Sprache(n) und Grenze(n)/Sprachgrenzen: Übersetzen, Dialekt und Literatur, (literarische) Mehrsprachigkeit

Sprache(n) und Grenze(n)/Sprachgrenzen: Übersetzen, Dialekt und Literatur, (literarische) Mehrsprachigkeit

Veranstalter
CREG, Université Toulouse Jean Jaurès
Veranstaltungsort
Maison de la Recherche, Université Toulouse Jean Jaurès
PLZ
31000
Ort
Toulouse
Land
France
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
26.05.2023 -
Deadline
31.01.2023
Von
Solène Scherer, CREG, Université Toulouse Jean Jaurès

Sprache(n) und Grenze(n)/Sprachgrenzen: Übersetzen, Dialekt und Literatur, (literarische) Mehrsprachigkeit

Die geplante Fachtagung visiert einen internationalen und interdisziplinären Austausch an. Deutsch- und französischsprachige Beiträge, die unterschiedliche Aspekte von Sprachgrenzen aus literaturwissenschaftlicher, linguistischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive untersuchen, sind willkommen.

Frontières linguistiques – langue(s) et frontière(s) : L’art de la traduction, dialecte et littérature, plurilinguisme littéraire

Cette journée d’études doctorales souhaite encourager les échanges et débats internationaux et interdisciplinaires autour d’un sujet interculturel. Les contributions en langue française et allemande qui analysent les différentes manifestations du phénomène de « frontière(s) » en fonction de leur champ disciplinaire respectif (linguistique et sciences du langage, études littéraires, historiques et culturelles) seront naturellement les bienvenues.

Sprache(n) und Grenze(n)/Sprachgrenzen: Übersetzen, Dialekt und Literatur, (literarische) Mehrsprachigkeit

Bei dem Begriff der Grenze handelt es sich, wie die jüngeren politischen Ereignisse nun auch in Europa zeigen, um einen spannungs- und konfliktvollen Terminus von höchster Brisanz. Sowohl Grenzbestimmungen als auch Sprachgemeinschaften sind in der Lage, Orientierung zu bieten, Zugehörigkeit zu schaffen und Identität zu stiften (z.B. Kremnitz 1995). Eine zentrale Rolle kommt nicht zuletzt der Abgrenzung von Fremdem zu, denn Grenzen konstituieren gleichermaßen das Fremde und das Eigene, sie fungieren ebenso exklusions- wie inklusionsbildend und sind insofern geprägt von der Dualität von Einschränkung und Öffnung. Nur scheinbar, und das zeigen die Ereignisse im Osten Europas auf einer machtpolitischen Ebene derzeit wieder auf, nehmen Grenzen eine statische Ausprägung an – tatsächlich aber sind Grenzbildungen und damit diese konstituierende Faktoren wie Sprache und Kultur permanent Gegenstand dynamischer Aushandlungen. Diesbezüglich stellt sich die in die Literaturwissenschaft bereits eingegangene Frage nach Formen von Liminalität und der Bedeutung von Schwellen (vgl. die Reihe „Literalität und Liminalität“, 2007ff.), einem Terminus, den Walter Benjamin klar vom Begriff der Grenze abgegrenzt wissen wollte (Benjamin 1982 [1927–1940], S. 618), nicht zuletzt gerade für die Konturierung, Kontaminierung und Transgression von Grenzen. Der Umstand, dass Grenzen in Fluss geraten, sich auflösen oder verwischen können, ist als äußerst herausfordernd anzusehen, geht er doch meist mit Krisenphänomenen und Identitätsverlust einher. Literatur bietet hier in vielen Fällen einen Halt und ermöglicht ein Produktivwerden von Grenzen im Sinne einer Krisenüberwindung und der ästhetischen Gestaltung von Grenzüberschreitungserfahrungen.

Die geplante Journée d’Étude (Fachtagung) visiert einen internationalen und interdisziplinären Austausch an. Deutsch- und französischsprachige Beiträge, die unterschiedliche Aspekte von Sprachgrenzen aus literaturwissenschaftlicher, linguistischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive untersuchen, sind willkommen. Die Auseinandersetzung mit aktuellen soziopolitischen und sozioökonomischen Krisen und Debatten, insofern sie über Sprache und Literatur ausverhandelt werden, ist ebenso erwünscht wie eine Nutzbarmachung der grundlegend historischen Ausrichtung von Sprach-, Kultur- und Literaturwissenschaft, um das aktuell brisante Verhältnis von Sprache(n) und Grenze(n) im Hinblick auf Phänomene aus früheren Epochen zu perspektivieren. Eine Fokussierung auf bestimmte thematische Schwerpunkte scheint angesichts der Weitläufigkeit des Interessensbereichs von ‚Sprache und Grenzen‘ notwendig; daher wird um literatur-, sprach- und kulturwissenschaftliche Beiträge zu folgenden Themenbereichen und mit ihnen zusammenhängenden Fragestellungen gebeten:

