Gesellschaft bauen. Architektur als Medium der Demokratie in der frühen Bundesrepublik

Gesellschaft bauen. Architektur als Medium der Demokratie in der frühen Bundesrepublik

Veranstalter
Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Musik- und Medienwissenschaft)
Ausrichter
Institut für Musik- und Medienwissenschaft
Veranstaltungsort
Medientheater, Georgenstr. 47
PLZ
10117
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
24.03.2022 - 25.03.2022
Von
Anja Sattelmacher, Institut für Medienwissenschaft, Humboldt-Universität zu Berlin

Der angekündigte Workshop geht der Frage nach, welche Zusammenhänge zwischen der Demokratisierung Deutschlands und zeitgenössischer (west-)deutscher Architektur von Bildungs- und Kultureinrichtungen bestand. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Medien der Architektur: also die durch die Gebäude ermöglichten vielfältigen Prozesse des Öffnens und Schließens, des Transportierens und Verweilens, des Vereinens und Trennens.

Gesellschaft bauen. Architektur als Medium der Demokratie in der frühen Bundesrepublik

Öffentliche Bauten werden für bestimmte, in Ausschreibungs- und Planungstexten meist klar definierte Zwecke und Nutzungen errichtet. Im Zuge des Wiederaufbaus deutscher Städte in der Nachkriegszeit wurde diskutiert, auf welche Weise eine Demokratie in der Architektur ihrer politischen Verfasstheit Ausdruck verleiht und wie Bauten demokratisches Denken und Handeln ermöglichen. In der BRD trafen dabei das politische Vorhaben eines Neuanfangs mit der Notwendigkeit des Wieder- und Neuaufbaus zerstörter urbaner Strukturen in besonderer Weise zusammen. In der Debatte werden einander überlagernde mediale Konstellationen erkennbar, in die die Architektur eingebunden ist. Während öffentliche Architektur häufig vor allem als Medium politischer Repräsentation betrachtet wird, kommen hier weitere, über diese Auffassung hinausgehende mediale Bedingungen zum Tragen, denen sich der Workshop widmen will. Im Zentrum unseres Interesses stehen die Medien der Architektur, also die durch die Gebäude ermöglichten vielfältigen Prozesse des Öffnens und Schließens, des Transportierens und Verweilens, des Vereinens und Trennens. Medien der Planung, der Vermessung, der infrastrukturellen Vernetzung sowie elektronische Medien prägen diese Gebäude und ihre Nutzung. Die für die demokratischen Bauten bedeutsame Frage nach der Informationsübertragung durch Wände, Türen, Fenster, Fassaden und raumakustische Bedingungen lassen Architektur zum medialen Arrangement werden. Insbesondere erscheint der Zusammenhang zwischen Kybernetik und Architektur einer näheren Betrachtung wert: Baupläne aus den 1950ern und 60ern wurden zum Teil nach dem Vorbild kybernetischer Schaltpläne entworfen. Diese Beobachtung wirft die Frage danach auf, welche Standardisierungsprozesse am Bau genutzt wurden und welche Wechselwirkung zwischen Kybernetik, Architektur und Politik entstanden. Der Workshop will sich dabei auf öffentliche Bauten aus den Bereichen Kultur und Bildung fokussieren, da diese Gebäudeformen in besonderer Weise mit Aufgaben der Demokratiebildung belegt wurden: Museen, Theater, Bibliotheken, Schulen, Universitäten, Archive, öffentliche Plätze. Auf welche expliziten und impliziten Weisen sind Vorstellungen einer demokratischen Gesellschaft in den Bau oder die Nutzung dieser Gebäude eingegangen? Welche Medien der Architektur spielen dabei eine Rolle? Welche Medien der Architektur werden als demokratisch begriffen und inwiefern sind sie tatsächlich relevant für demokratische Praktiken? In Vorträgen und Diskussionen will der Workshop diesen Fragen nachgehen. Zusätzlich zu den Impulsvorträgen werden zentrale Quellentexte im Rahmen des Workshops gemeinsam diskutiert; die Vortragenden werden um entsprechende Vorschläge gebeten. Ein Besuch des Kulturforums mit Führung eröffnet die Möglichkeit, die Thematik des Workshops im öffentlichen Raum und in direkter Anschauung der Gebäude zu diskutieren.

Programm

Donnerstag, 24. März 2022

09.30–10.00 Uhr: Begrüßung

10.00–10.15 Uhr: Kaffeepause

10.15–11.45 Uhr Panel 1: Aufbauen

Hannah Wiemer: Mit Büchern ein neues Deutschland bauen – die Westberliner Staatsbibliothek

Marie-Charlott Schube: „Triumph der Restauration“? Theaterwiederaufbauten für die bundesrepublikanische Demokratie

Response: Philipp Felsch

12.00–13.00 Uhr: Mittagessen

13.15–14.45 Uhr Panel 2: Spielen

Jan Lazardzig: Die „Spielstraße“ als Medium der Demokratie

Anna-Maria Meister: Die Gestaltung der neuen “demokratischen Elite” an der HfG Ulm, 1953–1968

Response: Florian Leitner

14.45–15.00 Uhr: Kaffeepause

15.00–16.00 Uhr: Filmsichtung: Filmdokument zur Gründung der FU Berlin von 1947. Einführung Anja Sattelmacher

16.30–17.30 Uhr: Führung Kulturforum, Martin Hanßen

Freitag, 25. März 2022

10.00–12.30 Uhr Panel 3: Anordnen

Alfredo Thierman: German Democratic Radio

Frank Schmitz: Repräsentatives Spiel. Theaterbau als Aushandlungsprozess in der frühen Bundesrepublik

Anja Sattelmacher: Archiv, Enzyklopädie oder Labor? Kybernetische Fantasien in Göttingen 1961

Response: Viktoria Tkaczyk

12.30–13.30 Uhr Mittagessen

13.30–14.00 Uhr Abschlussdiskussion

Kontakt

Anja Sattelmacher
E-Mail: anja.sattelmacher@hu-berlin.de

Hannah Wiemer
E-Mail: hannah.wiemer@hu-berlin.de

https://medienwissenschaft-berlin.de/aktuelles/
Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
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Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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