Migration und Mobilität im ländlichen Raum seit 1945 / Jahrbuch für Geschichte des ländlichen Raumes 2014

Migration und Mobilität im ländlichen Raum seit 1945 / Jahrbuch für Geschichte des ländlichen Raumes 2014

Veranstalter
Rita Garstenauer, Anne Unterwurzacher Zentrum für Migrationsforschung / Institut für Geschichte des ländlichen Raumes
Veranstaltungsort
Ort
St. Pölten
Land
Austria
Vom - Bis
31.10.2013 - 31.10.2013
Deadline
31.10.2013
Von
Rita Garstenauer

Das Jahrbuch für Geschichte des ländlichen Raumes (JGLR) ist ein wissenschaftliches Forum für ländliche Umwelt-, Wirtschafts-, Politik-, Sozial- und Kulturgeschichte. Es enthält Beiträge zum jeweiligen Schwerpunktthema in den Kategorien Aufsätze, Forum und Lektüren. http://www.ruralhistory.at/de/publikationen/jglr
Das JGLR 2014 wird herausgegeben von Rita Garstenauer und Anne Unterwurzacher (beide am Zentrum für Migrationsforschung / Institut für Geschichte des ländlichen Raumes, St. Pölten).

Konzeption des Bandes:

Migration und Mobilität werden mehrheitlich als städtische Phänomene wahrgenommen und erforscht. Ländliche Räume gelten oft ausschließlich als Auswanderungsregionen, von denen aus Teile der ansässigen Bevölkerung auf direktem Weg in die städtischen Zentren wandern. Die Komplexität von Migrations- und Mobilitätsphänomenen in ländlichen Räumen gerät dadurch aus dem Blick. Von der historischen Migrationsforschung wird immer wieder darauf hingewiesen, dass solche simplen Bilder nur eingeschränkt der Realität entsprechen. Neben der Wanderung vom Land in die Stadt gab und gibt es auch den umgekehrten Weg von der Stadt aufs Land sowie dauerhafte oder zeitlich befristete Migration von einer ländlichen Region in eine andere.
Für die Periode nach 1945 steht aber auch die historische Migrationsforschung noch am Anfang. Als emblematisches Migrationsphänomen für diese Periode erscheint die Arbeitsmigration von Menschen aus der Türkei und dem damaligen Jugoslawien. Was ursprünglich als kurzfristige Gastarbeiteranwerbung intendiert war, brachte eine Vielfalt von Migrationsmustern hervor, angefangen von der vorgesehenen raschen Rückkehr über dauerhafte Zuwanderung und Familienzusammenführung bis hin zu lebenszyklisch strukturierten, zirkulären Formen oder transnationalen Lebensweisen. In den Sozialwissenschaften ist dieser Zusammenhang mittlerweile breit erforscht, in der historischen Forschung bestehen hingegen erhebliche Desiderate. Wenig beleuchtet sind die Auswanderung aus Österreich, insbesondere die Gastarbeiter/-innenmigration aus Österreich hinaus, etwa in die Schweiz, nach Deutschland oder Schweden sowie die transatlantische Auswanderung. Ein weiteres, noch weitgehend unbearbeitetes Themenfeld, sind Migrationsereignisse als Folgen der NS-Herrschaft und des 2. Weltkriegs, von der Mobilität der Displaced Persons bis zur Rückkehrmigration aus dem Exil. Kaum systematisch erforscht ist Flucht- und Asylmigration im Kontext des Kalten Kriegs und die weitere Entwicklung globaler Fluchtmigration bis heute. All diese Phänomene haben Bedeutung auch für ländliche Räume. Was bislang fehlt, ist ihre Einbettung in einen historischen Diskurs, der Migration nicht als rasch zu behebendes Gegenwartsproblem, sondern als historisch wirksamen Ereigniszusammenhang zu fassen vermag.
Mit diesem Band versuchen wir einen Schritt in diese Richtung zu machen. Wir bitten um Beiträge zum Thema Migration und ländliche Räume aus der Geschichtswissenschaft und ihren Nachbardisziplinen (etwa der Soziologie, der Kultur- und Sozialanthropologie, der Geographie oder den Planungsdisziplinen). Die räumliche Referenz dieses Bandes bilden schwerpunktmäßig Österreich und seine Nachbarländer sowie die mit ihnen verbundenen Migrationsräume weltweit. Die zeitliche Referenz ist die Periode von 1945 bis heute; weiterausholende diachrone Betrachtungen und Beiträge, die gegenstandsbedingt auch frühere Perioden einbeziehen, sind ebenfalls willkommen, sofern ein erheblicher Anteil der Ausführungen den Zeitraum seit 1945 behandeln.

