Sacro Egoismo. Vom Ende des Dreibunds zum Südtirolkonflikt

Sacro Egoismo. Vom Ende des Dreibunds zum Südtirolkonflikt

Veranstalter
Dr. Richard Lein, Fakultät für Mitteleuropäische Studien an der Andrássy Universität Budapest
Veranstaltungsort
Andrássy Universität Budapest
Ort
Budapest
Land
Hungary
Vom - Bis
01.04.2014 -
Deadline
28.03.2014
Von
Richard Lein

Die am 2. August 1914 erfolgte Neutralitätserklärung Italiens, das bis zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich den Dreibund gebildet hatte, kam für die meisten Entscheidungsträger der Habsburgermonarchie nur wenig überraschend. Die Mehrzahl der politischen und militärischen Verantwortlichen war sich vor dem Hintergrund der divergierenden Interessen Österreich-Ungarns und Italiens am Balkan und in der Adria der Brüchigkeit des Militärbündnisses schon länger bewusst gewesen, ein Umstand, der sich in umfangreichen Kriegsvorbereitungen der Habsburgermonarchie gegenüber ihrem südlichen Nachbarn niedergeschlagen hatte. Das diplomatische Tauziehen um die Gunst Italiens zwischen Mittelmächten und Entente, das auf die Neutralitätserklärung vom August 1914 folgte, gipfelte im Londoner Vertrag vom 26. April 1915, in dem die Ententemächte Italien unter anderem die Abtretung Südtirols bis zum Brenner, Triests und Istriens sowie des mittleren Dalmatiens zusicherten. Die knapp ein Monat später erfolgte Kriegserklärung Italiens sowie die darauf beginnenden Kämpfe an der für Österreich-Ungarn dritten Front brachten jedoch nicht den erwarteten oder befürchteten Zusammenbruch des Habsburgerreiches mit sich. Statt dessen führte sie zunächst sogar zu einer Steigerung des Kampfeswillens in dem bereits angeschlagenen k.u.k. Heer, galt es doch nun erneut, gegen den „Erbfeind des Reiches“ ins Feld zu ziehen. Das Hochgebirge, das bis Ende 1917 Austragungsort der meisten Kampfhandlungen an der italienischen Front war, stellt nicht zuletzt in der Erinnerung der Beteiligten einen ganz spezifischen Schauplatz dar, der sowohl durch eine hochtechnisierte und nationalisierte Form der Kriegsführung, als auch durch einen vormodernen Kampf gegen Natur und Elemente geprägt war. Das Erlebnis des „Kriegs im Karst“ prägte tausende Soldaten beider Seiten weit über das Ende des Konflikts hinaus. Als ebenso prägend erwies sich die starke Emotionalisierung des Konflikts als „Verteidigung gegen den treubrüchigen Erbfeind“ oder „Zerschlagung des österreichischen Völkerkerkers“. Dabei standen sowohl die italienischen Untertanen der Habsburgermonarchie als auch die slowenische Bevölkerung im italienischen Besatzungsgebiet stets unter Verdacht, mit dem Feind zu konspirieren, was wiederholt zu Übergriffen und Überreaktionen seitens der Behörden führte. Symbolträchtige Einzelfälle, wie jener des Reichsratsabgeordneten Cesare Battisti, der sich bei Kriegsausbruch der italienischen Armee angeschlossen hatte und nach seiner Verhaftung wegen Hochverrates hingerichtet worden war, wurden auf beiden Seiten hochstilisiert und propagandistisch ausgeschlachtet. Die emotionale Komponente des Konflikts machte jedoch letztlich auch alle Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung zunichte, war doch Italien, das unter dem Kampfruf der Befreiung seiner unter habsburgischem Joch lebenden Landsleute bereits tausende Soldaten auf dem Schlachtfeld geopfert hatte, nicht bereit, von den ihm im Londoner Vertrag zugesicherten Gebietsansprüchen abzurücken.

Programm

09.00-09.30: Eröffnung
Hendrik Hansen, Prorektor der AUB [angefragt]
Christina Griessler (netPOL/AUB), Richard Lein (MES/AUB)

09.30-11.00: Panel I
„‚Der König von Italien hat Mir den Krieg erklärt‘ Zum Ende des Dreibunds 1914-1915“, Richard Lein (AUB/MES)
„Geheime Diplomatie und Völkerrecht - der Vertrag von London“,
Dora Frey (VSR/AUB)
„Die österreichisch-ungarische Südwestfront aus militärischer Perspektive“, Wolfgang Etschmann (LvAk Wien)
Chair: Wolfram Dornik (Tabor Museum Feldbach/BIK)

11.00-11.15: Kaffeepause

11.15-12.45: Panel II
„Gegen den ‚Erzfeind‘. Die österreichisch-ungarische Kriegspropaganda
gegen Italien“, Oswald Überegger (ZRG Bozen)
„Heldinnen des Hinterlandes im Diskurs der Medien“, Gertrud
Margesin (UIBK)
„Arbeit für den Feind. Der Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen an
der Südwestfront im Dienste Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg“,
Julia Walleczek-Fritz (OeStA Wien)
Chair: Richard Lein (MES/AUB)

12.45-14.00: Mittagspause

14.00-15.30: Panel III
„Der Falken mit gestutzten Flügeln: Conrad von Hötzendorf als
Chef der ‚Heeresgruppe FM Conrad‘“, Wolfram Dornik (Tabor
Museum Feldbach/BIK)
„Landwirtschaft ohne Männer: Leerstelle der Genderforschung?
Einige Überlegungen“, Gunda Barth-Scalmani (UIBK)
„Musealisierung von Krieg an der ehemaligen Italienfront. Österreichische,italienische und slowenische Sichtweisen rund 100
Jahre nach dem Ende der Kämpfe“, Andrea Brait (INZ)
Chair: Georg Kastner (Dekan MES/AUB)

15.30-16.00: Schlusswort durch Melani Barlai (netPOL/AUB)

Kontakt

Christina Griessler

Pollack Mihaly tér 3

christina.griessler@andrassyuni.hu

http://www.andrassyuni.eu/aktuelles/veranstaltungen/konferenz-sacro-egoismo-vom-ende-des-dreibunds-zum-sudtirolkonflikt.html
Redaktion
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Deutsch
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