Antisemitismus der Gebildeten. Sozialgeschichtliche Fallstudien

Antisemitismus der Gebildeten. Sozialgeschichtliche Fallstudien

Veranstalter
Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow
Veranstaltungsort
Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow/Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
PLZ
04103
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
17.10.2024 - 06.02.2025
Von
Julia Roos, Wissenschaftskommunikation, Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur - Simon Dubnow

Das Forschungskolloquium des Dubnow-Instituts im Wintersemester geht in sechs Vorträgen der Frage nach dem Antisemitismus der Gebildeten nach. Im Zentrum steht dabei weniger die Ideologiegeschichte des Ressentiments; stattdessen werden sozialhistorische und institutionengeschichtliche Fallbeispiele aus Berlin und Prag diskutiert sowie die individuellen und institutionellen Reaktionen jüdischer Zeitgenossen, die die akademische Judenfeindschaft abzuwehren versuchten.

Antisemitismus der Gebildeten. Sozialgeschichtliche Fallstudien

Universitäten und Wissenschaften galten im frühen 19. Jahrhundert als ein Symbol jüdischer Emanzipationshoffnungen, selbst zu Zeiten, als persönlicher Erfolg und Aufstieg im akademischen Milieu für jüdische Gelehrte keineswegs die Regel waren. Im Deutschen Reich kamen zu den »leisen« Hürden der Diskriminierung in Berufungen »laute« Ausgrenzungen und aggressive Anfeindungen hinzu, sowohl in Studentenverbindungen als auch durch Professoren. Der Aufsatz »Unsere Aussichten« (1879) des Berliner Historikers Heinrich von Treitschke markiert diesen Umschlagpunkt von korporativen Vorbehalten und berufsständischer Distanz zu öffentlichen Schmähungen und einem neuen Antisemitismus. Der jüdische Historiker Arthur Rosenberg bezeichnete 1930 diesen neuen Diskurs, mit dem Juden kollektiv angegriffen und pauschalen Verdächtigungen ausgesetzt wurden, als »Universitätsantisemitismus«. Mit seinem Buch »Hitler’s Professors. The Part of Scholarship in Germany’s Crimes against the Jewish People« (1946) zog der Sprachwissenschaftler Max Weinreich unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust eine düstere Bilanz dieser deutschen Entwicklung, in der sich Wissenschaftler aller Fachrichtungen und die Institution der Universität selbst in den Dienst der Nazis gestellt hatten.

Programm

Donnerstag, 17. Oktober 2024, 17.15 Uhr, Dubnow-Institut
Mathias Berek
Zuversicht und Enttäuschung: Moritz Lazarus‘ Antwort auf den akademischen Antisemitismus im späten 19. Jahrhundert

Donnerstag, 28. November 2024, 17.15 Uhr, Dubnow-Institut
Martha Keil
Der Mediävist Samuel Steinherz (1857 Güssing – 1942 Theresienstadt) und die »Affäre« um sein Rektorat an der Karls-Universität in Prag 1922

Donnerstag, 12. Dezember 2024, 17.15 Uhr, SAW Leipzig
Shulamit Volkov
Gelehrter Antisemitismus: Spannung und Kontroverse im Zeitalter der Emanzipation

Donnerstag, 16. Januar 2025, 17.15 Uhr, Dubnow-Institut
Werner Treß
Die Ursprünge der modernen Judenfeindschaft im Kontext der deutschen Nationalbewegung 1813 bis 1819

Donnerstag, 23. Januar 2025, 17.15 Uhr, Dubnow-Institut
Horst Junginger
Max Weinreich reconsidered: Hitlers Professoren – vor und nach 1945

Donnerstag, 6. Februar 2025, 17.15 Uhr, Dubnow-Institut
Alexander Friedman
Eduard Goldstücker und der akademische Antisemitismus im Osten Europas in den späten 1960er Jahren

Anmeldung
Um Anmeldung zur Vortragsreihe wird gebeten. Mehr auf https://www.dubnow.de/

Einzelne Vorträge werden über Zoom gestreamt. Für eine digitale Teilnahme ist eine Anmeldung nicht erforderlich.

Kontakt

Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow
Goldschmidtstraße 28
04103 Leipzig
+49 341 21 735 50
sekretariat@dubnow.de

https://www.dubnow.de/veranstaltung/antisemitismus-der-gebildeten-1