772: Karl der Große, Marsberg und die Irminsul

772: Karl der Große, Marsberg und die Irminsul

Veranstalter
Historische Kommission für Westfalen (Dr. Burkhard Beyer und Roland Linde)
Ausrichter
Dr. Burkhard Beyer und Roland Linde
Veranstaltungsort
Kloster Bredelar (Glaskasten), Sauerlandstraße 78
PLZ
34431
Ort
Marsberg-Bredelar
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
16.09.2022 - 17.09.2022
Von
Burkhard Beyer, Historische KOmmission für Westfalen, Landschaftsverband Westfalen-Lippe

Vor 1250 Jahren begann der "Sachsenkrieg" mit der Eroberung der Eresburg und der Fällung der "Irminsul" durch Karl den Großen. Die Tagung will die Auseinandersetzung zwischen Franken und Sachsen angesichts der heutigen Forschungslage neu beleuchten. Instrumentalisierungen der "Irminsul" durch völkische, neuheidnische, esoterische und neurechte Gruppierungen sollen kenntlich gemacht werden.

772: Karl der Große, Marsberg und die Irminsul

Die Historische Kommission für Westfalen, der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens (Abteilung Paderborn) und die Stadt Marsberg laden ein zur öffentlichen Tagung: 772 – Karl der Große, Marsberg und die Irminsul.

Das Jahr 772 gehört zu den folgenreichen Wendepunkten der deutschen Geschichte. Nach den Berichten der fränkischen Annalisten eroberte Karl der Große in diesem Jahr nicht nur die Eresburg, die im heutigen Obermarsberg verortet wird – er ließ an einem nicht genau bekannten Platz in der Nähe auch eine Holzsäule fällen, die von den Sachsen verehrt wurde und die nach den fränkischen Berichten den Namen „Irminsul” trug.

Beide Ereignisse waren folgenreich. Mit der Eroberung der strategisch wichtigen Burg beanspruchte Karl die Herrschaft über die Region, die wegen ihres Bergbaus eine überregionale Bedeutung hatte. Mit der Fällung der Irminsul zerstörte er ein religiöses Symbol und hob damit auch einen zentralen Versammlungsort der Sachsen auf. Er entwürdigte und demütigte die Stammesreligion damit ebenso wie die bestehende Gesellschaftsordnung.

Beide Ereignisse konnten die Sachsen nicht auf sich beruhen lassen. Das Jahr 772 wurde damit zum Beginn eines rund dreißigjährigen Krieges. Längere Abwesenheiten Karls durch seine Verpflichtungen in anderen Reichsteilen und Kriegsgebieten ermunterten die militärisch eigentlich unterlegenen Sachsen immer wieder zu Gegenschlägen. Auch die Eresburg wechselte noch mehrfach den Besitzer, die von Karl veranlasste Kirche musste mehrmals neu errichtet werden.

Für eine Beschäftigung mit dem Thema sprechen zahlreiche neue Forschungsansätze. Die Archäologinnen und Archäologen haben sich intensiv mit Sachsen und Franken beschäftigt. Das traditionelle Bild von zwei aufeinanderprallenden, unterschiedlich entwickelten Völkern und Kulturen ist dabei in vieler Hinsicht in Frage gestellt worden. Auch neue archäologische Funde haben die Diskussion belebt. Bergbau und Metallverarbeitung waren ausgeprägter als gedacht, was eine Debatte über mögliche wirtschaftliche Motive ausgelöst hat. Das Jubiläum bietet die Gelegenheit, übergreifende neue Ansätze mit der Ortsgeschichte zu verbinden.

