Ob Facies hippocratica, Morbus Parkinson, Langerhans-Zellen oder Kocherklemme – die Verwendung von Eponymen ist in der Medizin weit verbreitet. Die Benennung von (patho-)physiologischen Mechanismen, Krankheiten, anatomischen Strukturen oder medizinischen Instrumenten nach ihren (meist männlichen) Erstbeschreibern, Entdeckern oder Erfindern besitzt eine lange Tradition. Auch Preise und Auszeichnungen medizinischer Fachgesellschaften oder Fakultäten wurden oft nach Personen benannt. Seit Ende des 20. Jahrhunderts ist der Gebrauch mancher Eigennamen in die Kritik geraten, insbesondere dann, wenn sie an Personen erinnern, die ihre Tätigkeit in einem Unrechtskontext, wie etwa (aber nicht ausschließlich) dem Nationalsozialismus, ausgeübt haben.
Im Zentrum unserer Konferenz steht eine weitere erinnerungskulturelle Praxis, die über den terminologischen Binnenraum der Medizin hinaus- und in den öffentlichen Raum hineinreicht: die Benennung von medizinischen Einrichtungen. Die Namensgebung von Krankenhäusern oder anderen Einrichtungen der Krankenversorgung wurde bisher in Deutschland wenig untersucht und hinterfragt. Schon die Datierung bereitet Schwierigkeiten. Wann wurde es hierzulande üblich, Krankenhäuser oder Stationen nach Personen zu benennen? Welche Akteure stießen die Namensgebung an und aus welchen Gründen? Lassen sich bestimmte Muster oder Konjunkturen in der Benennungspraxis erkennen? Und schließlich aus aktueller und zugleich normativer Perspektive: Wie ist damit umzugehen, dass die mit der Benennung geehrte Person den gewandelten Maßstäben nachfolgender Generationen mitunter nicht mehr genügt?
Zu diesen Fragen der Erinnerungskultur im deutschen Gesundheitswesen und in der deutschen Krankenhauslandschaft sind lokale Fallstudien ebenso wie übergreifende Analysen erwünscht. Interessierte Kolleginnen und Kollegen sind herzlich eingeladen, Vorträge (20 min. Vortrag/10 min. Diskussion) zu präsentieren. Die Publikation geeigneter Beiträge ist geplant.
Bitte senden Sie ein Abstract mit nicht mehr als 250 Wörtern sowie einen kurzen CV bis zum 15. Juli 2023 an das Sekretariat: geschichte.ethik@uk-halle.de (Tel.: 0345/557-3550).
Die Entscheidung über die Auswahl der eingereichten Vorschläge sowie die Information an die Bewerberinnen und Bewerber erfolgen bis zum 31. Juli 2023.
Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!
Tagungsleitung: Prof. Dr. Florian Bruns, Dresden/Dr. Christian König, Halle (Saale)