Die öffentliche Diskussion über die Forschungs- und Förderstrukturen an Schweizer Universitäten hat sich in letzter Zeit intensiviert. Im Mittelpunkt steht die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses. Während es Schweizer Hochschulen nach wie vor gut gelingt, Nachwuchsstellen mit Forschern aus dem Ausland, vor allem aus Deutschland, zu besetzen, schaffen sie es zusehends schlechter, Talente aus ihrer eigenen Studentenschaft für einen akademischen Karriereversuch zu gewinnen. Dabei stellt sich die Problemlage in den Geistes- und in den Naturwissenschaften unterschiedlich dar. Entsprechend werden verschiedene Faktoren verantwortlich gemacht: eine unattraktive und ineffiziente Doktorandenförderung (vor allem in den Sozial- und Geisteswissenschaften), finanziell verlockende Arbeitsbedingungen in der freien Wirtschaft (vor allem in den Wirtschafts-, Technik- und Naturwissenschaften), generell eine im internationalen Vergleich zu unsichere Laufbahnplanung und – nicht zuletzt – eine zu hierarchische und unbewegliche Universitätsstruktur.
Die bisherige Diskussion hat gezeigt, dass es einfacher ist, universitäre Schwachstellen zu identifizieren als Lösungsansätze zu formulieren. Aus diesem Grund veranstalten das Zentrum »Geschichte des Wissens« und der Tages-Anzeiger gemeinsam eine Podiumsdiskussion an der ETH Zürich, an der führende Exponenten, Experten und Kritiker zusammenkommen. Zur Debatte stehen unter anderem folgende Fragen:
- Müssen Schweizer Hochschulen ihren Studierenden überhaupt attraktive Forschungsperspektiven bieten, oder genügt es, wenn sie talentierte Forscher und Forscherinnen, die im Ausland studiert haben, anziehen können? Haben Wissenschaft und wissenschaftliche Laufbahn womöglich ein zu schlechtes Ansehen in der Gesellschaft?
- Wie stellen sich die Probleme in den Geistes- und in den Naturwissenschaften dar? Mit welchen Reformen können die Förderstrukturen und Arbeitsbedingungen vor und nach dem Doktorat in den verschiedenen Fachbereichen attraktiver und forschungsfreundlicher gestaltet werden?
- Welche Anregungen können Schweizer Universitäten aus den Arbeitsbedingungen und Forschungsstrukturen ausländischer Spitzenuniversitäten beziehen? Ist das britische und amerikanische Modell brauchbar, oder sollten ganz neue Wege beschritten werden?