- Übersetzungen (Translationswissenschaft, Kontrastive Linguistik, etc.)
- Dialekt und Literatur
- (literarische) Mehrsprachigkeit

Grenzen und Übersetzen

Das Übersetzen ist gleichermaßen eine elementare und hochspezialisierte Tätigkeit (vgl. z.B. Kaiser/Kern/Michler 2020) – der:die Übersetzer:in ist ebenso unverzichtbar wie auch oftmals unsichtbar – und es ist eine Grenztätigkeit per se, die Grenzen über-setzt und dadurch zwischen den jenseits der Grenze liegenden Bereichen vermittelt. Das Bild von Übersetzer:innen als Bot:innen (z.B. Kohlmayer 2018) lässt an den Götterboten Hermes und somit auch an die Hermeneutik denken, was anschaulich nahelegt, wie eng verknüpft die Arbeit des Übersetzens mit der Kunst des Verstehens ist. Doch Übersetzen ist nicht nur ein beflügeltes Über-Setzen von Grenzen, sondern oft genug selbst eine komplexe Grenzerfahrung. Das gilt gleichermaßen für Grenzen der Übersetzbarkeit angesichts translatorischer Spezialfälle wie auch für Grenzen der übersetzerischen Freiheit im Sinne einer „Ethik des Übersetzens“. Da es sich bei Letzterem um von außen auferlegte Grenzziehungen handelt, verbinden sich damit Überlegungen bezüglich der Kontrollinstanz: Nach welchen Kriterien und Vorgaben werden Übersetzungen bewertet und eingeschätzt? Wann ist eine Übersetzung ‚gut‘ und wer entscheidet das? Literaturübersetzungen bieten ihrerseits die besondere Herausforderung, die „sekundäre Struktur“ von literarischen Texten (nach J. Lotman) zu erkennen und in der Übersetzung zu bewahren (Stilmittel, Anspielungen, Mehrdeutigkeiten, …). Eine zusätzliche Schwierigkeit stellen dabei unterschiedliche kulturelle Konventionen dar, deren Eigenheiten jeweils zu berücksichtigen sind. Da eine Übersetzung stets semantische und lexikalische Abweichungen vom Originaltext mit sich bringt (traduttore – traditore), üben Übersetzer:innen und die Übersetzungssprache einen wesentlichen Einfluss auf die Rezeption fremdländischer Literatur aus und können die Rolle eines Mittlers zwischen Kulturen übernehmen (Kulturtransfer; Espagne 1999). Im Kontext der Herausforderungen einer globalisierten Gegenwart bilden Übersetzungsfragen zudem etwa einen grundlegenden Bestandteil der internationalen Diplomatie, was auf die – stets präsente – politische Komponente des Sprachgebrauchs hinweist und eine Auslotung des Verhältnisses von Literatur, Übersetzungen und Politik erstrebenswert erscheinen lässt.

Dialekt und Literatur

Dialekt in der Literatur eröffnet einen eigenständigen Kunstsprachraum, der sich aufgrund von fehlenden Normierungen der Schreibweisen (z.B. Schlieben-Lange 1973) als freier und entgrenzter zu gestalten scheint als der hochsprachliche Standard. Dialektliteratur beruht auf Improvisation und ist gestaltete Kunstsprache (z.B. Meisenburg 1985).

Im Zuge einer Perspektivierung von Dialektliteratur drängt sich auch die Beleuchtung der Frage nach der Wertigkeit und des Prestiges auf (z.B. van Parijs 2013), die sich überhaupt meist mit komparativem Blick auf verschiedene (Literatur-)Sprachen ergibt. Dialekt und Standard sowie verschiedene Dialekte untereinander werden demnach mit je differenten Bewertungskategorien in Verbindung gebracht (z.B. Ammon 1983). Auch befinden sich Dialekte in einer „Zwischenposition“ zwischen Standardsprache und Regionalsprachen (z.B. Braselmann 1999; Friebertshäuser 2004), letztere sind häufig sowohl politisch (z.B. durch die Europäische Charta für Regional- oder Minderheitensprachen, z.B. Lebsanft und Wingender 2012) als auch gesellschaftlich (wesentlich aktivere Vereine zur Sprachförderung und zum Spracherhalt) besser geschützt und gefördert als Dialekte; nichtsdestotrotz sind beide Gattungen gefährdet (z.B. UNESCO 2010).

