Die 62. Internationale Tagung für Militärgeschichte (ITMG) fand zum Thema Zeitlichkeit militärischer Gewaltsamkeiten statt. SVEN LANGE (Potsdam) skizzierte drei wesentliche Zeitfiguren: Transformation, Persistenz und Emergenz. Am Beispiel des russischen Angriffskrieges in der Ukraine verdeutlichte er die transformierte Kriegführung, indem er unter anderem auf den massenhaften Einsatz von Drohnen verwies. Er betonte, dass sich Gewaltsamkeiten immer auch auf einem Spannungsfeld von Erwartung und Erfüllung bewegen würden. Krieg unterliege daher „dichotomen Begründungslogiken“.
ALARIC SEARLE (Potsdam) stellte grundsätzliche Überlegungen zur Beziehung von Militärgeschichte und Gewaltforschung an und stellte die provokante Frage, ob man letztere überhaupt brauche. Es habe bei ihr jedoch immer wieder die Tendenz gegeben, die Grenzen des Faches auszuweiten, wovon auch erstere profitiert habe. Allerdings sprach Searle sich für einen enger gefassten Gewaltbegriff aus. Kriege seien für Beobachter wegen der produzierten „zeitnahen Quellen“ (z. B. durch Social Media) „nie so nahe wie heute“.
FRANK REICHHERZER (Potsdam) widmete sich in seinem Grundlagenvortrag dem Spannungsdreieck Gewalt – Militär – Zeitlichkeit. Gewalt finde immer in und mit der Zeit statt. Die Organisation Militär sei stark durch verschiedene Zeitlichkeiten geprägt. Zeit sei somit „konstitutiv für Gewalt“. In den Streitkräften, als einer der wenigen legitimen staatlichen Gewaltakteure, sei die Gewalt gebündelt. Gewalt stelle nicht nur Grenzüberschreitung, sondern auch die Normalität für die Streitkräfte dar. Reichherzer setzte sich für die Nutzung der „produktiven Unschärfe“ des Gewaltbegriffs ein. Erwähnenswert ist noch seine Einführung eines neuartigen Begriffs in den wissenschaftlichen Gewaltdiskurs: Anknüpfend an aktuelle Diskussionen und mit Fokus auf die temporalen Konfigurationen militärischer Gewalt sprach er von „Frieg“. Bei diesem Begriff handelt es sich um ein Kofferwort, also eine Amalgamierung aus den beiden Begriffen Frieden und Krieg, die den Blick auf die zeitlichen und räumlichen Übergangszonen und das Ineinanderübergehen von Krieg und Frieden aufzeigen soll.
ANKE FISCHER-KATTNER (München) gab eine kurze Übersicht über die theoretischen und methodischen Grundlagen zum Belagerungskrieg vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Sie stellte dabei die Leitfrage, inwieweit bestimmte Gewaltphänomene epochenspezifisch seien. Anschließend lenkte FRANZSIKA QUAAS (Hamburg) den Blick auf die Bedeutung des Faktors Zeit für die Anwendung unterschiedlicher Gewaltpraktiken in Belagerungen. Um quellenspezifische „Chronoreferenzen“ (Achim Landwehr) von Gewalt über einen langen Zeitraum zu identifizieren, hat sie eine SQL-basierte Datenbank erstellt und mit Metadaten gefüllt. Quaas konnte bereits erste Ergebnisse aus ihrer qualitativen Auswertung präsentieren, beispielsweise, dass Zeitlichkeit von Belagerern wie Belagerten gezielt als Waffe eingesetzt wurde und dass insbesondere bei früh- und hochmittelalterlichen Belagerungen vor allem zwei Gewaltpraktiken Anwendung fanden: zum einen die biologische, zum anderen diverse Arten der psychologischen Kriegsführung.
MARIA PIESCHACON-RAFFAEL (München) nahm am Beispiel der Belagerungen von Rouen im Hundertjährigen Krieg einen temporalen Vergleich von Gewaltsamkeiten vor. Dafür untersuchte sie verschiedene Gewaltformen und -praktiken während der ersten Belagerung 1418/19 und verglich diese mit der zweiten Belagerung Rouens 1449. Dadurch konnte sie das große Potential einer vergleichenden Gewaltforschung aufzeigen und wichtige Impulse für weitere Untersuchungen liefern.
