Wissen und Berichten. Europäische Gesandtenberichte der Frühen Neuzeit in praxeologischer Perspektive

Wissen und Berichten. Europäische Gesandtenberichte der Frühen Neuzeit in praxeologischer Perspektive

Veranstalter
Prof. Dr. Christine Roll, Dr. Thomas Kirchner, Dr. Thomas Dorfner
Veranstaltungsort
Historisches Institut der RWTH Aachen, Theaterplatz 14, 52062 Aachen
Ort
Aachen
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.04.2016 - 09.04.2016
Deadline
25.03.2016
Website
Von
Dorfner, Thomas

Zu den Kulturen des Berichtens in der frühneuzeitlichen Diplomatie sind zweifelsohne in Zukunft aufschlussreiche Studien zu erwarten. Die Teilnehmer*innen der internationalen Tagung „Wissen und Berichten“ diskutieren die Voraussetzungen für die Weiterentwicklung dieses Forschungsfelds und eröffnen neue Perspektiven auf Quellen, Methoden und Fragen praxeologisch orientierter Untersuchungen europäischer Gesandtenberichte der Frühen Neuzeit.

Die Referent*innen geben in vier Sektionen aus ihren aktuellen Forschungen Impulse zu den zentralen Aspekten der Kultur europäischer Gesandtenberichte. Sektion I erschließt Sprache, Texte und Medien des Berichtens. Hier wird unter anderem der komplexen Frage nach der Autorschaft diplomatischer Berichte nachgegangen. Die Verhältnisse verschiedener Textgattungen zueinander werden diskutiert – angefangen bei Relationen, Diarien und Abschlussberichten bis hin zu Pilger- und Missionsberichten als möglichen Parallelgattungen. Schließlich gehört zur praxeologischen Erforschung der Gesandtenberichte auch eine eingehende Analyse ihrer Materialität.

Im Mittelpunkt von Sektion II steht die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft der Gesandten und dem Berichten als sozialer Praxis. Die Referent*innen dieser Sektion zeigen auf, wie Praktiken der Beschaffung, Selektion und Verschriftlichung von Informationen mit der Soziabilität von Gesandtschaftsmitgliedern verflochten waren.

Sektion III erkundet die Bedeutung der Berichte für die Gesandten. Was machte beispielsweise die „Selbstdarstellungsgeschichten“ (N. Luhmann) der Gesandten aus und wie veränderten sie sich im Verlauf der Frühen Neuzeit?

Die Beiträge von Sektion IV beleuchten schließlich Rezeption, Operationalisierung, Archivierung und Publikation der Berichte. Lässt sich beispielsweise „The Life of a Story“(J.-P. Ghobrial) rekonstruieren, beginnend mit einem Gesandtenbericht bis hin zur Veröffentlichung in einer Zeitung?

Sektionen und Beiträge bieten Anknüpfungspunkte für eine transdisziplinäre Arbeit an der Neuperspektivierung der Forschung zu Gesandtenberichten. Ziel der Tagung ist es, die Interessen und Kompetenzen eines breiten Spektrums von interessierten Fachwissenschaftlerinnen – unter anderem Sprach- und Literaturwissenschaftlerinnen und Archivwissenschaftlerinnen – ebenso einzubinden, wie Historikerinnen der frühneuzeitlichen Diplomatie- oder Wissensgeschichte.

Nach den 20-minütigen Vorträgen der Referentinnen werden die Teilnehmerinnen jeweils 25 Minuten Zeit für vertiefende Diskussionen haben. Interessent*innen werden gebeten, sich bis zum 25. März 2016 unter einer der folgenden E-Mailadressen anzumelden:

thomas.dorfner@rwth-aachen.de
thomas.kirchner@histinst.rwth-aachen.de

Programm

DONNERSTAG, 7. April 2016

14:00-14:30 Uhr:
Christine Roll (Aachen):
Begrüßung und Einleitung

SEKTION I: Sprachen, Texte und Medien des Berichtens

14:30-15:15 Uhr:
Florian Kühnel (Berlin):
Zwischen Selbstzeugnis und Ghostwriting. Zur Autorschaft diplomatischer Korrespondenz aus Istanbul am Ende des 17. Jahrhunderts