Die Hinterfragung von Adressat:innenbezug und Funktionsmechanismen erlaubt eine kritische Analyse der Rezeptionssituation (bzw. der Wechselwirkungen von Produktion und Rezeption) von Dialektwerken bzw. literarischen Werken, die dialektale Passagen enthalten. Der Einsatz von Dialekt bietet in der Literatur zahlreiche mögliche Funktionen (z.B. Ammon 2004), wie z.B. die Vermittlung von Realitätsnähe, Authentizität und/oder Lokalkolorit, die Illusion von Mündlichkeit, die Veranschaulichung von Machtverhältnissen, eine Kompensation zum normierten standardsprachlichen Literaturstil, die Sympathiegenerierung auf Seiten der Rezipient:innen sowie die Erzeugung eines Verfremdungseffekts oder von Komik. Das Lesen von im Dialekt verfassten Werken kann eine hohe Sprachkompetenz des Lesenden erfordern.

In historischer Perspektivierung lässt sich die Frage nach den Anfängen einer (sprach-)bewussten Dialektliteratur stellen (z.B. Brundin 2004), während etwa grenzüberschreitende Dialekte und das Phänomen der Regionalsprachen als Sprachkontinuum jenseits von Staatsgrenzen eine raumzeitliche Untersuchungsdimension des Gegenstands ermöglichen. Des Weiteren kann die (früh-)neuzeitliche Standardisierung europäischer Idiome und deren Begleiterscheinungen wie Dialektaufgabe, Abbau von Regionalismen, Hyperkorrektur, Sprachpurismus und -separatismus (z.B. Breuer 1978) untersucht werden.

Die Thematik der ‚Grenze‘ (s. z.B. das Feld der Border Studies) fordert im Kontext von Dialektizität auch die Frage nach den Rollen heraus, welche die Zuschreibungen von Dialekt bzw. Nationalsprachen im soziopolitischen Rahmen übernehmen. Hier wäre etwa zu überlegen, wie sich staatliche Grenzen auf die Wahrnehmung und die Kategorisierung von Sprachgrenzen auswirken und was das für die Hervorbringung von (Dialekt-)Literatur bedeutet.

(Literarische) Mehrsprachigkeit

Angeregt durch Effekte der Globalisierung und Migration und in gewisser Weise auch der zu- nehmenden Technisierung und Digitalisierung, hat sich in jüngerer Zeit ein verstärktes Forschungsinteresse für den Bereich der (literarischen) Mehrsprachigkeit entwickelt. Publikationen wie das Routledge Handbook of Literary Translingualism (2022) zeigen auf, dass der Themenkomplex zu einer festen Komponente wissenschaftlicher Reflexion geworden ist. Bei dem Phänomen der literarischen Mehrsprachigkeit selbst handelt es sich allerdings mitnichten um eine Neuerscheinung, sondern um ein Konzept mit weit zurückreichender Tradition – für manche Regionen und spezifische Gesellschaftsschichten kann Mehrsprachigkeit sogar historisch lange Zeit als Regelfall betrachtet werden (vgl. Blum-Barth 2015, S. 11). Diverse historische Zusammenhänge können hier in den Fokus rücken, etwa die Frage nach dem sukzessiven Wan- del der dominierenden Wissenschafts- und internationalen Kommunikationssprachen (von Latein zu Vulgär-/Nationalsprachen, vgl. Schmidt/Langner 2013, Martus 2018), nach der von Sprachgesellschaften und -akademien initiierten Sprachplanung und der institutionellen Eindämmung von Dia- und Regiolekten (Auswirkungen u.a. der Humboldt’schen Reform, vgl. Trabant 2012, und der Einführung der allgemeinen Schulpflicht) sowie nach dem Zusammen- spiel verschiedener Idiome in literarischen Texten aus jenen sensiblen Bereichen, in denen sprachliche Überlagerungen Alltagserfahrungen sind (Grenzregionen, Exil, Kronländer, Kolonien, sprachliche Minderheiten), um nur einige Beispiele herauszugreifen.