Auch die Rezeptionsgeschichte der Irminsul gilt es, in den Blick zu nehmen. Seit dem 16. Jahrhundert sind der Standort und das Aussehen des Heiligtums immer wieder Gegenstand verschiedenster Spekulationen und Überlegungen gewesen. Im 20. Jahrhundert spielen dabei insbesondere völkische und esoterische Vorstellungen eine Rolle. Besonders folgenreich war die Behauptung des völkischen Aktivisten Wilhelm Teudt, ein Detail des Kreuzabahmereliefs an den Externsteinen, die sogenannte Fußstütze des Nikodemus, sei ein Abbild der Irminsul. Die populäre Ikonographie des Heiligtums wurde von dieser Behauptung nachhaltig geprägt, auch in Marsberg ist sie zu finden. Dabei war Teudts Behauptung rein spekulativ – tatsächlich gibt es für das Aussehen der Irminsul keinerlei Quellen.

Anmeldung erforderlich bis 9. September 2022 formlos per Mail an hiko@lwl.org.

Programm

Freitag, 16. September 2022

13.30 Uhr Anmeldung und Begrüßungskaffee

14.00 Uhr Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup (Münster) und Bürgermeister Thomas Schröder (Marsberg): Begrüßung

Sektion 1: Quellen und Zeugnisse. Moderation: Roland Linde (Detmold)

14:30 Uhr Prof. Dr. Matthias Becher (Bonn): "Die fränkischen Reichsannalen als Quelle. Entstehung – Intention – Überlieferung – Aussagekraft"

15:15 Uhr Dr. Sven Spiong (Bielefeld): "Aktuelle archäologische Forschungen zum Frühmittelalter in Ostwestfalen"

Sektion 2: Marsberg im Frankenreich. Moderation: Dr. Burkhard Beyer (Münster)

16:30 Uhr Eva Cichy (Olpe): "Siedlungslandschaft und Montangewerbe im Raum Marsberg im Frühmittelalter"

17:15 Uhr Dr. Christof Spannhoff (Münster): "Die Eresburg als „Pfalz” Karls des Großen"

18:30 Uhr Pause

20.00 Uhr Dr. Birgit Meineke (Münster): "Die Irminsul und andere sächsische Heiligtümer in karolingischen und ottonischen Schriftquellen"

21.00 Uhr Geselliger Ausklang

Samstag, 17. September 2022

Sektion 3: Die Irminsul. Moderation: Dr. Andreas Neuwöhner (Paderborn) und Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup (Münster)

09:00 Uhr Roland Linde (Detmold) und Karl Banghard (Oerlinghausen): "Der Standort der Irminsul. Die Verortung eines Mythos zwischen Lokalmarketing und Wissenschaftssimulation"

09:45 Uhr Dr. Michael Zelle (Detmold): "Die umgeknickte Palme des Kreuzabnahmereliefs – ein auf die Sassaniden zurückgehendes Bildmotiv?"

10:30 Uhr Kaffeepause

11:00 Uhr Stefanie Haupt (Aachen) und Julia Schafmeister (Detmold): "Wilhelm Teudts Deutung des Kreuzabnahmereliefs an den Externsteinen als Beispiel völkischer Irminsul-Rezeption"

11.45 Uhr Dr. Burkhard Beyer (Münster): "Die Irminsul als Symbol von rechtsextremen, esoterischen und neuheidnischen Bewegungen"

12.30 Uhr Schlussrunde: Wie soll Marsberg künftig mit dem Symbol der „Irminsul” umgehen? Moderation: Dr. Burkhard Beyer (Münster). Teilnehmer: Thomas Schröder (Marsberg), Heiner Duppelfeld (Marsberg), Dr. Birgit Meineke (Münster), Roland Linde (Detmold)

13.30 Uhr Mittagspause

14:30 Uhr Abfahrt nach Marsberg

15:00 Uhr Heiner Duppelfeld (Marsberg): Führung durch Obermarsberg (Stiftskirche, ehemalige Burganlage, Heimatmusuem mit aktueller Irminsul-Ausstellung, Nikolaikirche, jüdischer Friedhof)

17:00 Uhr Ende der Veranstaltung

Kontakt

Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Historische Kommission für Westfalen
Freiherr-vom-Stein-Platz 1
48147 Münster
Tel.: 0251 / 591-4720,
E-Mail: hiko@lwl.org

https://www.lwl.org/hiko-download/Tagung_Marsberg_Prospekt_Internet_005.pdf
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Veröffentlicht am
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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