Die Wechselwirkungen zwischen Politik und Religion während des Kalten Krieges haben tiefgreifende historische. gesellschaftliche und theologische Implikationen. Diese auf vielen Ebenen dynamische Ära beeinflusste nicht nur geopolitische Beziehungen, sondern prägte auch die Entwicklung von Kirchen und anderen religiös determinierten Entitäten selbstredend auf globaler, aber vor allem auch auf und lokaler Ebene.
Protagonist:innen, Entitäten und Netzwerke im Feld religiöser Akteure gelten für die 2. Hälfte des vergangenen Jahrhunderts im Kontext des Kalten Kriegs im Besonderen als solche, die in sozialen, kulturellen und ethischen Belangen der Zeit ihre Tätigkeitsfelder fanden.
Ihnen eigen war zunächst ein analytischer Zugriff auf die relevanten gesellschaftlichen Kontexte und somit eine eigene Perspektive auf die Zeichen der Zeit aus der heraus versucht wurde, Lösungsansätze zur Überwindung ideologischer Grenzen, einer möglichen Verbesserung der Lebensbedingungen der Gläubigen und in jedem Fall dem Schutz der Existenz menschlichen Daseins zu entwickeln. In diesem Zusammenhang war z.B. die „Bewahrung der Schöpfung“ als theologische Perspektive und Aufgabe erkennbar und immer wieder eine tragende Säule im Handlungsfeld religiöser Akteure. Dabei war in kirchlichen oder im nicht hierarchisierten religiösen Räumen, sowohl im internationalen diplomatischen Raum, aber auch im lokalem Wirkungsbereich, dem Alltag vor Ort erkennbar, dass in dem „halbe Jahrhundert Kalter Krieg“ religiöse Entitäten und Netzwerke, vordergründig eine neutralere, politisch ungebundenere und moderierende Rolle einzunehmen bereit waren. Sie agierten vordergründig unabhängiger als staatliche, politische eingebundene Akteure der Zeit konnten und waren so beispielsweise wichtige Partner in der Entstehung und im Verlauf des KSZE-Prozesses.
Diesem weiten Feld aus Forschungsthemen widmet sich ReCoNet („Religion and Cold War Network“), ein Netzwerk verschiedener internationaler Universitäten (Bielefeld, Fribourg, Helsinki, Lund, Cagliari, Salzburg, Villanova). Wir laden Forscher:innen dazu zur dritten Folgekonferenz in Salzburg ein, ihre Beiträge zu dieser internationalen Konferenz über „Religion im Kalten Krieg“ einzureichen, um ein umfassendes Verständnis dieses Themas, mit seinen Wechselwirkungen zwischen Kirchen / Religionen und Gesellschaft, Politik und Diplomatie zu evozieren und zu vertiefen.
Die Konferenz zielt darauf ab, eine ausgewogene Perspektive im ökumenischen Sinne zu bieten und die verschiedenen Akteure auf internationaler und lokaler Ebene zu beleuchten. Beiträge zu folgenden Themen sind eingeladen, ohne darauf beschränkt zu sein:
Internationale Perspektiven: Untersuchung der Rolle von religiösen Akteuren in global-politischen, sozialen und kulturellen Kontexten während des Kalten Krieges.
- Wie haben religiöse Akteure auf politische Dynamiken der Zeit reagiert, und wie haben religiöse Entitäten zur Gestaltung internationaler Beziehungen beigetragen?
- Welche diplomatische, kirchenpolitische aber auch theologische Problemlösestrategien wurden entwickelt und umgesetzt, um die Bedrohungen der Systemauseinandersetzungen zu minimieren?
- Welche Handlungsstrategien und -konzeptionen, aber auch welche Leerstellen waren in der Epoche des Kalten Krieges erkennbar?
Ökumenische Dimensionen: Analyse der Zusammenarbeit, Konflikte und Vermeidung zwischen verschiedenen christlichen Konfessionen sowie in interreligiösen Beziehungen während des Kalten Krieges.
- Welche ökumenischen / interreligiösen Initiativen haben die politische Landschaft geprägt?
- Welche ökumenischen/interreligiösen Initiativen haben beigetragen, die (kirchen-)politischen Ziele der Akteure zu erreichen?
- Welche Problemlagen, Konflikte und Vermeidungsstrategien im Umgang andersreligiöser Partner waren erkennbar relevant?
Lokale Konnotation: Untersuchung der Auswirkungen des Kalten Krieges auf lokale Kirchen und religiöse Entitäten vor Ort.
- Welche Akteure, waren Wie? vor Ort erkennbar?
- Welche Rezeptionsmöglichkeiten, -strategien, -konzepte wurden gewählt, um Zugriff auf die alltäglichen Relevanzen des Kalten Kriegs vor Ort zu erhalten?
- Welche lokalen Initiativen sind aus der Rezeption des Kalten Krieges in lokalen Umfeldern entstanden?
Frauen als Akteurinnen: Betrachtung der Rolle von Frauen in religiös-politischen Kontexten während des Kalten Krieges.
- Wie haben Frauen dazu beigetragen, politische Ereignisse aus dem religiösen Raum heraus zu beeinflussen?
Wir ermutigen Forscher:innen ihre Vorschläge einzureichen, um einen breiten und interdisziplinären Dialog zu fördern. Die Konferenz strebt an, eine Plattform für die Präsentation von Forschungsergebnissen, den Austausch von Ideen und die Schaffung neuer Erkenntnisse zu bieten.
Zudem sind Studierende im Masterstudium aufgefordert, sich mit etwaigen Forschungsthemen / Masterarbeitsthemen zu bewerben. Bei genügenden Einreichungen ist ein Panel für interessierte Studierende im Sinne der Darstellung von Werkstattberichten zu den eingereichten Forschungs-/Abschlussarbeitsthemen und deren Diskussion mit etablierten Forscher:innen vorgesehen.
Eine Veröffentlichung der Beiträge wird gleichsam angestrebt, wie die Ermöglichung von Reisekostenzuschüssen