Anschließend referierte erneut FISCHER-KATTNER, nun zur Belagerung der Festung Philippsburg während des Polnischen Thronfolgekriegs (1733–1738), der zu den sogenannten Kabinettskriegen gehörte. Anhand ihrer Quellengrundlage, darunter Totenbucheinträge aus dem Erzbischöflichen Archiv Freiburg, dekonstruierte sie überzeugend die geläufige Annahme, dass diese Kriege nicht sonderlich gewaltvoll gewesen seien: So gab es 1734, dem Jahr der Belagerung der Stadt, mit 168 gemeldeten Todesfällen eine bedeutsame Übersterblichkeit. Dies stellt für den untersuchten Zeitraum von 1720 bis 1799 den Höchststand an Todesfällen der städtischen katholischen Gemeinde Philippsburg dar.
FRANK REICHHERZER diskutierte mit JOHANNES GROSSMANN (Tübingen) und ALEX KAY (Potsdam) über ihre jeweiligen neuesten Publikationen, die sich auf verschiedene Weise mit der nationalsozialistischen Vernichtungsgewalt befassen.1
Der Foto-Journalist TILL MAYER (Bamberg) präsentierte Schwarz-weiß-Fotos seines Langzeitprojekts zum Ukraine-Konflikt. Im Anschluss diskutierte er mit CORNELIA GROSSE (Potsdam) über Ursachen, Ereignisse und möglichen Folgen des Krieges, auch für Deutschland, und erzählte von seiner Arbeit in einem Kriegsgebiet.
STEFAN MALTHANER (Hamburg) stellte allgemeine Überlegungen zum Krieg als politische Gewalt an und präsentierte unterschiedliche Erklärungsansätze für extreme Gewalt. Er verwies auf „typische Zyklen der Eskalation“ von Gewalt und zeigte, dass diese „soziale und politische Dynamiken und Wirkungen“ aufweise. Zudem betonte er, dass zweckrationale Gewalt ein weitgehend akzeptiertes Epochensignum der Moderne sei, nicht-zweckrationale Gewalt dagegen gesellschaftlich abgelehnt und pathologisiert werde.
FRANZISKA EXELER (Berlin) nahm die Gewaltdynamiken in der westlichen Sowjetunion in den Jahren 1941–1945 in den Blick. Krieg sei ein „transformatives Phänomen“ (Stathis N. Kalyvas), was sich auch im untersuchten Gewaltraum zeige. Die Zivilbevölkerung habe vielschichtige Gewalt- resp. Diktaturerfahrungen gemacht und oftmals vor „choiceless choices“ (Lawrence L. Langer) gestanden. Zu den häufigsten Gewaltpraktiken der deutschen Besatzer gehörte das systematische Vernichten ganzer Dörfer. Exeler machte darauf aufmerksam, dass das Gewaltpotential dort am größten gewesen ist, wo die politische Macht umstritten oder unklar geregelt war.
ARVID SCHORS (Köln) durchleuchtete am Beispiel deutschsprachiger (jüdischer) Emigranten als alliierte Soldaten die temporalen Umbrüche zwischen Zweitem Weltkrieg und der unmittelbaren Nachkriegs-/Besatzungszeit. Deren Lebenswege seien ambivalent und komplex und zudem einer raschen Transformation unterlegen gewesen; Schors brachte es mit der Formulierung „von Außenseitern zu Insidern“ auf den Punkt. Sie stellten aufgrund ihrer Rolle im alliierten Besatzungsregime der Nachkriegszeit personifizierte Widerständigkeit dar, was zugleich ein Akt der Selbstbehauptung vor dem Hintergrund der Entrechtung, Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in Vor- und Kriegszeit gewesen sei.
KAREN HAGEMANN (Chapel Hill, NC) stellte theoretische und methodische Reflektionen zur Zeitlichkeit geschlechtsspezifischer militärischer Gewalt an. Für sie komme dieses Thema dabei nicht um die Geschlechterperspektive herum, weil jegliches Gewalthandeln stets von „Ideen über Geschlecht, Geschlechterdifferenzen und die hegemoniale Geschlechterordnung“ geformt werde. Sie plädierte für eine restriktive Definition des Gewaltbegriffs und machte sich erneut stark für den analytischen Konnex von „Verletzungsmacht und Verletzungsoffenheit“.
CLAUDIA KEMPER (Münster) diskutierte, wie geschlechtsspezifische Gewalt in einem Krieg von derjenigen in Nachkriegs- resp. Friedenszeiten unterschieden werden könne. Sie kritisierte nachdrücklich, dass sowohl in der gesellschaftlichen als auch in der politischen Debatte eine Hierarchisierung sexueller Gewalt stattfinde. Es sei daher wichtig, die Strukturen und Wahrnehmungsmechanismen dieses Phänomens freizulegen und zu problematisieren.
