Im Kalten Krieg entscheiden die Bataillone der besseren Sozialleistungen – Das Verhältnis von Kommunismus und Sozialpolitik von 1945 bis in die Gegenwart (4. Hermann-Weber-Konferenz zur Historischen Kommunismusforschung)

Im Kalten Krieg entscheiden die Bataillone der besseren Sozialleistungen – Das Verhältnis von Kommunismus und Sozialpolitik von 1945 bis in die Gegenwart (4. Hermann-Weber-Konferenz zur Historischen Kommunismusforschung)

Veranstalter
FIS-Nachwuchsgruppe „Der ‚aktivierende Sozialstaat‘ – eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte deutscher Sozialpolitik, 1979–2017“ am SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Bremen, Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung, gefördert von der Gerda-und-Hermann-Weber Stiftung
Veranstaltungsort
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Kronenstraße 5
Gefördert durch
Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung
PLZ
10117
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.06.2022 - 10.06.2022
Deadline
06.06.2022
Von
Nikolas Dörr, SOCIUM - Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Universität Bremen

Im Kalten Krieg entscheiden die Bataillone der besseren Sozialleistungen – Das Verhältnis von Kommunismus und Sozialpolitik von 1945 bis in die Gegenwart (4. Hermann-Weber-Konferenz zur Historischen Kommunismusforschung)

Ludwig Preller prägte im Wahlkampf 1953 den Satz: "Insbesondere im Kalten Krieg entscheiden die Bataillone der besseren Sozialleistungen". Daran anknüpfend widmet sich die Konferenz aus interdisziplinärer und globaler Perspektive der Bedeutung von Sozialpolitik während des Kalten Krieges. Darüber hinaus werden die Folgen des Wegfalls der Systemkonkurrenz, so vor allem die Transformationsphase ab 1989/91 und der sozialpolitische Leitbildwandel hin zum aktivierenden Sozialstaat, thematisiert.

In the Cold War the Battalions of Better Welfare Benefits are Decisive – The Relationship between Communism and Social Policy since 1945 (4th Hermann Weber Conference for the Historical Research of Communism)

During the 1953 Bundestag election campaign, MP Ludwig Preller coined the pithy phrase: "In the Cold War, in particular, the battalions of better welfare benefits are decisive". The conference addresses the role social policy played during the Cold War from an interdisciplinary and global perspective. The end of the Cold War and its consequences for the welfare state will also be a topic, in particular the transformation period from 1989 onwards and the paradigm shift towards an activating welfare state.

Im Kalten Krieg entscheiden die Bataillone der besseren Sozialleistungen – Das Verhältnis von Kommunismus und Sozialpolitik von 1945 bis in die Gegenwart (4. Hermann-Weber-Konferenz zur Historischen Kommunismusforschung)

Der Bundestagsabgeordnete Ludwig Preller prägte im Wahlkampf 1953 den prägnanten Satz: „Insbesondere im Kalten Krieg entscheiden die Bataillone der besseren Sozialleistungen.“ Er verwies damit auf ein Politikfeld, das für den Kommunismus eine herausragende Relevanz besaß: der Sozialstaat. Für den Westen stellte dies eine zentrale Herausforderung im Kalten Krieg dar.

Aus dem Fokus auf das Proletariat ließen sich sozialpolitische Wohltaten für Werktätige und bislang marginalisierte Gruppen ableiten. Für den Westen stellte dies eine zentrale Herausforderung im Kalten Krieg dar. Im Wettbewerb der Systeme sollte auch die sozialpolitische Überlegenheit demonstriert werden. Für Deutschland hatte diese Systemkonkurrenz vor dem Hintergrund der deutschen Teilung eine besondere Relevanz.

Das Ende des Kalten Krieges gilt wiederum, durch den Wegfall des Legitimationsdrucks gegenüber den sozialistischen Staaten, als ein Grund für die Sozialstaatsreformen der 1990er- und 2000er-Jahre. Die ehemals sozialistischen Staaten mussten innerhalb kürzester Zeit ihre Sozialsysteme umstellen. Westliche Industriestaaten reagierten auf den sich massiv verstärkenden Globalisierungsdruck mit einem sozialpolitischen Leitbildwandel („aktivierender Sozialstaat“).

Die 4. Hermann-Weber-Konferenz widmet sich im ersten Teil der Frage: Welche Rolle spielte Sozialpolitik für den Kommunismus und in der Systemkonkurrenz während des Kalten Krieges? Im zweiten Teil werden die Transformationsphase ab 1989 und bis heute andauernde Folgen thematisiert. Der territoriale Fokus wird über Deutschland und Europa hinaus auch auf außereuropäische Regionen gerichtet werden.

Die 4. Hermann-Weber-Konferenz ist eine Kooperation mit der vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderten Nachwuchsgruppe „Der ‚aktivierende Sozialstaat‘ – eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte deutscher Sozialpolitik, 1979–2017“ am SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Bremen und dem Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung, gefördert von der Gerda-und-Hermann-Weber Stiftung.