Sprachpolitische und sprachsoziologische Faktoren haben unmittelbare Auswirkungen auf das Selbstverständnis der Sprecher:innen und Schriftsteller:innen: Sprachen müssen immer im Bezug zu jenen gesehen werden, die sie hervorbringen. In plurilingualen Kontexten sind die damit einhergehenden Identifikationsmöglichkeiten nicht einfach potenziert, sondern oft auch problematisiert (zu denken ist etwa an Jacques Derridas historisch-politisch gefassten „monolinguisme de l’autre“, Derrida 2016 [1994]).

Den durch zunehmend plurilinguale Kontexte veränderten Lebensbedingungen des modernen Menschen wird in der Literatur und Literaturwissenschaft auch theoretisch Rechnung getragen, so von Elke Sturm-Trigonakis mit dem Konzept der „Neuen Weltliteratur“ (Sturm-Trigonakis 2007), deren Vorläufer bereits Goethes Weltliteratur (vgl. Lamping 2010) und Rabindranath Tagores Plädoyer für eine Weltliteratur auf Augenhöhe sind, das aber seinerseits, insbesondere in der angloamerikanischen Ausprägung der ‚World Literature‘, dem Vorwurf ausgesetzt ist, erneut Hegemonialstellungen zu produzieren (vgl. Apter 2013). Mehrsprachigkeit birgt ein hohes poetisches Potenzial in sich (vgl. Bürger-Koftis/Schweiger/Vlasta 2010), da literarische Kreativität und Innovation (z.B. Wortneuschöpfungen) gefördert und der Blick auf die Welt multiperspektivisch aufgefächert wird. Das parallele Jonglieren mit verschiedenen Sprachrepertoires stärkt die Sprachbewusstheit, wodurch der Sinn für die Poetizität der Sprache geweckt wird. Die Auseinandersetzung mit Grenzen kann sich in diesem Zusammenhang auch institutionellen Grenzsetzungen widmen, eine affirmative Haltung den Phänomenen der Mehrsprachigkeit gegenüber kann beispielsweise eine kritische Reflexion des Konzepts der Nationalphilologien leisten.

Die Journée d’Étude findet am Freitag, den 26. Mai 2023, in der Maison de la Recherche an der Universität Jean-Jaurès in Toulouse sowie online per Videokonferenz statt. Vortrags- sprachen sind Französisch und Deutsch.

Die Redezeit pro Beitrag beträgt 20 Minuten mit einer anschließenden 10-minütigen Diskussion.

Eine Publikation der Beiträge wird angestrebt.

Interessierte Doktorand:innen und kürzlich Promovierte sind herzlich eingeladen, bis zum 31. Januar 2023 ein Abstract (max. 5.000 Zeichen einschließlich Leerzeichen, exkl. Literatur) sowie Angaben zu ihrer Person (max. 10 Zeilen) an folgende Adressen zu schicken:

E-Mail: jasmin.berger@univ-tlse2.fr
E-Mail: simone.lettner@univ-tlse2.fr
E-Mail: geronimo.groh@univ-tlse2.fr.

Die Rückmeldung erfolgt bis zum 28. Februar 2023. Reise- und Übernachtungskosten sind nicht im Budget des Forschungstages inbegriffen.

Literatur (Auswahl):