KERSTIN BISCHL (Berlin) präsentierte ein Forschungsdesign zur Analyse sexueller Gewalt, die in allen kriegerischen Konflikten vorkomme. Sie sei ein immanenter Teil einer allgemeinen radikalisierten Männlichkeit, einem Produkt gesellschaftlicher Kommunikationsprozesse, und stelle mit dem (Kriegs-)Alltag der jeweiligen Akteure ein Gewaltkontinuum dar.
DANIEL GUNZ (Wien) gab einen Einblick in die sexuellen Gewaltpraktiken unter Soldaten in den Streitkräften der Habsburgermonarchie (1897–1918), ihre (Nicht-)Ahndung durch die Militärgerichte sowie die Konsequenzen für die Betroffenen. Anhand von Militärgerichtsakten konnte er aufzeigen, dass sexuelle Gewalt in hierarchischen Dienstverhältnissen recht häufig zur Anzeige gebracht worden ist. Das Zustandekommen von sexueller Gewalt sei vielschichtig gewesen, wobei aber physische Gewalt selten vorgekommen sei. Die Vorgesetzten nutzten zumeist ihre Autorität aus und setzten ihre Untergebenen psychisch unter Druck. Bei Opfern in höherer Dienstposition bestand dagegen eher das Risiko, erpresst zu werden.
OLENA PETRENKO (Bochum) untersuchte das Gewalthandeln von Partisaninnen im ukrainischen nationalistischen Untergrund zwischen den 1930er- und den 1950er-Jahren. Frauen stellten in der gesamten Zeitspanne „unmittelbare Gewaltakteure“ dar und sind deshalb von hoher historiographischer Relevanz. Von der Geschichtsforschung seien sie aber bisher eher vernachlässigt worden. Petrenko ging es insbesondere um die Beitrittsmotive der Frauen, deren politische, organisationale und militärische Teilhabe innerhalb der Partisanengruppen sowie ihre Repräsentation in der (postsowjetischen) Erinnerungskultur.
ANNE-LAURE BRIATTE (Paris) analysierte Persistenzen und Transformationen von sexueller/sexualisierter Gewalt. Hierzu stellte sie ihre Auswertung von Personalakten des Entschädigungsgerichts Freiburg für den Zeitraum 1946 bis 1970 vor. Vergewaltigungen durch Angehörige der Besatzungsmächte stellten die Emergenz der Gewalt dar. Diese ursächliche Gewalt transformierte sich zu einer beschämenden und exkludierenden Gewalt durch die damals amtierenden katholischen Pfarrer. Patriarchale Herrschaftslogiken mit ihren misogynen Geschlechterzuweisungen verknüpften sich demnach mit der Logik des Krieges. Jahre bzw. Jahrzehnte später – während der Entschädigungsverfahren – flammten diese Herrschaftslogiken erneut auf und perpetuierten die Gewalterfahrung der betroffenen Frauen.
Eine weitere Sektion widmete sich der Zeitlichkeit militärischer Gewalt in Grauzonen. Für JAN-MARTIN ZOLLITSCH (Berlin) war der Franktireur ein Chamäleon. Bereits der Begriff selbst sei ambivalent; Zollitsch sprach von einer gleichzeitigen „Flüchtigkeit und Verfestigung“. Die Franktireurs handelten im Deutsch-Französischen Krieg weitgehend hierarchiefrei und autonom, doch gerade dieser Umstand trug dazu bei, dass die deutschen Soldaten mit exzessiver Gegengewalt antworteten.
In weiten Teilen der heutigen (fachfremden) Gesellschaft herrscht die Auffassung vor, dass die Reichswehr besonders gewaltvoll – und weitgehend „exklusiv“ – linke Aufstände niedergekämpft habe. PIERRE KÖCKERT (Potsdam) untersuchte auf breiter Quellenbasis das Spannungsfeld von Gewaltanwendung durch das Militär und die Gewaltrezeption durch Politik und Öffentlichkeit am Beispiel des „Räteputsches“ im sächsischen Zittau 1920. Es gelang ihm, die erwähnte Auffassung zu relativieren, indem er aufzeigte, dass die Reichswehr eben doch anders, nämlich weniger gewaltvoll, gegen antirepublikanische Aufstände von Links vorgehen konnte, wenn sie denn nur wollte. Mit dem Vortrag wurde einmal mehr deutlich, dass die Reichswehrforschung, die in jüngster Zeit wieder größere Popularität genießt, davon profitiert, sich auch lokalgeschichtlichen Themen zu widmen.
