruce-Lockhart unterstrich die Behandlung und Strafpraxen für die Mau-Mau Frauen, im Besonderen, wie deviantes Verhalten eine Stereotypisierung des Weiblichen mit sich zog: Abweichendes Verhalten wurde in diesem Kontext nicht als Akt des Widerstands, sondern als psychisch krank und „unweiblich“ pathologisiert.

Zum Einstieg in die am vierten Tag anstehende Beschäftigung mit Zwangsmigration widmete sich ALEXA STILLER (Universität Bern) in ihrem Vortrag den spezifischen Bildern von Frauen, welche von Zwangsumsiedlung in den von NS-Deutschland annektierten Gebieten und dem Leben in den dafür eingerichteten temporären Lagern betroffen waren. In den Nachkriegsgesellschaften bildeten sich zwei ikonographische Darstellungen von Frauen in Lagerstrukturen in unterschiedlichen Disziplinen heraus, so Stiller: Die fürsorgende „heroische“ Mutter und das hilflose Opfer. Diese Narrative beschränkten augenscheinlich den Subjektstaus der betroffenen Frauen. Im Bild vom hilflosen Opfer werden Frauen auf den Status des passiven Objekts reduziert. In einem Akt der Depolitisierung wird die Handlungsmacht von Frauen negiert. Stillers Vortrag warf nicht nur die Frage nach der unzulänglichen Aufarbeitung von Geschlechterrollen, sondern auch deren sozioökonomische wie rassistische Verschränkung auf. Es stellte sich abschließend die Frage, inwieweit jene sozialhistorischen Narrative gegenwärtige vergeschlechtlichte Herrschaftsverhältnisse legitimierten und deren Fortbestand absichern, als eine adäquate historische Darstellung lieferten.

Eine kolonialhistorische Perspektive auf Lager und Zwangsmigration bot der Vortrag von MATTHIAS HÄUßLER (Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur). Der Vortrag stand unter dem Titel die „Logik der Lagerherrschaft in Deutsch-Südwest“. Häußler zeigte auf, dass insbesondere die zivile Verwaltung als ideologischer Träger der Lagerherrschaft auftrat, da sie explizit rückgebunden war an kolonialpolitische Vorstellungswelten. Das Konzentrationslager als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln, wie es im Vortrag heißt, zeige die Logik einer zivilen Verwaltung, die nicht vor Gewalt und Terror zurückschreckte. Die Arbeitsteilung von Anweisung und/oder Befehl durch zivile Beamte und die physische Durchsetzung auf militärischer Seite sind eine Besonderheit in der Organisationsform, die sich von ihren historischen Vorläufern entscheidend absetzte. An dieser Stelle ließe sich eine Kontinuitätslinie zu den nationalsozialistischen Lagern zeichnen.

Die „belgischen Deportationen“ zur Zwangsarbeitsmigration im Ersten Weltkrieg bildeten den Abschluss des Panels. JENS THIEL (Universität Münster) gelang es zunächst nachzuweisen, dass die Einrichtung von Zwangsarbeitsmigration auf einer Erfahrungsanwendung aus den Kolonien beruhte. Die Generierung von Arbeitskraft sei das zentrale Aufgabengebiet deutscher Besatzungspolitik gewesen, hieß es weiter. In einer Doppelstruktur aus Generalgouvernement und Etappengebiet entstanden die Bedingungen zur Zwangsdeportation von belgischen Kriegsgefangenen ins Reichsgebiet, die teilweise zivil-militärisch oder nur militärisch verwaltet wurden. Unter geschlechterhistorischen Aspekten bleibt der Gegenstand durchaus relevant, wenn auch fast ausschließlich Männer zur Zwangsarbeit herangezogen wurden. Die Frage nach der Bedeutung dieser differenzierten Praxis zwischen den Geschlechtern wurde allerdings offengelassen.

