Geliebt und verhasst, bewundert und geschmäht, verschwunden und erinnert: Wo sich heute das Humboldt Forum befindet stand einst der Palast der Republik, Repräsentationsbau politischer Macht in der DDR.
Mit dem Programm Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart widmet das Humboldt Forum in Berlin diesem verschwundenen Ort einen Jahresschwerpunkt und reflektiert damit die eigene Existenz und Vorgeschichte sowie die öffentlich diskutierte Frage, warum der Palast der Republik abgerissen und an seiner Stelle das Humboldt Forum errichtet wurde – in der Anmutung des barocken Schlosses und in Teilen über der im Untergrund original erhaltenen Betonfundamentierung des Palastes.
Einladung zum Diskurs
Warum der Titel „Der Palast der Republik ist Gegenwart“? Weil die Fragen, die der Bau, der Betrieb und der Abriss des Palasts aufwarfen, auch heute noch viele Menschen bewegen. Das Programm thematisiert Verlust, Unterdrückung, Freiräume, Teilhabe und Transformation und umfasst eine große Sonderausstellung, eine Theaterproduktion, vielfältige Veranstaltungen, Workshops und digitale Angebote sowie eine umfangreiche Buchpublikation.
Sonderausstellung
Die Ausstellung Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart macht ab 17. Mai 2024 auf 1.300 Quadratmetern Geschichte und Gegenwart des Palastes erlebbar. Zu sehen sind Objekte aus und zum Palast, Zeichnungen, Fotografien und Plakate, Audio- und Videointerviews aus dem Projekt „Erinnerungsarbeit im Humboldt Forum“ und partizipative Angebote.
Die Ausstellung widmet sich den verschiedenen Phasen des Gebäudes: von seiner Planung und Errichtung (1973-1976) über seine Nutzung als politisch-kulturelles Mehrzweckgebäude der DDR, seine Bedeutung als Sitz der ersten frei gewählten Volkskammer bis hin zur Zwischennutzung und dem 2008 vollendeten Abriss in der Bundesrepublik Deutschland. Zahlreiche Kunstwerke, Entwürfe und Ausstattungsstücke aus dem Palast der Republik veranschaulichen die verschiedenen Nutzungen des Hauses, darunter Fragmente der Skulptur Gläserne Blume sowie das Gemälde Die Rote Fahne von Willi Sitte.
Ausgangspunkt ist die Begegnung mit dem verschwundenen Ort, der noch als Leerstelle für viele Menschen ein bildmächtiges Symbol für das Ende der DDR ist. Der Abriss des Palastes steht für viele Menschen stellvertretend für den Umgang der Bundesrepublik mit dem DDR-Erbe und seinen Menschen, die Verlusterfahrungen genauso wie Ab- und Entwertung der eigenen Biografie erlebten. Für andere wird der Abriss als ein Akt der Befreiung vom Staat DDR und seinem diktatorischen Wirken gesehen, manche stehen dem Abriss gleichgültig gegenüber. Die Ausstellung zeigt via zahlreicher Interviews die Perspektiven von Menschen, die im Palast gearbeitet haben, die ihn besucht oder bewusst gemieden haben. Dabei kommen prominente und bislang ungehörte Stimmen zu Wort.
Familien mit Kindern ab 4 Jahren können mit einem Kinderheft auf spielerische Art und Weise die Themen der Ausstellung erkunden. Anhand von einfachen Erläuterungen, Such- und Kreativaufgaben lenkt es die Aufmerksamkeit gezielt auf Exponate. Mit dem Kreativbogen können sie eine Erinnerungsbox gestalten, die sie anschließend mit nach Hause nehmen.