Ziel der Reihe ist es zum einen, literarische Texte zu präsentieren, die einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis gegenwärtiger kultureller, politischer und sozialer Debatten leisten. Kapitelmans Roman z.B. adressiert Themen wie den Zustand postsowjetischer Gesellschaften, jüdische Identität, Migrationserfahrung oder Altersdemenz. Zum anderen bringt die Reihe Literaturschaffende, Stadtgesellschaft und Forschende an der Universität miteinander ins Gespräch: Die Reihe, die ab jetzt immer im Wintersemester stattfinden wird, lädt Literaturinteressierte und solche, die es werden wollen, zur Lektüre des ausgewähltenliterarischen Textes sowie zur Diskussion über diesen Text und zum Gespräch mit dem oder der Autor:in ein.
Die Veranstaltungsreihe umfasst neben einem literaturwissenschaftlichen Seminar und einer interdisziplinären Vortragsreihe, in der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Bielefeld mit den Teilnehmenden über im Text verhandelte Gegenwartsthemen diskutieren, auch die Begegnung mit dem jeweiligen Autor bzw. der jeweiligen Autorin in Form von Autor:innenlesungen und -gesprächen. Die Reihe wird von Dr. Mareike Gronich und Prof. Dr. Claudia Hillebrandt vom Fachbereich Germanistik kuratiert und von der Universität und der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft finanziell unterstützt.
Über das Buch
Eine Formalie in Kiew ist die ergreifende Geschichte einer Familie, die einst voller Hoffnung in die Fremde zog, um ein neues Leben zu beginnen, und nun vor einem Haufen Katzen und einer mysteriösen Krankheit steht. Erzählt mit dem bittersüßen Humor eines Sohnes, der stoisch versucht, Deutscher zu werden. Dmitrij Kapitelman kann besser sächseln als die Beamtin, bei der er den deutschen Pass beantragt. Nach 25 Jahren als Landsmann, dem Großteil seines Lebens. Aber der Bürokratie ist keine Formalie zu klein, wenn es um Einwanderer geht. Frau Kunze verlangt eine Apostille aus Kiew. Also reist er in seine Geburtsstadt, mit der ihn nichts mehr verbindet außer Kindheitserinnerungen. Schön sind diese Erinnerungen, warten doch darin liebende, unfehlbare Eltern. Und schwer, denn gegenwärtig ist die Familie zerstritten. Bis das Schicksal sie in Kiew wieder zusammenführt.
Über den Autor
Dmitrij Kapitelman, 1986 in Kiew geboren, kam im Alter von acht Jahren als »Kontingentflüchtling« mit seiner Familie nach Deutschland. Er studierte in Leipzig und absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München. Heute arbeitet er als freier Journalist unter anderem für das Zeit-Magazin. 2016 erschien sein erstes, erfolgreiches Buch ‚Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters‘. ‚Eine Formalie in Kiew‘ (2021) ist sein zweiter Roman. Kapitelman schreibt außerdem Erzählungen. Zuletzt erschien ‚Die 13 toten Nachbarinnen‘ in der von Dana von Suffrin herausgegebenen Anthologie ‚Wir schon wieder – 16 jüdische Erzählungen‘.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Die Veranstaltungsorte sind die Universität Bielefeld und die Wissenswerkstadt Bielefeld. Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenlos.