Das Thema des 9. NRW-Workshops Verbraucherforschung, den das Kompetenzzentrums Verbraucherforschung NRW (KVF NRW) gemeinsam mit dem Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Philipps-Universität Marburg am 23. Mai 2016 veranstaltet, ist die historische und kulturwissenschaftliche Verbraucherforschung. Interessierte Referentinnen und Referenten können bis zum 15. Februar 2016 ihre Vorschläge einreichen.

1. Verbraucherschutz – kein junges Politikfeld
Pferdefleischlasagne, Chlorhühnchen, Aromen in Schokolade, Mietpreisbremse, BSE und EHEC – Probleme des Verbrauchs, der Verbrauchsregulierung und des Verbraucherschutzes sind nicht nur ökonomisch und politisch, sondern auch kulturell und gesellschaftlich von großer Bedeutung. Produzenten, Verbraucher und Politik verhandeln im Kontext des Konsums über Fragen von Regulierung und Freiheit, über soziale Ordnungsvorstellungen und erwünschte Konsumstile, über ökonomische Rahmenbedingungen und kulturelle Identitäten. Allerdings bleiben die gegenwärtigen Diskussionen meist bemerkenswert ahistorisch. Die Verbraucherzentralen existieren in Deutschland allerdings schon seit den 1950er-Jahren. Die im weiteren Sinne verbraucherpolitische bzw. verbraucherschützende Tradition ihrer Gründungsmitglieder – Konsumgenossenschaften, Hausfrauenverbände, Wohlfahrtsverbände – geht zeitlich noch weiter zurück. Auch eine staatliche Konsum- und Konsumentenpolitik gibt es nicht erst seit der BSE-Krise Anfang der 2000er-Jahre. Zwar kam es mit der Schaffung des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) 2001 zu einem „Institutionalisierungsschub" (Janning), doch ein junges Politikfeld ist Verbraucherpolitik mitnichten. Vor diesem Hintergrund will die hier angekündigte Tagung versuchen, gegenwartsbezogene und historische Forschungen zu Verbrauch, Verbraucherinnen und Verbrauchern zusammenzubringen. Das übergeordnete Ziel ist es, die aktuellen Herausforderungen in diesem Kontext in ihrer historischen Genese zu ergründen. Das Erkenntnisinteresse richtet sich daher besonders auf die Aussagepotenziale von historischen und kulturwissenschaftlichen Analysen des Konsums und der Verbraucherpolitik in Bezug auf heutige Entwicklungen. Als Keynote Speaker konnte Professor Dr. Hartmut Berghoff (German Historical Institute, Washington, DC und Georg-August-Universität Göttingen) gewonnen werden.

2. Fachgebiete und Themen
Zu der interdisziplinären Tagung sind vor allem Referentinnen und Referenten aus den Geschichts-, Politik-, Sozial-, Wirtschafts- und Kulturwissenschaften eingeladen, die sich mit der Geschichte, Politik, der Kultur oder Schnittmengen dieser drei Perspektiven im Themenfeld Konsum beschäftigen. Willkommen sind aber auch historisch geprägte Beiträge aus allen für die Verbraucherforschung relevanten Fachrichtungen (bspw. Psychologie, Rechtswissenschaft, Informatik, Marketing, etc.), aber auch interdisziplinäre Projekte. Beispielhaft erscheinen folgende Untersuchungsgegenstände als relevant, wobei Beiträge nicht ausschließlich auf diese Themengebiete begrenzt sein müssen: Entwicklung und Wurzeln von Verbraucherbildern und -typen, politische Thematisierung und Legitimation des Konsums, Institutionen und Organisationen der Verbraucherpolitik und des Verbraucherschutzes, verbraucherpolitische Maßnahmen unterschiedlicher Regimes, organisierte Verbraucherinteressen, praktische Verbraucherarbeit, Politisierung und Moralisierung von Verbrauch und Verbrauchern.
Die ausgewählten Themen sollen in einem 20-minütigen Vortrag auf dem 9. NRW-Workshop Verbraucherforschung am Montag, den 23. Mai 2016 vorgestellt werden.

3. Deadline und Terminplanung
Bitte reichen Sie ein aussagefähiges Abstract (maximal 2000 Zeichen inkl. Leerzeichen; Titel, Autorennamen und Keywords zählen nicht dazu) und eine Kurzbiografie bis zum 15. Februar 2016 als PDF-Datei unter der folgenden URL ein: https://www.vz-nrw.de/kvfws9cfp

Bis zum 1. März 2016 erhalten Sie Nachricht über die Annahme Ihres Vorschlags. In diesem Fall werden wir Sie bitten, uns bis zum 19. Mai 2016 eine Präsentation (PowerPoint, Open/Libre Office Impress oder PDF) zuzusenden. Bitte beachten Sie, dass die Vorträge dieses Workshops als Sammelband in unserer Open-Access-Schriftenreihe „Beiträge zur Verbraucherforschung" erscheinen sollen. Die Abgabe der Manuskripte soll bis zum 30. November 2016 erfolgen.