Anmeldung und Pandemie-Bestimmungen: Die Veranstaltung findet unter Berücksichtigung der aktuell geltenden Hygieneregeln statt. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt. Eine Teilnahme vor Ort und im Livestream online ist nur nach Voranmeldung möglich. Bitte melden Sie sich per E-Mail bei Clara Marz an: C.Marz@Bundesstiftung-Aufarbeitung.de.

In the Cold War the Battalions of Better Welfare Benefits are Decisive – The Relationship between Communism and Social Policy since 1945 (4th Hermann Weber Conference for the Historical Research of Communism)

During the 1953 Bundestag election campaign, MP Ludwig Preller coined the pithy phrase: “In the Cold War, in particular, the battalions of better welfare benefits are decisive.” He was referring to a topic that was of outstanding importance to communism and the fight against it: the welfare state. Although for Marx social policy was primarily a system-stabilising and thus anti-revolutionary element, the promise of the elimination of social inequalities played a central role in the seizure of power by communist parties in the 20th century: e.g. Russia in 1917, China in 1949 or Cuba in 1959. Workers and marginalised groups hoped that the communist focus on the proletariat would lead to improvements of social security. For the West, this constituted a severe challenge during the Cold War. Welfare superiority was to be demonstrated in addition to military, economic, scientific and cultural superiority among the competing systems. For Germany, this competition was particularly relevant against the background of the country’s division.

The end of the Cold War is considered by researchers to be one reason for the welfare state reforms of the 1990s and 2000s because there was no competition from Communism anymore. The former socialist countries had to change their social and economic systems within a very short period of time (e.g. the Balcerowicz Plan in Poland). Industrial countries reacted to the massive increase in the pressure of globalisation with a paradigm shift to the “activating welfare state”.
The first part of the 4th Hermann Weber Conference is devoted to the question: What role did social policy play during the Cold War? In the second part, the transformation period from 1989 onwards and its consequences up to the present day will be discussed.

The 4th Hermann Weber Conference is a cooperation with the junior research group "The 'Activating Welfare State' - A Political and Social History of German Social Policy, 1979-2017" at the SOCIUM Research Centre Inequality and Social Policy at the University of Bremen, funded by the Federal Ministry of Labour and Social Affairs, and the Yearbook for Historical Research on Communism, funded by the Gerda-und-Hermann-Weber Foundation.

Registration and pandemic regulations: The event will take place under consideration of the currently valid Covid regulations. A limited number of seats will be available to the public. Participation on site and in the livestream online is only possible after registration. Please register by email to Ms. Clara Marz: C.Marz@Bundesstiftung-Aufarbeitung.de

Programm

Donnerstag, 09. Juni 2022

10:00–10:20 Uhr Begrüßung und Einleitung

10:00 Uhr Dr. Ulrich Mählert (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, stellvertretender Beiratsvorsitzender der Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung)

10:10 Uhr Dr. Nikolas Dörr (Leiter der Nachwuchsgruppe „Der ‚aktivierende Sozialstaat‘ – eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte deutscher Sozialpolitik“, Universität Bremen)

10:20–11:10 Uhr Grundlagen des Verhältnisses von Kaltem Krieg, Kommunismus und Sozialpolitik

10:20 Uhr Prof. Dr. Herbert Obinger (SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Bremen), Prof. Dr. Klaus Petersen (Danish Centre for Welfare Studies, Süddänische Universität Odense), Dr. Michele Mioni (Otto-Friedrich-Universität Bamberg): Kalter Krieg und sozialstaatliche Entwicklung: Kausale Mechanismen

10:50 Uhr Diskussion

11:10–12:30 Uhr Panel 1: Sozialpolitik während des Kalten Krieges / Osteuropa – Teil 1

11:10–11:25 Uhr Prof. Dr. Carina Schmitt (Otto-Friedrich-Universität Bamberg), Maria Ignatova-Pfarr (SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Universität Bremen): Kommunistische Sozialpolitik während des Kalten Krieges: Rentenpolitik in Bulgarien

11:30–11:45 Uhr Dr. Paul Stubbs (Institute of Economics, Zagreb): Exception or Model? Socialist Yugoslavia, Social Policy and Non-Alignment During the Cold War

11:50–12:05 Uhr Dr. Botakoz Kassymbekova (Universität Basel): Pensions for Collective Farmers: Hierarchies of Post-War Welfare Reforms in Soviet Russia

12:05–12:30 Uhr Diskussion

12:30–13:20 Uhr Mittagspause

13:20–14:15 Uhr Panel 1: Sozialpolitik während des Kalten Krieges/Osteuropa – Teil 2

13:20–13:35 Uhr Judith Brehmer (Collegium Carolinum – Forschungsinstitut für die Geschichte Tschechiens und der Slowakei, München): Die Überwindung „kapitalistischer Traditionen“. Die Reform des tschechoslowakischen Sozialstaats 1956 in der zeitgenössischen Presse

13:40–13:55 Uhr Dr. Michael Zok (Deutsches Historisches Institut Warschau): Sozialpolitik und Demografie im (post-)kommunistischen Polen 1970–1990: Rückkehr zu traditionellen Modellen?