Ammon, Ulrich (1983): „92. Soziale Bewertung des Dialektsprechers: Vor- und Nachteile in Schule, Beruf und Gesellschaft“. In: Besch, Werner / Knoop, Ulrich / Putschke, Wolfgang / Wiegand, Herbert Ernst (Hrsg.), Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. Zweiter Halbband. Berlin/New York: De Gruyter, S. 1499–1509.
Ammon, Ulrich et al. (Hrsg.) (2004): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Berlin: De Gruyter.
Apter, Emily (2013): Against World Literature. On the Politics of Untranslatability. London/New York: Verso.
Benjamin, Walter (1982): Das Passagen-Werk. Gesammelte Schriften Bd. V. Hrsg. v. Rolf Tiedemann. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Blum-Barth, Natalia (2015): „Einige Überlegungen zur literarischen Mehrsprachigkeit, ihrer Form und Erforschung – zur Einleitung“. In: Literarische Mehrsprachigkeit. Sonderausgabe der Zeitschrift für Interkulturelle Germanistik 6/2015, H. 2, S. 11–16.
Braselmann, Petra (1999): Sprachpolitik und Sprachbewusstsein in Frankreich heute. Romanistische Arbeitshefte 43. Tübingen: Max Niemeyer.
Breuer, Dieter (1978): Oberdeutsche Literatur 1565–1650. Deutsche Literaturgeschichte und Territorialgeschichte in frühabsolutistischer Zeit. München: C.H. Beck.
Brundin, Gudrun (2004): Kleine deutsche Sprachgeschichte. München: Wilhelm Fink.
Bürger-Koftis, Michaela & Schweiger, Hannes & Vlasta, Sandra (Hrsg.) (2010) : Polyphonie – Mehrsprachigkeit und literarische Kreativität. Wien: Praesens.
Derrida, Jacques (2016 [1996]): Le monolinguisme de l’autre ou la prothèse d’origine. Paris: Éditions Galilée.
Espagne, Michel (1999): Les transferts culturels franco-allemands. Paris: Presses universitaires de France (PUF).
Friebertshäuser, Hans (2004): Die Mundarten in Hessen. Regionalkultur im Umbruch des 20. Jahrhunderts. Husum: Husum Druck- und Verlagsgesellschaft mbH u. Co. KG.
Geisenhanslüke, Achim & Mein, Georg (Hrsg.) (2015): Schriftkultur und Schwellenkunde? Überlegungen zum Zusammenhang von Literalität und Liminalität. Bielefeld: transcript (Literalität und Liminalität 1).
Kohlmayer, Rainer (2018): Rhetorik und Translation. Germanistische Grundlagen des guten Übersetzens. Berlin u.a.: Lang.
Kremnitz, Georg (1995): Sprachen in Gesellschaften. Annäherung an eine dialektische Sprach- wissenschaft. Wien: Wilhelm Braumüller, Universitäts-Verlagsbuchhandlung Ges.m.b.H.
Lamping, Dieter (2010): Die Idee der Weltliteratur. Ein Konzept Goethes und seine Karriere. Stuttgart: Kröner.
Lebsanft, Franz & Wingender, Monika (Hrsg.) (2012): Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Ein Handbuch zur Sprachpolitik des Europarats. Berlin/Boston: De Gruyter.
Martus, Steffen (2018): Aufklärung. Das deutsche 18. Jahrhundert – Ein Epochenbild. Hamburg: Rowohlt.
Meisenburg, Trudel (1985): Die soziale Rolle des Okzitanischen in einer kleinen Gemeinde im Languedoc (Lacaune/Tarn). Tübingen: Max Niemeyer.
Kaiser, Irmtraud & Kern, Manfred & Michler, Werner (Hrsg.) (2020): Übertragen – Vermitteln – Übersetzen. Wien: Praesens.
Schlieben-Lange, Brigitte (1973): Okzitanisch und Katalanisch. Ein Beitrag zur Soziolinguistik zweier romanischer Sprachen. Tübingen: Spangenberg KG.
Schmidt, Wilhelm & Langner, Helmut (2013): Geschichte der deutschen Sprache. Ein Lehrbuch für das germanistische Studium (11. Aufl.). Stuttgart: Hirzel Verlag.
Steven G. Kellmann & Natasha Lvovich (Hrsg.) (2022): The Routledge Handbook of Literary Translingualism. Abigdon: Routledge.
Sturm-Trigonakis, Elke (2007): Global playing in der Literatur. Ein Versuch über die Neue Weltliteratur. Würzburg: Königshausen und Neumann.
Trabant, Jürgen (2012): Weltansichten. Wilhelm von Humboldts Sprachprojekt. München: Verlag C.H. Beck.
UNESCO (2010): Atlas of the World’s Languages in Danger. https://unesdoc.une-sco.org/ark:/48223/pf0000187026.
Van Parijs, Philippe (2013): Sprachengerechtigkeit für Europa und die Welt. Berlin: Suhrkamp.
Website „Polyphonie. Mehrsprachigkeit – Kreativität – Schreiben“: http://www.polypho-nie.at/?op=page&page=1ge=1.

Frontières linguistiques – langue(s) et frontière(s) : L’art de la traduction, dialecte et littérature, plurilinguisme littéraire

Les récents événements qui secouent l’Europe montrent que le concept de « frontière(s) » est toujours susceptible de susciter des conflits et des tensions. La délimitation des frontières étatiques et des communautés linguistiques offre un point d’orientation culturelle à l’individu et contribue de ce fait à l’élaboration d’une identité et d’un sentiment d’appartenance (ex. Kremnitz 1995). Puisque la frontière définit ce qui nous est familier ou étranger, elle favorise l’action d’exclure l’Autre ou de s’en servir à des fins de différenciation. À la fois moteur d’exclusion et d’inclusion, elle est marquée par la dualité d’ouverture et de repli sur soi. Les conflits actuels qui agitent l’Europe de l’Est exposent à la vue de tous et de toutes que ce n’est qu’en apparence que les frontières constituent une barrière statique et inviolable. En réalité, les frontières ainsi que les facteurs culturels et linguistiques qui les déterminent sont constamment soumis à un jeu de négociations et à diverses pressions. Ce qui, dans le contexte des études littéraires, soulève à nouveau la question des différentes formes de « liminalités » («Liminalität»; cf. «Literalität und Liminalität», 2007ff.) et amène à s’interroger sur le rôle joué par les « seuils » («Schwellen»), – une notion que Walter Benjamin distinguait clairement de celle de « frontière » (Benjamin 1982 [1927–1940], S. 618) –, pour étudier les dynamiques de périmétrage, de contamination et de transgression.