CHRISTOPH JAHR (Humboldt-Universität zu Berlin) verfolgte in seinem Abschlussvortrag den Ansatz, eine Geschlechterhistorie der Lager nicht als Frauengeschichte zu erzählen, sondern zu untersuchen, wie das Lager individuelle sowie gesellschaftliche Geschlechtszuschreibungen und Geschlechterrollen im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. In einem „Par-Force-Ritt“ durch 2000 Jahre Lagergeschichte zeigte Jahr auf, inwiefern die Mehrzahl der Lager Orte waren, an denen Geschlechterrollen gesamtgesellschaftlich wirksam neu verhandelt wurden. So bewegten sich die militärischen Lager des 16. und 17. Jahrhunderts zwischen Erziehung und sexuellem Exzess ähnlich wie die Zeltlager des 20. Jahrhunderts, die sich sowohl durch Sittenstrenge, als auch durch Sittengefährdung auszeichneten. Somit funktionierten diese Lager als Exklusions- ebenso wie Inklusionsstätten. Ab Ende des 19. Jahrhunderts, so Jahr, dienten Lager außerdem als „Experimentierstätten bipolarer moderner Gesellschaften“ und erfüllten mit den Koloniallagern und den Lagern des Ersten Weltkrieges zunehmend die Hauptfunktionen der Exklusion und der Repression. Vor allem am Fallbeispiel des Gefangenentheaters im Kriegsgefangenenlager Ruhleben zeigte Jahr, wie Geschlechterrollen innerhalb des Lagers thematisiert und verändert wurden und die Lager somit zu „entmannten Männerräumen“ wurden. Trotz Jahrs Tendenz, eine Gesamtgeschichte der Lager zu bieten, erfüllte der Vortragende seinen Anspruch, Gendergeschichte nicht lediglich als Frauengeschichte zu behandeln. Vor allem aber die Analyse von sich verändernden Geschlechterrollen im Zuge der Gefangenentheater überzeugte als geschlechterhistorische Analyse von Lagern gesehen.

Für die Gesamtheit der Sommeruniversität muss man jedoch konstatieren, dass sich die Verbindung von Geschlechterverhältnissen im Kontext der Lagerstruktur nicht in allen Vorträgen wiederfinden ließ oder sich in einer additiv und nicht konstitutiv gedachten Hinwendung auf weibliche Häftlinge erschöpfte. Als Gegenbeispiele seien Stillers, Jollucks, Jahrs und Springmanns Vorträge sowie die Führung Meyers genannt, die Fragen und Kontroversen zur Thematik aufwarfen, die es zu erforschen gilt. Es wurde dennoch augenscheinlich, inwieweit die innerdisziplinären Differenzen der Geschlechterforschung auf der einen Seite, als auch der Forschung zu Lagern auf der anderen Seite, eine Verknüpfung erschweren. Ob sich Geschlecht nun performativ herstellt oder materialistisch entworfen werden oder eine Verknüpfung beider Ansätze gedacht werden muss, ist maßgebend für weitere Forschung auf dem Gebiet. Diese Verknüpfung von Geschlechter- und Lagerforschung wurde zudem dadurch erschwert, dass die als Fluchtpunkte der Diskussion gesetzten Topoi (Zwangs-)migration, Arbeit und auch Repression in großen Teilen unterbestimmt blieben und auch somit mitverantwortlich dafür waren, dass Vorträge unvermittelt nebeneinander stehen blieben und nicht miteinander diskutiert werden konnten.

Konferenzübersicht:

Michael Wildt (Humboldt-Universität zu Berlin): Lager des 20. Jahrhunderts in globalgeschichtlicher Perspektive

Angelika Meyer (Pädagogischer Dienst Ravensbrück): Rundgänge Gelände und Hauptausstellung

Christian De Vito (University of Leicester): Globale Häftlingsarbeit im langen 20. Jahrhundert. Repression, Zwangsmigration, Geschlecht

Marc Buggeln (Humboldt-Universität zu Berlin): Arbeit und Geschlecht in NS-Konzentrationslagern

Katherine R. Jolluck (Stanford University): Die ‚Neue Sowjetische Frau‘ im Gulag. Harte Arbeit und sexuelle Ausbeutung in den stalinistischen Lagern

Veronika Springmann (Universität Bielefeld): „Sport machen“. Praktiken der gewaltförmigen Herstellung von Geschlecht in nationalsozialistischen Lagern

Javier Rodrigo Sànchez (Universitat Autònoma de Barcelona): Gewalt, Umerziehung, Transformation. Francos Konzentrationslager im langen Spanischen Bürgerkrieg

Katherine Bruce-Lockart (Cambridge University): Die Internierung von Mau Mau Frauen im kolonialen Kenia. Wahrnehmung von Devianz und Strafpraxen

Alexa Stiller (Universität Bern): NS-Zwangsumsiedlungen und Lager in den annektierten Gebieten. Eine geschlechterhistorische Perspektive

Matthias Häußler (Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur): Zur Logik der Lagerherrschaft in ‚Deutsch-Südwestafrika‘

Jens Thiel (Universität Münster): Die „belgischen Deportationen“. Zwangsrekrutierungen und Zwangsarbeitsmigration im Ersten Weltkrieg

Christoph Jahr (Humboldt-Universität zu Berlin): Das Geschlecht der Lager. Erkundungsversuche auf einem weiten Feld


Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Epoche(n)
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprache(n) der Konferenz
Englisch, Deutsch
Sprache des Berichts