Vorschläge für leitende Fragestellungen:

- Land-Stadt: Welche spezifischen Bedingungen stellen sich in ländlichen Räumen für Migration? Wie kann die Vorrangstellung des Urbanen für die Wahrnehmung und Bewertung von Migrationsphänomenen aufgebrochen werden?

- Strukturelle Integration / Identitäten: Wie gestalten sich Prozesse der Inklusion / Exklusion vor Ort in ländlichen Sozialkontexten?

- Freiwilligkeit und Zwang: Wie lassen sich Migrationsursachen im Übergangsbereich von Chancenwahrnehmung über Nachteilsvermeidung bis hin zur Einwirkung von Zwangsgewalt verorten?

- Stadt-Land-Migration, „Counterurbanisierung“, Amenity Migration: Was sind die Auswirkungen von technologischen Entwicklungen (Individualverkehr, Kommunikationstechnologien)? Welche Rolle spielen lebenszyklische Entscheidungen für den Wohnortwechsel zwischen Stadt und Land? Welche kulturellen, weltanschaulichen, aber auch ökonomischen Motive beeinflussten und beeinflussen den Wegzug aus der Stadt?

- Fokus Abwanderungsregionen: Wie wirkt sich Abwanderung auf die Herkunftsregion aus? Welche Bedingungen stellen sich für jene, die dableiben, welche Motive bestehen bzw. bestanden für die Entscheidung zu gehen oder zu bleiben?

- Langzeitfolgen von Zwangsmigration: Welche Auswirkungen haben Vertreibungen, Enteignungen und Ansiedelungen in ländlichen Gesellschaften? Welche Bedingungen stellten ländliche Kontexte für Rückkehr aus dem Exil und Restitution, bzw. für die Neuansiedelung?

- Unterbringung von geduldeten Fremden: Welche Auswirkungen hat die obrigkeitliche Unterbringung von Displaced Persons und Flüchtlingen (im weitesten Sinne) auf das ländliche Sozialgefüge?

- Migration in Geschichte und Gedächtnis: Gibt es eine Wahrnehmung von Migration nach 1945 als Teil einer „historischen Zeit“? Welche Phänomene erfahren kollektive Erinnerungspflege, welche bleiben auf das private Gedächtnis beschränkt?

Das Aufsatzmanuskript soll maximal 40.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen und Anmerkungen) umfassen. Zusätzlich ist ein englischer Abstract im Umfang von max. 1.500 Zeichen erforderlich.
Die Aufsätze sollen in deutscher Sprache verfasst sein; besonders einschlägige Beiträge können in Ausnahmefällen in englischer Sprache aufgenommen werden.
Wir bitten um die Zusendungen von Proposals im Ausmaß von einer Manuskriptseite (ca. 1800 Zeichen inkl. Leerzeichen) bis 31. Oktober 2013 an anne.unterwurzacher@migrationsforschung.at und rita.garstenauer@migrationsforschung.at .

Zeitplan:

31. Oktober 2013 Deadline Call for Papers
31. Mai 2014 Deadline Manuskripte
Oktober 2014 Geplanter Erscheinungstermin

http://www.migrationsforschung.at/de/aktuelles/call-for-articles-migration-und-mobilitaet-im-laendlichen-raum-seit-1945

English version:

http://www.migrationsforschung.at/en/news/rural-migration-and-mobility-in-post-world-war-ii-central-europe

Programm

Kontakt

Rita Garstenauer

Zentrum für Migrationsforschung / Institut für Geschichte des ländlichen Raumes
Kulturbezirk 4, 3109 St. Pölten
0043 2742 9005 16259
0043 2742 9005 16275
rita.garstenauer@migrationsforschung.at

www.migrationsforschung.at
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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