Le déplacement, la redéfinition et la dissolution des frontières sont un véritable défi sociétal qui s’accompagne généralement de différents phénomènes de crise ou d’une perte d’identité. La littérature peut alors offrir un soutien intellectuel et moral, elle permet de construire un rapport productif et esthétique à l’expérience traumatisante du franchissement des limites et des frontières.

Cette journée d’études doctorales souhaite encourager les échanges et débats internationaux et interdisciplinaires autour d’un sujet interculturel. Les contributions en langue française et allemande qui analysent les différentes manifestations du phénomène de «frontière(s)» en fonction de leur champ disciplinaire respectif (linguistique et sciences du langage, études littéraires, historiques et culturelles) seront naturellement les bienvenues. À condition qu’elles proposent une approche littéraire et/ou linguistique, les contributions consacrées aux récents débats socio-politiques et socio-économiques seront tout aussi appréciées. Il en sera de même pour les travaux qui sauront mettre à profit l’orientation historique de la linguistique, des études littéraires et des sciences culturelles pour aborder la question sensible de l’interaction des langues et des frontières à travers l’étude d’époques plus reculées. Compte tenu de l’ampleur et de la complexité que revêt l’interaction des notions de langue(s) et de frontière(s), cette journée d’étude devra s’articuler autour de trois axes thématiques précis:

- L’art de la traduction (traductologie et linguistique contrastive)
- Littérature(s) et dialecte(s) (dialectologie et littérature dialectale)
- Le plurilinguisme littéraire

L’art de la traduction

Bien qu’elle soit une activité naturelle dans la société humaine et qu’elle relève du quotidien pour de nombreuses personnes, la traduction requiert un haut niveau de spécialisation (cf. Kaiser / Kern / Michler 2020). Alors qu’ils / qu’elles sont indispensables aux échanges culturels, les traducteurs et les traductrices opèrent généralement dans l’invisibilité et dans l’anonymat. Ces inconnu.e.s se sont spécialisé.e.s dans l’art de passer, de franchir et de transgresser les frontières pour transmettre des messages d’un monde à l’autre. Cette association classique du rôle du traducteur et de la traductrice à celui du messager ou de la messagère (ex. Kohlmayer 2018) est une référence directe à Hermès, le messager des dieux, et à la notion d’herméneutique qui lui doit son nom. Cela nous rappelle que la traduction est intimement liée à la compréhension, à l’analyse et à l’étude de textes littéraires. Les traducteurs et les traductrices ne se livrent pas à un simple exercice de transposition, ils/elles vivent une expérience de transgression des limites et des frontières. Ils/elles se voient ainsi confronté.e.s aux barrières de la langue (question de la traductibilité) et aux restrictions qui sont imposées à leur liberté d’écriture par ce que l’on pourrait qualifier une « éthique de la traduction » (fidélité au texte source et aux règles de la langue cible). Ce dernier phénomène de limites et de restrictions imposées de l’extérieur soulève la question de la légitimité des différentes instances de contrôle: Quels sont les éléments concrets qui permettent d’évaluer la qualité d’une traduction? Et qui a le droit d’en juger?

À cet égard, il est important de noter que la traduction littéraire relève ce défi particulier qui consiste à étudier et à préserver la « structure secondaire » des textes littéraires (figures de style, références et associations, ambiguïtés sémantiques et polysémie, etc.) dans la langue cible (voir J. Lotman). Par ailleurs, les différentes conventions culturelles à respecter constituent une difficulté supplémentaire. Puisque l’acte même de la traduction engendre systématiquement un décalage sémantique et lexical par rapport au texte source (traduttore – traditore), le traducteur et la traductrice exercent une influence importante sur la réception de la littérature étrangère et peuvent ainsi jouer un rôle de médiateur ou de médiatrice entre deux sphères culturelles différentes (transferts culturels, Espagne 1999). Dans le contexte des défis lancés par la globalisation, les questions de traduction et de traductibilité sont devenues une partie intégrante de la diplomatie internationale. Cela démontre la présence permanente de la dimension politique de l’usage des langues et rend l’exploration des rapports entre la littérature, la traduction et la politique d’autant plus souhaitable.