13:55–14:15 Uhr Diskussion

Impulsvorträge

14:15–14:35 Uhr Prof. Dr. Delia González de Reufels (Universität Bremen): Chile’s Cold War Social Policy under the last Military Dictatorship

14:35–14:55 Uhr Diskussion

14:55–15:15 Uhr Prof. Dr. Wolfgang Schroeder (Universität Kassel/WZB Berlin): Die deutschen Gewerkschaften im und nach dem Kalten Krieg (AT)

15:15–15:35 Uhr Diskussion

15:35–15:55 Uhr Prof. Dr. Cornelius Torp (Universität Bremen): Kampf der Systeme? Rentenpolitik in Ost- und Westdeutschland im Kalten Krieg

15:55–16:15 Uhr Diskussion

16:15–16:45 Uhr Kaffeepause

16:45–18:00 Uhr Keynote Lecture

16:45–17:30 Uhr Prof. Dr. Tomasz Inglot (Minnesota State University): Comparative-Historical Research on Welfare States in Central and Eastern Europe: Lessons and Future Opportunities

17:30–18:00 Uhr Diskussion

18:00 Uhr Gemeinsames Abendessen

Freitag, 10. Juni 2022

09:30–10:30 Uhr Panel 2: Sozialpolitik während des Kalten Krieges/Westeuropa

09:30–09:45 Uhr Dr. Marion Dotter (Deutsches Historisches Institut Rom/Collegium Carolinum München): Caritas oder Kommunismus? Die sozialpolitischen Maßnahmen der Kirche in Reaktion auf Kommunismus und Sozialismus am Beispiel Österreich zwischen 1945 und 1958

09:50–10:05 Uhr Dr. Chris Deeming (University of Strathclyde): The Premiership of Margaret Thatcher during the Cold War: Ending Communism, activating the British Welfare State?

10:05–10:30 Uhr Diskussion

Impulsvortrag

10:30–10:50 Uhr Prof. Dr. Thomas Lindenberger (Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der Technischen Universität Dresden): Schutzgüte auf Abwegen – oder wie der Arbeitsschutz der DDR den der Bundesrepublik überholte ohne ihn einzuholen

10:50–11:10 Uhr Diskussion

11:10–11:30 Uhr Kaffeepause

2 Parallele Panels (Veranstaltungssaal und Raum 2.09)

11:30–12:55 Uhr Panel 3.1 (Veranstaltungssaal): Der Sonderfall des geteilten Deutschlands I

11:30–11:45 Uhr PD Dr. Christoph Lorke (Westfälische Wilhelms-Universität Münster): Soziale Ungleichheit beobachten und instrumentalisieren: Sozialpolitik, Armutsbilder und (Anti-)Kommunismus im geteilten Deutschland

11:50–12:05 Uhr Jun.-Prof. Dr. Nicole Kramer (Universität zu Köln): Blühender Wohlfahrtsmarkt: Die Transformation der Pflegepolitik in der Wiedervereinigungsgesellschaft

12:10–12:25 Uhr Dr. Maren Hachmeister (Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der Technischen Universität Dresden): Sozialpolitik als Selbstverpflichtung – „Komplexvereinbarungen“ in der Altenfürsorge der DDR

12:25–12:55 Uhr Diskussion

11:30-12:55 Uhr Panel 3.2 (R. 2.09): Der Sonderfall des geteilten Deutschlands II

11:30–11:45 Uhr Dr. Lukas Grawe (SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Universität Bremen): Die Legitimation pronatalistischer Familienpolitik in der DDR und die Geburtenentwicklung nach Ende des Kalten Krieges

11:50–12:05 Uhr Dr. Jessica Lindner-Elsner (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam): „Frau Schmidt verkörpert in fachlicher und gesellschaftlicher Hinsicht die Stellung der werktätigen Frau im Sozialismus“ – Zum Verhältnis von betrieblicher Sozialpolitik und Geschlecht zwischen 1970 und den frühen 1990er-Jahren

12:10–12:25 Uhr Dr. Konrad Sziedat (Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit): Abschied vom real existierenden Sozialstaat? Transformationen in Ost und West und der Wandel linker Zukunftshoffnungen ca. 1980–2000

12:25–12:55 Uhr Diskussion

12:55–13:45 Uhr Mittagspause

13:45–14:50 Uhr Panel 4: Sozialpolitik während des Kalten Krieges/Globaler Süden

13:45–14:00 Uhr Prof. Dr. Ali Akbar Tajmazinani (Allameh Tabataba‘i Universität Teheran): Social Policy Configuration in Iran during the Cold War: A counter-Communism Instrument

14:05–14:20 Uhr Dr. Natalia Matveeva (Department of Korea and Mongolia of the Institute of Oriental Studies, Russian Academy of Sciences Moscow): The Development of Social(ist) Healthcare in North Korea in the Cold War

14:20–14:50 Uhr Diskussion

14:50–15:30 Uhr Abschlussdiskussion und Verabschiedung, anschließend Abreise der Teilnehmer:innen

https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/veranstaltungen/4-hermann-weber-konferenz-zur-historischen-kommunismusforschung