Regionale Frühfaschismen. Faschistische Herrschaftsdurchsetzung und -rezeption im interregionalen Vergleich

Regionale Frühfaschismen. Faschistische Herrschaftsdurchsetzung und -rezeption im interregionalen Vergleich

Veranstalter
Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte - Freie Universität Bozen
PLZ
39042
Ort
Brixen-Bressanone
Land
Italy
Vom - Bis
12.11.2021 - 13.11.2021
Von
Karlo Ruzicic-Kessler, Freie Universität Bozen

2022 jährt sich zum 100. Mal die Machtübernahme des italienischen Faschismus. Der legendäre „Marsch auf Rom“ im Oktober 1922 endete mit der Ernennung Benito Mussolinis zum Regierungschef.

In Vorbereitung auf dieses Centenaire organisiert das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen am 12./13. November 2021 eine wissenschaftliche Tagung, die sich mit dem frühen Faschismus aus einer vergleichenden regionalgeschichtlichen Perspektive beschäftigt.

Regionale Frühfaschismen. Faschistische Herrschaftsdurchsetzung und -rezeption im interregionalen Vergleich

Die internationale Konferenz setzt sich mit der Bedeutung des frühen Faschismus in verschiedenen europäischen Regionen auseinander. Das Tagungsthema rückt damit im Wesentlichen den Übergang von den Anfängen faschistischer Bewegungen – etwa der nationalsozialistischen ‚Kampfzeit‘ oder dem faschistischen ‚Squadrismus‘ – hin zur Durchsetzung und Etablierung faschistischer Herrschaft in den Mittelpunkt.

Die Tagung fragt nach der Bedeutung von regionalen Spezifika für die faschistische Herrschaftsdurchsetzung in der erwähnten Übergangsphase. Welche Faktoren beförderten oder erschwerten als regionale Besonderheiten die Bemühungen zur Machtübernahme und zur Gleichschaltung der Gesellschaft im faschistischen Sinn? Welche regionalen Gegebenheiten nahmen Einfluss auf die Praxis von Akzeptanz, Mitläufertum, Indifferenz, Ablehnung oder auch Widerstand? Wie wurde der ‚aufkommende‘ Faschismus von den Menschen ‚vor Ort‘ wahrgenommen? Und welche Radikalisierungsformen manifestierten sich bereits in frühfaschistischer Zeit?

Im Rahmen all dieser Fragen steht ein vergleichender Blick im Vordergrund: Lassen sich in der Region gemeinsame Muster oder Charakteristiken ausfindig machen, die beispielsweise den Aufstieg des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus kennzeichnen?

Rund zwei Dutzend Historiker:innen aus Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz präsentieren und diskutieren auf Einladung des Kompetenzzentrums für Regionalgeschichte neueste Forschungsergebnisse zur Bedeutung des frühen Faschismus in verschiedenen europäischen Regionen. Der Blick auf regionale Grenzfaschismen und die Frühfaschismen in Spanien und Irland ist dabei genauso ein Thema wie etwa die konkrete Entwicklung faschistischer Herrschaft und Gewalt auf lokaler Ebene – also aus einer mikrohistorischen Perspektive. Verschiedene Fallstudien über den Faschismus in mehreren süditalienischen Regionen und im Tiroler Raum sowie in Vorarlberg beschließen die Tagung.

Die Tagung wird vom Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte an der Bildungswissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität Bozen veranstaltet. Mit Ausnahme der Referent:innen und Moderator:innen ist sie für alle Interessierten ausschließlich online (über die Kommunikations-Plattform Microsoft Teams) zugänglich. Die Registrierung für die Tagung ist über folgenden Link bis zum 11. November 2021 (12 Uhr) möglich:

https://unibz.ungerboeck.com/PROD/emc00/PublicSignIn.aspx?&SessionID=ej5fh4fg6fe1fcpff1&Lang=ENGLang=ENG

Der Link für den Online-Zugang zur Tagung wird nach der Registrierung via E-Mail zugesandt.