GRISCHA SUTTERER (Eichstätt) stellte mit der Private Military Company (PMC) einen weiteren Gewaltakteur vor. PMCs spielten im gewaltvollen Dekolonisierungprozess während des globalen Kalten Krieges eine wichtige Rolle. Von anderen (Söldner-)Verbänden unterschieden sie sich durch die Rekrutierungspraxis, die Finanzierung sowie den Einsatz im jeweiligen Operationsgebiet. PMCs seien ein wesentlicher Faktor bei der andauernden „Privatisierung des Krieges“ und sowohl historisch als auch aktuell Teil der „Durchsetzung des Globalisierungsdenkens“ post-imperialer Staaten sowie der Transformation organisierter militärischer Gewalt. Auch deshalb sprach sich Sutterer dafür aus, PMC als Analysebegriff in der Gewaltforschung zu etablieren.
GERHARD BAUER (Dresden) wandte sich der Bekleidung und Bewaffnung von Soldaten zu, die er als Gewaltchiffren verstand. Uniformen, Rüstungen, Kriegstrachten usw. seien symbolische Gestaltungsflächen von Gewalt und gehen über ihre bloße Funktion als Distinktionsmerkmal hinaus. Sie sollten bei Freund und Feind Eindruck machen, Gewaltbereitschaft und Todesverachtung vermitteln und beim Gegner Furcht auslösen, die im besten Falle sogar ausreicht, um ein Gefecht oder eine Schlacht zu entscheiden, bevor es überhaupt zu Kampfhandlungen kommt. Dies alles konnte über die Form, die Farbe oder die Funktion erfolgen. Bauer regte an, militärische Bekleidung und Bewaffnung sowie ihre Entwicklung künftig noch gründlicher zu erforschen, um sie gerade für Museen besser nutzbar zu machen.
THOMAS EDELMANN (Wien) setzte sich (selbst-)kritisch mit der Frage auseinander, wie Gewalt im Heeresgeschichtlichen Museum Wien bislang ausgestellt wurde und was sich ändern müsse, um eine zeitgemäße sowie museumsdidaktisch kluge und zielführende Geschichtsdarstellung zu erzielen. Hierfür müsse einerseits geprüft werden, welche Informationen die ausgestellten Objekte transportieren. Dies setze ein ausgeprägtes Verständnis von Museologie und Geschichtswissenschaft voraus. Andererseits sei die kuratorische Frage, wie die Objekte am besten ausgestellt werden können, relevant. Edelmann merkte an, dass beispielsweise Waffenexponate mit einer rein visuellen Funktion in einem modernen Museum „nicht passieren“ dürfen.
CHRISTOPHER OESTEREICH und LEONIE HIECK (Potsdam) stellten das Sammlungswesen der Bundeswehr vor. Ihre Leitfrage war, wie in den Lehrsammlungen (LS), Militärgeschichtlichen Sammlungen (MGS) und Regionalen Ausstellungen (RA) Gewaltwissen kommuniziert und (re-)präsentiert wird. LS und MGS werden für die Aus- und Weiterbildung sowie für die historisch-politische Bildung genutzt; die Objekte dienen der Traditionsbildung und -pflege in den Teilstreitkräften und Organisationsbereichen. MGS und RA sind ein wichtiger Faktor bei der Öffentlichkeitsarbeit. Letztere haben auch die Aufgabe, die Geschichte des (geschlossenen) Standortes bzw. der Dienststelle zu bewahren.
In ihrem Fazit stellten Frank Reichherzer und FRIEDERIKE HARTUNG (Potsdam) mehrere Beobachtungen an, die auf die Gewalt als ein „wahres Chamäleon“ rekurrierten: Die eine Gewalt gebe es nicht; vielmehr besitze sie vielfältige Erscheinungsformen. Sie setze sich in ihrer jeweiligen spezifischen Ausprägung aus verschiedenen Elementen zusammen und trete somit in bestimmten Konfigurationen und Wirkungsketten auf. Gewalt müsse als Prozess verstanden werden, weil sie wandelbar sei, weshalb sie auch stets in ihren historischen Kontexten zu betrachten sei. Die drei Zeitfiguren – ergänzt um die Latenz – seien geeignete Analyseinstrumente und könnten neue Impulse für die Militärgeschichte in der Erweiterung liefern.