Littérature(s) et dialecte(s)

La littérature dialectale ouvre un nouveau champ d’expériences linguistiques qui, en raison de l’absence de normes orthographiques strictes (cf. Schieben-Lange 1973), semble présenter moins de restrictions que la littérature en langue standard. La littérature dialectale fait appel à l’esprit d’improvisation: une langue construite émerge progressivement au fil de la lecture (voir Meisenburg 1985). Une contextualisation précise de ce phénomène qu’est la littérature dialectale saurait revivifier la question autour du prestige linguistique (voir van Parijs 2013) qui émerge bien souvent dans le cadre d’une étude comparative entre les différents idiomes. Il en ressort que le dialecte et la variante standard, ainsi que les différents dialectes entre eux, sont généralement associés à des catégories d’évaluation différentes (cf. Ammon 1983).

Il est à noter que les dialectes occupent une position intermédiaire entre la langue standard et les langues régionales (voir Braselmann 1999; Friebertshäuser 2004), ces dernières bénéficient bien souvent d’un meilleur soutien politique (grâce à la Charte européenne des langues régionales ou minoritaires; cf. Lebsanft & Wingender 2012) et social (associations qui militent pour la défense et la promotion des langues régionales). Il n’en reste pas moins que les langues régionales sont – tout comme les dialectes – menacées (cf. UNESCO 2010).

Il convient aussi de s’interroger sur l’identité des destinataires/destinatrices et sur les différents mécanismes de communication pour proposer une analyse critique de la réception d’ouvrages rédigés en dialecte (œuvres littéraires dialectales et textes contenant des passages écrits en dialecte). Il existe de nombreuses raisons qui expliquent l’usage du dialecte dans un contexte littéraire (voir Ammon 2004), il peut répondre à l’intention de refléter la réalité sociolinguistique, de donner une impression d’authenticité ou de vraisemblance, d’offrir un cadre bucolique au récit, de créer une illusion d’oralité, de mettre en évidence le statut social d’un personnage, d’enrichir la langue d’écriture par des emprunts lexicaux, de générer la sympathie du lecteur/de la lectrice ou encore de produire un effet comique. Certains textes rédigés en dialecte supposent que le lecteur ou la lectrice ait un bon niveau de langue.

Une approche historique de la littérature dialectale offre l’opportunité de se questionner sur ses origines et sa genèse (voir Brundin 2004). L’étude des dialectes transfrontaliers et des langues régionales qui constituent un continuum linguistique s’étendant au-delà de différentes frontières nationales permettrait d’inscrire dans un cadre spatio-temporel l’analyse de ce phénomène complexe. La standardisation des idiomes européens à l’époque moderne et ses effets concomitants tels que l’abandon du dialecte, la lutte contre les régionalismes, l’hypercorrection, le purisme et le séparatisme linguistique peuvent également être analysés (voir Breuer 1978). L’étude du jeu des frontières (voir Border Studies) permet aussi de s’interroger sur la fonction des différents rôles attribués aux dialectes et aux langues dans un contexte socio-politique précis. On peut alors se demander comment le tracé des frontières influence la perception et la catégorisation des différents idiomes et quelles conséquences cela entraîne pour la littérature dialectale.

Le plurilinguisme littéraire

La mondialisation, la migration et, dans une moindre mesure, les phénomènes de digitalisation et de technicisation de la société moderne, ont suscité ces dernières années un intérêt croissant pour le plurilinguisme littéraire dans le monde de la recherche universitaire. La publication d’ouvrages tels que le Routledge Handbook of Literary Translingualism (2022) prouve que ce sujet est devenu une partie intégrante et indispensable de la réflexion scientifique moderne. Mais le plurilinguisme littéraire n’est pas un phénomène nouveau, il repose sur une longue tradition. Dans certaines cultures et dans certaines classes sociales, le plurilinguisme littéraire est quelque chose de parfaitement naturel et ne constitue nullement une exception (voir Blum-Barth 2015, p.11).