Programm

Freitag / Venerdì, 12.11.2021

9.00 – 10.15

Grußworte und Eröffnung / Saluti e apertura

Panel 1 Europäische Faschismen / Fascismi europei

Chair: Oswald Überegger (Bozen)

Florian Grafl (Heidelberg): „Eiserne Chirurgen“? Regionale Akteure und Strategien frühfaschistischer Herrschaftsdurchsetzung während der Diktatur Primo de Riveras

Christoph Jahr (Berlin): Orange, Black and Blue. Der Faschismus in Ulster in regionalgeschichtlicher Perspektive

Diskussion / Discussione

10.15 – 10.45 Kaffeepause / Pausa caffè

10.45–12.15

Panel 2 Regionale Grenzfaschismen / Fascismi regionali di confine

Chair: Karlo Ruzicic Kessler (Bozen)

Alessandro Celi (Aosta): “L’esclavage clérical est le frère siamois du bolchévisme” –
Ideologia del notabilato e prassi fascista in una terra di frontiera

Jens Späth (Saarbrücken): Wahrnehmungen von Frühfaschismen in einer europäischen Grenzregion: Das Saargebiet unter Völkerbundsverwaltung 1920-1935

Antonella Fiorio (Bari): Liberali, nazionalisti e fascisti: una riflessione sulla Dalmazia italiana nei primi anni Venti

Diskussion / Discussione

12.15 – 14.00 Mittagspause / Pausa pranzo

14.00 – 16.00

Panel 3 Mikrohistorische Perspektiven / Prospettive microstoriche

Chair: Wolfgang Weber (Dornbirn)

Jörg Feuchter (Berlin): Dörflicher Frühfaschismus an der deutsch-französischen Grenze

Stefan Eminger (St. Pölten): Faschistische Allianzen und Netzwerke im katholischen Umfeld. Das Beispiel Wolkersdorf vor 1938

Diskussion / Discussione

Edith Raim (Augsburg): „Nationalsozialistische Hochburg des Oberlandes". Ein Beitrag zur Frühgeschichte des Nationalsozialismus in Murnau in Oberbayern 1920-1933

Ruth Nattermann (München): Faschistische Gewalt, antisemitische Radikalisierung und Resistenza. Die Florentiner Gesellschaft zwischen Frühfaschismus und Widerstand

Diskussion / Discussione

16.00 – 16.30 Kaffeepause / Pausa caffè

16.30 – 17.45

Keynotes

Chair: Oswald Überegger (Bozen)

Anna Maria Vinci (Trieste): Mito e realtà del confine orientale nell'evoluzione del fascismo italiano

Martina Steber (München): Vom Allgemeinen im Besonderen. Perspektivierungen der Regionalgeschichte des Nationalsozialismus

Diskussion / Discussione

Samstag / Sabato, 13.11.2021

9.00 – 10.30

Panel 4 Fallstudien / Casi di studio: Tirol/Vorarlberg

Chair: Hannes Obermair (Bozen)

Daniel Marc Segesser (Bern) / Wolfgang Weber (Dornbirn): Ruhe und Ordnung! Vorarlberg zwischen demokratischem Anbinden an die Schweiz und faschistischen Alternativen in Berlin und Wien 1918–1938

Daniele Toro (Bielefeld): Waldemar Pabst als transregionaler Broker in der Tiroler Heimwehr 1920–1931: Zur Vernetzung regionaler Faschismen in der Bewegungs- und Durchsetzungsphase

Stefan Lechner (Bruneck): „Im nationalen Interesse“: Etappen, Strategien und Ziele faschistischer Durchdringung und Machtpraxis in Südtirol bis um 1927

Diskussion / Discussione

10.30 – 11.00 Kaffeepause / Pausa caffè

11.00 – 12.45

Panel 5 Fallstudien / Casi di studio: Süditalien / Mezzogiorno

Chair: Anna Maria Vinci (Trieste)

Francesco Altamura (Bari): Estensione del dominio padronale e dispersione della conflittualità sociale: i caratteri del consolidamento del fascismo nelle campagne pugliesi (1922–1926)

Giuseppe Iglieri (Cassino): Ai margini del Mezzogiorno. Storia di una provincia rurale dal progetto democratico all'affermazione del fascismo (1919–1923)

Dario Salvatore (Salerno): Ripartire dal porto. La negoziazione difficile tra fascismo e forze economiche a Napoli dal 1921 al 1925

Diskussion / Discussione

Schlussworte und Verabschiedung / Conclusioni

https://www.unibz.it/de/events/139095-internationale-tagung-zum-fruehen-faschismus
Redaktion
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Epoche(n)
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch, Italienisch
Sprache der Ankündigung