Konferenzübersicht:
Sven Lange (Potsdam): Begrüßung
Einführung und Grundlagen
Alaric Searle (Potsdam): Militärgeschichte und Kulturgeschichte der Gewalt. Neue Wege der Forschung
Frank Reichherzer (Potsdam): Die Zeit der Gewalt
Sektion I: Gewalt(en) im Belagerungskrieg vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Transepochale Betrachtungen
Franziska Quaas (Hamburg): Von der Zermürbung bis zum Exzess. Zur Bedeutung des Faktors „Zeit“ für die Ausübung verschiedener Arten von Gewaltpraktiken in früh- und hochmittelalterlichen Belagerungen
Maria Pieschacon-Raffael (München): „For Hunger brekythe the Stone Walle“. Rouen unter mehrfacher Belagerung im Hundertjährigen Krieg 1418/19 und 1449
Anke Fischer-Kattner (München): Gezähmte Gewalt(en)? Die Belagerung der Festung Philippsburg 1734 im „Kabinettskrieg“ der Aufklärungsära
Sektion II: Authors meet critics
Diskussion mit Johannes Großmann (Tübingen) / Alex Kay (Potsdam)
Moderation: Frank Reichherzer (Potsdam)
Abendvortrag
Till Mayer (Bamberg): Menschen im Krieg – Der lange Kampf der Ukraine um Unabhängigkeit und Freiheit
Sektion III: Dynamiken, Räume und Übergänge militärischer Gewalt
Stefan Malthaner (Hamburg): Krieg als politische Gewalt
Franziska Exeler (Berlin): Gewaltdynamiken. Deutsche Besatzung, Partisanen, und die Zivilbevölkerungen in der westlichen Sowjetunion, 1941–1945
Arvid Schors (Köln): Temporale Umbrüche. Die Rolle deutschsprachiger Emigranten als alliierte Soldaten zwischen Zweitem Weltkrieg und Besatzung
Sektion IV: Geschlechtsspezifische militärische Gewalt als Kontinuum. Theoretische und methodische Reflektionen
Karen Hagemann (Chapel Hill, NC): Militär, Gewalt und Geschlechterordnung. Umstrittene Geschlechtergrenzen
Claudia Kemper (Münster): Immer die gleiche Gewalt?! Geschlechtsspezifische Gewalt in Krieg und Frieden
Kerstin Bischl (Berlin): Radikalisierte Männlichkeit. Vom Kriegsalltag zur sexuellen Gewalt
Sektion V: Geschlecht und militärische Gewaltsamkeiten. Historische Fallbeispiele
Daniel Gunz (Wien): Hierarchie und Machtmissbrauch. Sexuelle Gewalt unter Männern in den Streitkräften der Habsburgermonarchie, 1897–1918
Olena Petrenko (Bochum): Bewaffnetes Gewalthandeln von Partisaninnen im ukrainischen nationalistischen Untergrund in den 1930er bis 1950er Jahren
Anne-Laure Briatte (Paris): Sexuelle Gewalt während der militärischen Eroberung und der Besatzung Deutschlands: Persistenzen und Transformationen in den Gewalterfahrungen von Vergewaltigungsopfern, 1945–1955
Sektion VI: Zur Zeitlichkeit militärischer Gewalt in Grauzonen
Jan-Martin Zollitsch (Berlin): Die Emergenz des Franktireurs im „kleinen Krieg“ 1870/71
Grischa Sutterer (Eichstätt): „Whitehall’s Secret Army“? Private Military Companies während der Dekolonisierung
Pierre Köckert (Potsdam): Die Reichswehr kann auch anders? „Show of force“ im sächsischen Zittau 1920
Sektion VII: Wissensspeicher militärischer Gewalt. Objekte, Museen, Sammlungen
Gerhard Bauer (Dresden): „Fürchtet Euch!“ Gewaltchiffren militärischer Bekleidung und Bewaffnung
Thomas Edelmann (Wien): Gewalt(aus)stellen im Heeresgeschichtlichen Museum Wien. Dekonstruktion auratisierender Präsentationsweisen und bedeutungskonstituierender Geschichtsdarstellungen durch mit Gewalt verknüpfte Objekte. Ein historisch-museologischer Überblick
Christopher Oestereich / Leonie Hieck (Potsdam): Erfahrung sammeln. Gewaltwissen und (Re-)Präsentationen von Gewalt im Sammlungswesen der Bundeswehr
Fazit und Abschlussdiskussion
Anmerkung:
1 Vgl. Johannes Großmann, Zwischen Fronten. Die deutsch-französische Grenzregion und der Weg in den Zweiten Weltkrieg (= Moderne Zeit, Bd. 34), Göttingen 2022, zugl.: Habilitationsschrift, Universität Tübingen, 2021; Alex Kay, Das Reich der Vernichtung. Eine Gesamtgeschichte des nationalsozialistischen Massenmordens, Darmstadt 2023.