15:15-16:00 Uhr:
Arno Strohmeyer (Salzburg):
Die Medialität diplomatischer Korrespondenzen: Kaiserliche Gesandte in Konstantinopel im 17. Jahrhundert

16:30-17:15 Uhr:
Megan K. Williams (Groningen):
Recycled Rags and Dragon Intestines? Paper and Parchment in Early Modern Diplomatic Dispatches

17:15-18:00 Uhr:
Franziska Schedewie (Jena):
Bilder im Text? Aspekte der Visualisierung in diplomatischen Berichten, 1726-28

FREITAG, 8. April 2016

SEKTION II: Die Gesellschaft der Gesandten – Berichten als soziale Praxis

8:30-9:15 Uhr:
Guido Braun (Bonn):
Kulturen des Berichtens im Wandel: Transformationen konfessioneller Differenzerfahrungen in der Nuntiaturberichtspraxis der kurialen Reichstagsgesandtschaften im Reformationsjahrhundert

9:15-10:00 Uhr:
Claudia Curcuruto (Mainz):
Die Kunst des Berichtens durch Wissen und Information: Die Korrespondenzen des päpstlichen Diplomaten Francesco Buonvisi am kaiserlichen Hof zu Wien während des Pontifikats Innozenz XI. (1676-1689)

10:30-11:15 Uhr:
Matthias Pohlig (Münster):
„Lett me know every thing“: Formelle Gesandte und informelle Informanten der englischen Regierung im Spanischen Erbfolgekrieg

11:15-12:00 Uhr:
Michael Kaiser (Köln):
Der blasse Diplomat, oder: Vom Verschwinden des Schreibers hinter seinen Berichten. Das Beispiel Johanns van der Veecken im Dreißigjährigen Krieg

14:00-14:45 Uhr:
Maike Sach (Mainz):
Diplomatische (Sprach-)Praktiken als Indikatoren und Faktoren tiefgreifenden Wandels. Westliche und russische Gesandte berichten über das „veränderte“ Russland (1680-1740)

SEKTION III: Bedeutung der Berichte für die Gesandten

14:45-15:30 Uhr:
Heiko Droste (Stockholm):
„Diplomaten“ und der Nachrichtenmarkt im 17. Jahrhundert am Beispiel Schwedens

16:00-16:45 Uhr:
Dorota Dukwicz (Warschau):
The Russian Diplomatic Correspondence from the Polish-Lithuanian Commonwealth in the Second Half of 18th Century – Ambassadors’ Reports or Governors’ Accounts?

16:45-17:30 Uhr:
Lena Oetzel (Bonn/Salzburg):
Zwischen Weisungsgebundenheit und persönlichen Sichtweisen: die kursächsischen Gesandten auf dem Westfälischen Friedenskongress im Spiegel ihrer Berichterstattung

SAMSTAG, 9. April 2016

SEKTION IV: Rezeption und Publikation der Berichte

9:00-9:45 Uhr:
Dorothée Goetze (Bonn):
Untersuchung zur Zirkulation und Rezeption kaiserlicher Gesandtenberichte vom Westfälischen Kongress am Kaiserhof

9:45-10:30 Uhr:
Jacek Kordel (Warschau):
Verlesen und Zirkulation der Gesandtenberichte am kursächsischen Hof unter Friedrich August III.

11:00-11:45 Uhr:
Alexander Denzler (Eichstätt):
Der Berichtsalltag im römisch-deutschen Reich anlässlich der Visitation des Reichskammgerichts von 1767 bis 1776

11:45-12:30 Uhr:
Abschlussdiskussion

12:30 Uhr:
Ende der Tagung

Die Tagung „Wissen und Berichten“ wird gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung.

Kontakt

Thomas Dorfner, Thomas Kirchner

RWTH Aachen, Historisches Institut, Theaterplatz 14, 52062 Aachen

+49-(0)241 80 26025
+49-(0)241-80-22357

thomas.dorfner@rwth-aachen.de
thomas.kirchner@histinst.rwth-aachen.de