Workshop mit Prof. Dr. Stephan Kammer (Ludwig-Maximilians-Universität München) im Rahmen eines Gastaufenthalts am Zentrum "Geschichte des Wissens" (ETH & Universität Zürich)
10:15-17:00 Uhr
Thema des Workshops sind zwei ungefähr gleichzeitig in den 1960er Jahren erarbeitete Versuche, Technikgeschichte als Inventionsgeschichte jenseits der Matrix datierbarer Ereignisse zu schreiben. Beide Versuche – Hans Blumenbergs Überlegungen zu einer ›Geistesgeschichte der Technik‹ und Gilbert Simondons Vorlesungen zu ›Imagination et invention‹ (1964/65) und ›L’invention et le développement des techniques‹ (1968/69) – teilen das Geschick einer späten und postumen Veröffentlichung (Blumenberg 2009; Simondon 2008; Simondon 2005). Bei aller Unterschiedlichkeit des methodischen Zugangs treffen sich die beiden Ansätze in zwei zentralen Punkten – erstens darin, dass sie als Bezugskern ihrer Argumentation ein dezidiert anthropologisch zugeschnittenes Verständnis von Erfindung setzen, und zweitens darin, dass die Anthropologisierung der Technik dann doch nicht das letzte Wort hat. Der Technik wird eine Eigenlogik zuge-standen, die bei Blumenberg historisch hergeleitet, bei Simondon im Begriff des ›objet technique‹ gefasst wird. Ziel des Workshops ist es, den historischen Ort und den systematischen Status der beiden Modelle zu bestimmen sowie nach der Aktualität der beiden Ansätze zu fragen.