Kinder in den Großstädten seit dem Mittelalter bis zur Industrialisierung. 29. Internationale Tagung des Archivs der Hauptstadt Prag und des Instituts für Internationale Studien der Karls–Universität Prag

Kinder in den Großstädten seit dem Mittelalter bis zur Industrialisierung. 29. Internationale Tagung des Archivs der Hauptstadt Prag und des Instituts für Internationale Studien der Karls–Universität Prag

Veranstalter
Archiv der Hauptstadt; Institut für Internationale Studien der Karls-Universität Prag
Veranstaltungsort
Ort
Prag
Land
Czech Republic
Vom - Bis
12.10.2010 - 13.10.2010
Deadline
15.04.2010
Von
Olga Fejtova

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

wir möchten Sie hiermit zu unserer jährlichen wissenschaftlichen Tagung zur vergleichenden Städtegeschichte einladen. In Fortsetzung unserer Tradition soll ein weiteres Thema aus der Geschichte Prags in Komparativperspektive beleuchtet werden, diesmal die Kinder in den Großstädten seit dem Mittelalter bis zur Industrialisierung.

„Stadtluft macht frei“ – aber dachte man dabei auch an Kinder? Die Tagung will diese Frage für die vorindustrielle Zeit stellen, vor der Hälfte des 19. Jahrhunderts, bevor sich schrittweise moderne Ansichten über Kinder durchsetzten: Aus den oft vorzeitig gestorbenen, kleinen Erwachsenen wurde nun eine spezifische, zunehmend betreute Menschsorte, die man allmählich aus den Räumen und dem Arbeitsrhythmus der erwachsenen Bevölkerung ausgrenzte. Zugleich wurden Kinder zum Objekt eines gezielten Schutzes, der Fürsorge und der Pädagogisierung. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert erleben wir sogar eine Art gesellschaftliche und private Kindesanbetung. Die Tagung interessiert sich aber für den Zeitraum der "harten" Kinderbehandlung.
Wir wollen danach fragen, wie das Leben von Kindern, die bis ins 19. Jahrhundert einfach für kleine Erwachsene gehalten wurden, aussah – und zwar in der überwiegend bebauten, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Großstadt. Gab es „Kindheitsräume“ in diesen Städten, respektive in den einzelnen Häusern und Häuserkomplexen? Deuten die Quellen schon für die erwähnte Epoche darauf hin, dass man über typische „Räume zum Spielen“ und „Erfahrungsräume“ für Kinder sprechen kann? Oder findet man in den Städten „verbotene Räume“ für Kinder? Es gilt zu klären, was wir über das Kinderleben im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Prag, und allgemein in europäischen Großstädten wissen, und ob das mehr ist als bloße Auskünfte über Mortalität und Behandlung der Kinder im Stadtrecht (etwa bei Vormundschaften und Nachlässen). Weiß man z. B. etwas Konkretes über Kinder im Zusammenhang mit Feiern und (nicht nur kirchlichen) Übergangsritualen, von der Kindheit zur Jugend respektive zum Erwachsensein? Was kann man den Auskünften über das Alltagsleben von Kindern in städtischen Lateinschulen, in Kloster- und Chorkollegien und über ihre Lebensbedingungen in diesen Institutionen entnehmen?
Es geht uns dabei nicht nur um die faktischen Befunde, sondern auch um einen Überblick, welche archäologischen, bildlichen und schriftlichen Quellen überhaupt für die systematische Erforschung des Kinderlebens in den Großstädten der erwähnten Epoche zur Verfügung stehen. Gab es so etwas wie einen zeitgenössischen Konsens über die Belange dieser spezifischen Altersschicht, die zugleich eine eigene Kulturgruppe war, und an dem man die Quellen messen kann? Stehen uns für das mittelalterliche und frühneuzeitliche Prag, respektive allgemein für die Großstädte dieser Epoche nähere Angaben zu Arbeitsordnungen für Kinder, zur Arbeitslast und auch zu den Bedingungen der Kinderarbeit zur Verfügung? Wie unterscheiden sich quantitativ und qualitativ Quellendaten für städtische Adelskinder, für Bürgerkinder und Kinder aus den armen Schichten? Muss man darüber mit den Methoden und dem Fragenkatalog zu den genannten Sozialschichten arbeiten, und ob und wie werden diese von der Kinderproblematik überlagert bzw. überformt?
Das Ziel der Tagung, die vom Archiv der Hauptstadt Prag in Zusammenarbeit mit dem Institut für internationale Studien der Karls-Universität Prag ausgerichtet wird, liegt darin, nicht nur eine Zusammenfassung aktueller Kenntnisse der Kinderproblematik in Großstädten anzubieten, sondern vor allem, Kinder im Großstadtgebiet als Forschungsthema der Komparativperspektive zu erschliessen. Deswegen sind auch allgemeine Beiträge mit Methoden- oder Quellenthematik willkommen, wenn sie mit das Großstadtmilieu vom 13. bis zum frühen 19. Jahrhundert behandeln.

Wir bitten Interessenten, den geplanten Titel ihres Referats zusammen mit einem ca. halbseitigen Abstract an die untenstehende Adresse einzureichen.

Die Tagungsorganisatoren behalten sich vor, eine Auswahl unter den eingesandten Vorschlägen zu treffen. Die Unterkunft der ausländischen Referenten in Prag wird von den Organisatoren übernommen. Es wird kein Tagungsbeitrag erhoben. Tagungssprachen sind vorläufig Tschechisch, Deutsch und Englisch. Die Länge der Beiträge umfasst 20 Minuten. Die Referate werden vollständig im Konferenzsammelband Documenta Pragensia veröffentlicht.

Tagungsort: Prag

Deadline : 15. April 2010

Im Namen der Organisatoren

Doz. Dr. Václav Ledvinka, CSc.
Prof. Dr. Jiří Pešek, CSc.

Programm

Kontakt

Olga Fejtova

Archiv hlavního města Prahy, Archivní 6, CZ 149 00 Praha 4
Tschechische Republik
00420236004037
00420236007101
Olga.Fejtova@cityofprague.cz

http://www.ahmp.cz/eng/index.html