Différents processus historiques tels que l’ascension et la chute des diverses langues scientifiques, vernaculaires et/ou internationales (par ex. le passage du latin aux langues vulgaires dans le milieu universitaire, cf. Schmidt/Langner 2013 / Martus 2018), la planification linguistique organisée par les académies et les sociétés philologiques, les mesures prises par des institutions universitaires et scolaires pour endiguer la diffusion des dialectes et des régiolectes (influence des réformes de Humboldt, l’organisation de l’enseignement public obligatoire) ainsi que l’interaction de différents idiomes dans les textes littéraires rédigés dans ces contextes difficiles où le plurilinguisme est une réalité quotidienne (zones frontalières, pays de la couronne, territoires colonisés, terres d’exil et communautés linguistiques minoritaires) pourront également faire l’objet d’une étude approfondie.

Puisque divers facteurs sociopolitiques et sociolinguistiques participent à la construction de l’image de soi chez les locuteurs et locutrices, il est absolument nécessaire d’étudier une langue en prenant en compte celles et ceux qui la parlent. Le plurilinguisme n’accroît pas simplement les possibilités d’identification qui s’offrent à l’individu, il peut aussi être la source de problèmes et de conflits (voir l’essai politico-historique Le monolinguisme de l’autre, Derrida 2016 [1. éd. 1994]). La littérature et les études littéraires ont cherché à s’adapter à l’environnement plurilinguistique dans lequel évolue l’Homme moderne, en témoignent le concept d’une «nouvelle littérature-monde» développé par Elke Sturm-Trigonakis (Sturm-Trigonakis 2007) dont les précurseurs sont Goethe («Weltliteratur», cf. Lamping 2010) et Rabindranath Tagore. Ce concept a cependant essuyé de nombreuses critiques, la notion anglo-américaine de Word Literature a ainsi été accusée de produire à nouveau des hégémonies (cf. Apter 2013). Le plurilinguisme recèle un potentiel poétique considérable (cf. Bürger-Koftis/Schweiger/Vlasta 2010) puisqu’il favorise la créativité et l’innovation littéraire (par ex. à travers l’emploi de néologismes) et qu’il encourage le fait d’observer le monde de manière multiperspectiviste. L’art de jongler entre différents répertoires linguistiques aiguise la conscience linguistique et éveille la sensibilité pour la poéticité de la langue. L’étude de la notion de frontière(s) offre aussi la possibilité de se consacrer aux frontière(s) établis par différentes institutions. Une attitude positive à l’égard du phénomène du plurilinguisme pourrait conduire à une réflexion critique de l’approche traditionnelle définie par les différentes philologies nationales.

La Journée d’Étude se déroulera en format hybride le vendredi 26 mai 2023 à la Maison de la Recherche de l’université Toulouse – Jean Jaurès. Les langues de la journée d’étude seront le français et l’allemand. Les participant.e.s disposeront de 20 minutes pour leur présentation qui sera suivie d'une discussion de 10 minutes. Les membres du comité d’organisation souhaitent publier les contributions dans un volume.

Les doctorant.e.s ainsi que les jeunes chercheurs et chercheuses sont invité.e.s à nous faire parvenir leur résumé de contribution d’une demi-page (max. 5000 signes, espaces, notes et bibliographie comprises) aux adresses suivantes avant le 31 janvier 2023:

E-Mail: jasmin.berger@univ-tlse2.fr
E-Mail: simone.lettner@univ-tlse2.fr
E-Mail: geronimo.groh@univ-tlse2.fr

Le budget de la Journée d’Étude ne prévoit pas la prise en charge des frais de transport de d’hébergement.

Organisationskomitee:

Jasmin Berger (Hochschule Fulda - University of Applied Sciences/Universität Toulouse - Jean Jaurès, CREG), MA MA
Geronimo Groh (Universität Toulouse - Jean Jaurès, CREG), MA
Simone Lettner (Paris Lodron Universität Salzburg/Universität Toulouse - Jean Jaurès, CREG), MA BA

Wissenschaftliches Komitee:

Prof. Dr. Matthias Klemm (Fulda Graduate Centre of Social Sciences, Hochschule Fulda)
Prof. Dr. Jacques Lajarrige (Universität Toulouse - Jean Jaurès, CREG)
Dr. habil. Hélène Leclerc (Universität Toulouse - Jean Jaurès, CREG)
Dr. Catherine Mazellier-Lajarrige (Universität Toulouse - Jean Jaurès, CREG)
Univ.-Prof. Dr. Werner Michler (Paris Lodron Universität Salzburg)

Kontakt

E-Mail: jasmin.berger@univ-tlse2.fr
E-Mail: simone.lettner@univ-tlse2.fr
E-Mail: geronimo.groh@univ-tlse2.fr

https://creg.univ-tlse2.fr/
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