Die Aufnahme des »Blauen Planeten« - die neue Perspektive auf die Erde, von außen betrachtet – ist eines der einflussreichsten Bilder der Geschichte. Es prägt seit den späten 1960er-Jahren mehr als jede andere Abbildung die populäre Vorstellung vom Zeitalter des »Systems Erde« und der Globalisierung, von der weltumspannenden Netzwerkgesellschaft bis hin zur heutigen Klimadiskussion. Als Essay aus künstlerischen Positionen und kulturhistorischen Materialien befragt die Ausstellung die Übertragung ökologisch-systemischer Konzepte auf Gesellschaft, Politik und Ästhetik.
Lotet die Ausstellung als eine der ersten die Geschichte des Fotos vom »Blauen Planeten« aus, reflektiert sie auch umfassend die Wirkungsmacht des »Whole Earth Catalog«. Steve Jobs bezeichnete diese Publikation als analogen Vorläufer von Google: Der »Whole Earth Catalog« erschien erstmals 1968, ins Leben gerufen von Stewart Brand,dem späteren Erfinder des Begriffs »Personal Computer«. Ein Sammelsurium nützlicher Utensilien für die Zukunft sollte es werden, das eine Allianz schuf zwischen Hippies und Kybernetikern, zwischen Natur-Romantikern und Technologie-Verehrern, zwischen Psychedelia und Computerkultur. Sie alle einte die Sorge um das »System Erde«. Diesen Gegenkulturen im Kalifornien der 1960er- und 1970er-Jahre gehen die Kuratoren Anselm Franke und Diedrich Diederichsen auf die Spur. Sie reflektieren die vielfältigen politischen, ideologischen und popkulturellen Impulse für eine Umweltbewegung und den Aufstieg digitaler Netzwerk-Kultur. Wie kommt es, dass politische Konfliktlinien neutralisiert wurden? Welcher Weg führt von Ökologie und Kybernetik zum System- und Selbstmanagement der kapitalistischen Netzwerkgesellschaft?
Mit Arbeiten von Ant Farm, Eleanor Antin, Martin Beck, Erik Bulatov, Angela Bulloch, Öyvind Fahlström, Jack Goldstein, Nancy Holt und Robert Smithson, Philipp Lachenmann, David Lamelas, Sharon Lockhart, Adrian Piper, Robert Rauschenberg, Josef Strau, Suzanne Treister, Bruce Yonemoto und anderen
Die Konferenz The Whole Earth verhandelt vom 21. bis 22. Juni "Kalifornien: von Öko-Psychedelia zum Internet-Neoliberalismus".
Die Ausstellung wird durch ein Vermittlungsprogramm begleitet sowie durch eine Publikation, die zur Konferenz im Buchhandel erhältlich ist.
Kuratiert von: Diedrich Diederichsen und Anselm Franke
The Whole Earth. Kalifornien und das Verschwinden des Außen wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds.
Medienpartner: tip, taz – die tageszeitung, De:Bug