Creative Selection. Emending and Forming medieval Memory

Creative Selection. Emending and Forming medieval Memory

Veranstalter
PD Dr. Gerald Schwedler, Historisches Seminar der Universität Zürich; Prof. Dr. Sebastian Scholz, Historisches Seminar der Universität Zürich
Veranstaltungsort
Universität Zürich, Karl Schmid Str. 4, 8006 Zürich, Ko2 F152
Ort
Zürich
Land
Switzerland
Vom - Bis
03.11.2016 - 05.11.2016
Von
PD Dr. Gerald Schwedler

Nur wenige Zweige der historisch arbeitenden Wissenschaften nehmen sich der Frage nach dem Vergessen als kulturellem, wandelbarem Phänomen an. Dies hängt nicht unerheblich mit dem komplexen Charakter von Vergessen und Wissensverlust zusammen. Vergessen stand nicht im Fokus von Disziplinen und Fachtraditionen und es gibt bis anhin keine ausgereifte Methodik, die das weite Feld befriedigend erfassen könnte. Die meiste Aufmerksamkeit zollten Untersuchungen zu Gedächtnis und Erinnerungsvermögen dem Vergessen. Es ist auch ein steter Begleiter der Geschichte (Comes historiae oblivio), so dass sich Geschichtsschreiber bisweilen als Vorkämpfer gegen das Vergessen sehen konnten, indem sie Wissenswertes bewahrten. Zentral für die historisch arbeitenden Wissenschaften ist jedoch, dass sich das Vergessen als konkreter Vorgang in den Quellen nie explizit niederschlägt. Es ist in gewisser Weise unwillkürlicher Teil, wenn nicht Zentrum des sprichwörtlichen blinden Flecks. Erst wenn ausreichend Orientierungswissen vorhanden ist, sind differenzierte Aussagen über das Vorhandensein oder Fehlen von Informationen im zu erwartenden Wissensbefund möglich. Nur durch eingehende Bewertung der Kontexte lässt sich das Vergessen überhaupt feststellen. Da es dabei um die Frage eines „vorher-nachher“ von Wissensbeständen geht, eignet sich eine historische Methode für die Befundauswertung besonders. Mit ihr können Phänomene wie das aktive Vorgehen gegen Gedenken, gegen Träger von Erinnerung, aber auch Verfahrensweisen eines gesteuerten „dem-Vergessen anheim-fallen-Lassen“ sowie der Unterdrückung von Erinnerung, der damnatio memoriae erfasst werden. Wird Vergessen entsprechend nicht nur als Wissensverlust bewertet, sondern in seinen Funktionsweisen zeitspezifisch in seinem jeweiligen Anspruch begriffen, kommt man dem Vergessen in der Vergangenheit im Sinne einer Geschichte des Vergessens näher.

Das Ziel der Tagung ist nun, erstmals die unterschiedlichen Formen eines methodisch schwer greifbaren Vergessens in der Geschichte zu bündeln und für die wissenschaftliche Fachöffentlichkeit im Bereich der historischen Forschung aufzubereiten. Aufbauend auf der Methode, die in den Arbeiten von Patrick Geary (Phantoms of Rememberance) vorgestellt wurden und den von den Antragsstellern entwickelten Zugriffen auf Wissensumstrukturierung und –verlust (damnatio memoriae) wird versucht, eine Neuperspektivierung von Geschichtswissen zu bewirken.

Programm

Thursday, 3 November 2016
16.30
Gesine Krüger (Zürich): Welcome Address
Gerald Schwedler (Zürich), Sebastian Scholz (Zürich): Introduction
17.00
Patrick Geary (Princeton): Remembering and Forgetting Phantoms of Remembrance: Social Memory and Oblivion in Medieval History after Twenty Years

Friday 4 November 2016
9.00-10.00
Walter Pohl (Wien): Phantoms of Identity in Early Medieval Historiography

10.30-11.30
Ian Wood (Leeds): The selective Memory of Jonas of Bobbio

11.30-12.30
Michael J. Kelly (New York): Gundemar the Ghost, Isidore the Historian: Rethinking Visigothic History from the Whispers of its Literature

14.30-15.30
Steffen Diefenbach (Konstanz): Briefkultur und Hagiographie. Eliten und memoriale Vernetzung im poströmischen Gallien

16.00-17.00
Helmut Reimitz (Princeton): Erinnern und Vergessen in den Genealogien der Karolinger

17.00-18.00
Philippe Depreux (Hamburg)
'In ornamento totius palatii?' Selektive Wahrnehmung der königlichen
Entourage in frühmittelalterlichen Quellen

Saturday 5 November 2016
9.00-10.00
Stefan Esders (Berlin): Überlegungen zur Materialauswahl und-aufbereitung in frühmittelalterlichen Kirchenrechtssammlungen

10.30-11.30
Gerda Heydemann (Wien/Berlin): Old Testament and New Law: Biblical Past(s) and Biblical Norms in Carolingian Law and Exegesis

11.30-12.30
Jörg Sonntag (Dresden): Phantoms of Remembrance in Medieval Religious Life

12.30-13.00
Discussion
Gordon Blennemann (Montréal): Final Remarks

Kontakt

PD Dr. Gerald Schwedler
Historisches Seminar
Universität Zürich
Karl Schmid Str. 4
8006 Zürich
gerald.schwedler@hist.uzh.ch

Hanni Geiser
geiser@hist.uzh.ch

http://www.hist.uzh.ch/dam/jcr:9bbb68f9-b315-413d-bc5c-6a502c2fea3f/ProgrammCreativeSelection2016.pdf
Redaktion
Veröffentlicht am
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Region(en)
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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