Politische Aufklärung. Halle als Ort der Unruhe im späten 18. Jahrhundert

Politische Aufklärung. Halle als Ort der Unruhe im späten 18. Jahrhundert

Veranstalter
Prof. Dr. Elisabeth Décultot, Prof. Dr. Martin Mulsow und Dr. Dirk Sangmeister
Veranstaltungsort
Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA)
PLZ
06110
Ort
Halle (Saale)
Land
Deutschland
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
23.05.2024 - 24.05.2024
Von
Johanna Wildenauer, Philosophische Fakultät II, Germanistisches Institut, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Die Tagung verfolgt das Ziel, neben den prominenten Vertretern der Hallenser Spätaufklärung deren weniger bekannte Mitstreiter in den Blick zu nehmen. Schwerpunktmäßig betrachtet werden dabei die breiteren intellektuellen Netzwerke der Zeit, die Sonderstellung Halles innerhalb der preußischen Radikalaufklärung sowie die individuellen Verbindungen nach Frankreich und die damit verbundenen Kanäle des Ideentransfers.

Politische Aufklärung. Halle als Ort der Unruhe im späten 18. Jahrhundert

Halle befand sich am Ende des 18. Jahrhunderts in einer spannungsgeladenen Position zwischen zwei gegensätzlichen Polen: auf der einen Seite Berlin bzw. Potsdam unter der Regierung Friedrich Wilhelms II., auf der anderen Paris mit den weltbewegenden Ereignissen der Französischen Revolution.

Während an der Hallenser Universität ganz überwiegend Professoren lehrten, die zwar dem Rationalismus zuneigten, aber Distanz zu den politischen Umwälzungen in Frankreich bekundeten (u.a. Johann Salomo Semler, Johann August Nösselt, Ludwig Heinrich Jakob, Johann Reinhold Forster, Friedrich August Wolf und Johann August Eberhard), formierte sich zeitgleich eine Gruppe von radikalen Akteuren, die sich an der Universität nicht etablieren konnten, aber dennoch in der Stadt blieben: Carl Friedrich Bahrdt und Friedrich Christian Laukhard waren die namhaftesten Vertreter dieser losen Gruppe, ferner der peregrinierende Skribent Christian Wilhelm Kindleben, der angehende Publizist Karl Spazier und als hintergründige Schlüsselfiguren der Verleger und Leihbibliothekar Franz Heinrich Bispink sowie der Musiker Johann Friedrich Reichardt, der u.a. aufgrund seiner offen artikulierten Revolutionsbegeisterung seine Stelle als Hofkapellmeister in Berlin verloren hatte. Diese und weitere nicht notwendigerweise befreundete, doch miteinander bekannte und teilweise durch gemeinsame Arbeiten verbundene Personen machten Halle im ausgehenden 18. Jahrhundert sowohl zu einem Treffpunkt für subversive Literaten, Gelehrte, Musiker und Geheimbündler als auch zu einem Ort der latenten Unruhe, in dem viele Facetten der Spätaufklärung aufblitzten.

Die Tagung verfolgt das Ziel, neben den prominenten Vertretern der Hallenser Spätaufklärung deren weniger bekannte Mitstreiter in den Blick zu nehmen. Schwerpunktmäßig betrachtet werden dabei die breiteren intellektuellen Netzwerke der Zeit, die Sonderstellung Halles innerhalb der preußischen Radikalaufklärung sowie die individuellen Verbindungen nach Frankreich und die damit verbundenen Kanäle des Ideentransfers.

Programm

Donnerstag, 23. Mai 2024

13.30 – 14.00 Uhr
Eröffnung der Tagung und Einführung
Elisabeth Décultot (Halle), Martin Mulsow (Gotha), Dirk Sangmeister (Jena)

14.00 – 15.30 Uhr
Moderation: Elisabeth Décultot (Halle)

Iwan-Michelangelo D’Aprile (Potsdam): Saul Ascher: Radikaler Aufklärer und erster jüdischer Doktor der Philosophie an der Universität Halle

Sonja Asal (Halle): Ludwig Heinrich von Jakob (1759-1827) zwischen Widerstandsrecht, republikanischer Tugend und politischer Ökonomie

15.30 – 16.00 Uhr Kaffeepause

16.00 – 17.30 Uhr
Moderation: Dirk Sangmeister (Jena)

Martin Mulsow (Gotha): Ein Ex-Franziskaner als verdeckter Radikalaufklärer: Franz Heinrich Bispink

Falk Wunderlich (Halle): Karl Spaziers ‚Antiphädon‘ im Kontext des deutschen Materialismus

Freitag, 24. Mai 2024

9.00 – 11.15 Uhr
Moderation: Martin Mulsow (Gotha)

Arne Klawitter (Tokio): Standhaft bis in den Tod. Ludwig August Unzer: Ein heimlicher Freigeist im Spiegel des Briefromans „Die Geschichte der Brüder des grünen Bundes“

Mischa von Perger (Neusäß): Fragmenta Psychologico-Moralia (1784): Franz Heinrich Bispinks Version eines „Trosts durch die Philosophie“

Sebastian Abel (Halle): Religionskritik als ‚medicina mentis‘? Karl Spazier zwischen Tschirnhaus und Wittgenstein

11.15 – 11.45 Uhr Kaffeepause

11.45 – 13.15 Uhr
Moderation: Daniel Weidner (Halle)

Anett Lütteken (Zürich/Bern): Anekdoten für „enthusiastische Freiheitsfreunde“: Johann Friedrich Reichardt und die Welt der Politik

Oliver Bach (München): „Bonaparte ist der Abgott dieser undeutschen Leute“: Revolution und politische Theologie bei Friedrich Christian Laukhard (1801) und Johann Friedrich Reichardt (1804)

13.15 – 14.30 Uhr Mittagspause

14.30 – 16.00 Uhr
Moderation: Elisabeth Décultot (Halle)

Nikolas Immer (Braunschweig): Zur Nachahmung empfohlen? Friedrich Samuel Mursinnas aufklärerische Biographistik

Dirk Sangmeister (Jena): Totgesagte schreiben länger. Der vagierende Skribent Christian Wilhelm Kindleben

Anschließend: Abschlussdiskussion

Kontakt

Johanna Wildenauer (johanna.wildenauer@germanistik.uni-halle.de)

https://www.izea.uni-halle.de/veranstaltungen/detail/politische_aufklaerung_tagung_halle_.html
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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