Historische Wissenschaften an der Universität Wien in Austrofaschismus, Nationalsozialismus und den langen Nachkriegsjahren

Historische Wissenschaften an der Universität Wien in Austrofaschismus, Nationalsozialismus und den langen Nachkriegsjahren

Veranstalter
Christoph Augustynowicz (Universität Wien)
Ausrichter
Universität Wien
Veranstaltungsort
Universität Wien - "Aula am Campus", Spitalgasse 2-4 (Hof 1.11)
PLZ
1090
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
10.11.2022 - 11.11.2022
Deadline
18.03.2022
Von
Florian Ostrowski, Institut für Geschichte, Universität Wien

Die historischen Institute an der Universität Wien nehmen die Eröffnung eines Gedenkzeichens für durch den Nationalsozialismus vertriebene Geschichte-Studierende und Lehrende zum Anlass, die historischen Wissenschaften, ihre Institute, Akteur:innen, Strukturen und Netzwerke vor, während und nach der Zeit des Nationalsozialismus sowie universitäre Erinnerungskultur nach 1945 auf einer Konferenz im November 2022 zu thematisieren.

Historische Wissenschaften an der Universität Wien in Austrofaschismus, Nationalsozialismus und den langen Nachkriegsjahren

Im Jahr 2022 wird im Hauptgebäude der Universität Wien der Öffentlichkeit ein Denkmal für durch den Nationalsozialismus vertriebene Geschichte-Studierende und -Lehrende an der Universität Wien übergeben. Die historischen Institute an der Universität Wien nehmen dies zum Anlass, die historischen Wissenschaften, ihre Institute, Akteur:innen (Lehrende, Studierende, administrative Mitarbeiter:innen), Strukturen und Netzwerke vor, während und nach der Zeit des Nationalsozialismus sowie universitäre Erinnerungskultur in der Geschichtswissenschaft und in den historisch-kulturwissenschaftlichen Disziplinen nach 1945 zu thematisieren. Neben Kontinuitäten und Brüchen bei Beschäftigen, Forschungsmethoden und Lehrinhalten stehen die Fragen nach „Täter-/Opferrollen“ im Wissenschafts- und Universitätsbetrieb sowie der universitäre Alltag im Vordergrund. Anhand neuerer, interdisziplinärer, institutsübergreifender und international vergleichenden Forschungen sollen die historischen Wissenschaften und Institute im Zusammenhang mit Austrofaschismus, Nationalsozialismus und während der langen Nachkriegsjahre an der Universität Wien kritisch hinterfragt werden. Aus konkreten Forschungsproblemen und -desideraten ergibt sich eine Reihe von möglichen Themenfeldern:

- Universität und NS-Erbe: Welche Auswirkungen hatte das Ende der NS-Herrschaft auf Personalpolitik, universitäre Lehre und die Institute selbst? Wie gestalteten sich die institutionelle und universitäre Be- und Aufarbeitung sowie das Gedenken an die NS-Zeit nach 1945? Welche Dokumente, Materialien und Überreste lassen sich zur Aufarbeitung der jeweiligen Geschichte der historischen Institute heranziehen und was sagen Überlieferungsgeschichte, Verlust, Vernichtung, Transfer oder Missbrauch von Archivbeständen bzw. Quellen über die Steuerung von Deutungshoheiten aus? Wie gestaltet sich der Umgang mit Opfern und Täter:innen, mit NS-Netzwerken und Widerstandskämpfer:innen nach 1945? Welches Spannungsfeld eröffnet sich in den Wissenschaften zwischen Entnazifizierung und Rehabilitation sowie in der Traditionspflege bzw. der Gedenk- und Erinnerungskultur (Denkmäler, Ehrungen etc.) der Universität Wien? Wie gestaltete sich das Gedenken bei Studierenden zwischen schlagenden Burschenschaften, Cartellverband, demokratischen Verbänden und Hochschülerschaft?

- Täter/Opfer versus Opfer/Täter: Die biographischen Recherchen rund um das Denkmal hat Forscher:innen-Profile gezeigt, die zwar explizit mit den Ideen des Nationalsozialismus sympathisierten, aber dennoch durch dessen Machtapparat vertrieben wurden. Was kann über den Umgang mit Universitätspersonal an den historischen Instituten ausgesagt werden und welchen Logiken folgte die Personalpolitik der Universität Wien? Wie verliefen Biographien von vertriebenen Lehrenden und Studierenden in der Emigration und nach 1945?

- Institutioneller Alltag im Nationalsozialismus: Wie haben sich nationalsozialistisches Gedankengut und Bürokratie im Lehr- und Forschungsbetrieb ausgewirkt, wie und wo darüber hinaus fortgewirkt (quantitativ, qualitativ, ideologisch, thematisch, praxeologisch, in Bibliotheken und Forschungsinfrastruktur)? Wie und in welchem Ausmaß gab es kriegswichtige Forschungen in den historischen Fächern? Welche Rolle spielten NS-Zwangsarbeiter:innen an der Universität Wien bzw. an den historischen Instituten? Wie verhielten sich die Mitarbeiter:innen der historischen Institute gegenüber Zwangsarbeiter:innen im Dienst der Universität Wien und wo wurden diese eingesetzt?

Die historischen Institute hoffen, mit der Tagung eine universitäre, aber auch darüber hinausführende Diskussion anzustoßen und einen Beitrag zur Auf- und Bearbeitung der eigenen Universitätsgeschichte zu leisten. Einschlägig Interessierte aller historisch-kulturwissenschaftlichen Disziplinen, insbesondere jüngere Wissenschaftler:innen, sind dazu aufgerufen, ihre Themenvorschläge in Form von Abstracts samt Lebenslauf (max. 2000 Zeichen) für einen 20-minütigen Vortrag mit anschließender Diskussion bis zum 18. März 2022 an christoph.augustynowicz@univie.ac.at und florian.ostrowski@univie.ac.at zu übermitteln. Auswahl und Benachrichtigung der angenommenen Beiträge erfolgen bis zum 1. April 2022. Die Konferenz ist für den 10./11. November 2022 in Präsenz geplant. Es wird angestrebt, die Reise- und Unterbringungskosten zu übernehmen. Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist geplant.

Keynote-Lecture:
PD Dr. Johannes Feichtinger (Österreichische Akademie der Wissenschaften - Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte)

Kontakt

Christoph Augustynowicz (christoph.augustynowicz@univie.ac.at)
Florian Ostrowski (florian.ostrowski@univie.ac.at)

https://begleitkonferenz-denkmal.univie.ac.at/
Redaktion
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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